Augsburger Allgemeine (Land West)
Ärger um die offene Ganztagsschule
An der Eichenwaldschule Neusäß soll es ein neues Betreuungskonzept geben
Betreuung nach der Schule, ein warmes Mittagessen und Hilfe bei den Hausaufgaben – das schätzen Eltern an der Ganztagsschule. Aber dass sie ihre Kinder nicht abholen können, wann sie wollen, stört viele. In Neusäß gibt es Ärger an der Eichenwaldschule.
Neusäß So richtig verstehen kann Dritte Bürgermeisterin Monika Uhl die Aufregung nicht. Weil die Nachmittagsbetreuung an der Eichenwaldschule erweitert werden und ein Angebot der offenen Ganztagsschule für die Grundschule (OGTS) geschaffen werden soll, hat die Politik den Weg dafür frei gemacht. „Das hat der Ausschuss für Kultur, Bildung, Schule und Sport im vergangenen Dezember beschlossen“, berichtet Uhl. Doch einige Eltern fühlen sich übergangen. Sie sind nicht damit einverstanden, dass die bisherige Mittagsbetreuung ersetzt wird. Dabei komme die Nachfrage aus der Elternschaft, betont Bürgermeister Richard Greiner: In einer Elternumfrage bei allen Neusässer Vorschuleltern sowie Familien mit Erst- und Drittklässlern kam heraus, dass die Mehrheit solch eine Betreuungsform wünscht.
Bislang gibt es an der Eichenwaldschule die Mittagsbetreuung, von einem Elternverein organisiert. Bis zu 50 Kindern werden betreut, je nach Vereinbarung bis 14 oder 16 Uhr. Finanziert wird das Angebot unter anderem über Elternbeiträge. Was sich mit der offenen Ganztagsschule nun ändert: Hier werden die Kinder am Anfang des Schuljahres für mindestens zwei Nachmittage pro Woche und bis 14 oder 16 Uhr fest angemeldet. Ausgebildetes Personal wird über einen Träger bereitgestellt, der freilich bei Krankheit oder Urlaub auch für Ersatz sorgt. Für die Eltern ist das Modell kostenlos, für die Stadt Neusäß wird es teurer als bisher. Rechtlich ist es nicht möglich, neben der OGTS auch eine Mittagsbetreuung zu betreiben.
Was sich für die Eltern zudem verändert: Spontan das Kind früher abholen, weil man selbst einen freien Nachmittag hat, das geht in der Regel nicht. Die OGTS ist eine schulische Veranstaltung wie Unterricht. Wer nicht kommt, muss dafür einen triftigen Grund haben.
In dieser Woche haben sich die Schulleitung und Bürgermeister Greiner nun mit den betroffenen Eltern getroffen. Dort sollte das neue Konzept noch einmal erläutert werden. Greiner sieht nur Vorteile: Unter anderem werde die Betreuung bis auf die Kosten für das Mittagessen kostenlos für die Eltern, zudem beinhaltet das Konzept der offenen Ganztagsschule, dass schriftliche Hausaufgaben gemeinsam und betreut erledigt werden. Um das Angebot allen Neusässer Grundschülern zugänglich zu machen, wurde die Eichenwaldschule als zentraler Standort ausgewählt. Wer beispielsweise aus Steppach an der OGTS teilnehmen will, kann mit dem Schulbus fahren.
Jahrelang habe die Zusammenarbeit mit dem Elternverein gut geklappt, man sei zufrieden gewesen, versuchte Elternbeiratsvorsitzender Thomas Löflath eine Erklärung für die Aufregung in Teilen der Elternschaft. Schulleiterin Jutta Gasteiger berichtet, dass die Stimmung bei dem Treffen teilweise sehr emotional war. Für die Schule ist der Übergang zur OGTS ein Teil des Entwicklungsprogramms, das in sämtlichen Schulgremien gemeinsam beschlossen wird. Dabei versuche man auf jeden Fall, eine Lösung zu finden, die zu Neusäß passt, so Dritte Bürgermeisterin Monika Uhl. Der Schulverband habe sich deshalb einstimmig für Thomas Morus als Trägerverein entschieden. Dort werde zudem geprüft, ob das derzeitige Personal des Mittagsbetreuungsvereins übernommen werden kann. Der Elternverein sei übrigens von Anfang an in die Überlegungen der Stadt einbezogen gewesen.