Augsburger Allgemeine (Land West)
Tonnenweise Ackerboden in der Roth
Experten erklären, wie Landwirte ihre Felder schützen können und Schlamm und Sand nicht mehr im Fluss landen
Horgau In den Fünfzigerjahren wurde die Roth begradigt, und in den Sechzigern folgte im Rothtal die Flurbereinigung. Damals mussten die zuständigen Behörden, Wasserwirtschaftsund Landwirtschaftsamt, bei den Landwirten viel Überzeugungsarbeit leisten. Heute versucht das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) die Grundstücksbesitzer zu gewinnen, beim Projekt „Bodenständig“mitzumachen, um die Sünden von damals zu reparieren und die Wasserläufe wieder naturnah zu gestalten.
Eine bemerkenswerte Anzahl von Landwirten und Kommunalpolitikern folgte jetzt der Einladung des Amts für ländliche Entwicklung zu einer Infoveranstaltung. Mit der Aktion „Bodenständig“soll die Wasserqualität der Roth verbessert und die Eintragung von durchschnittlich einer Tonne Schlamm pro Tag in den Rothsee bei Zusmarshausen verhindert beziehungsweis reduziert werden. Um nicht falsch verstanden zu werden: „Es gehe hier nicht in ersten Linie um den Rothsee, sondern um die Roth“, betonten Sachverständiger Tobias Pape und Projektleiter Bernhard Bacherle vom ALE.
Von Kutzenhausen über Horgau und Streitheim bis hin nach Zusmarshausen werden vor allem bei Starkregen tonnenweise bester Ackerboden in die Zuflüsse und dann in die Roth geschwemmt. Das verschmutzt nicht nur das Gewässer, sondern mindert zusätzlich das Kapital der Bauern, nämlich den wertvollen Boden auf ihren Grundstücken für den Anbau der Feldfrüchte. Deshalb warben beide Fachleute für Maßnahmen, um dies in Zukunft einzudämmen. Vor fünf Jahren wurde das Projekt ins Leben gerufen, und die ersten Erfolge haben sich bereits eingestellt. So begrünen schon die ersten Landwirte sogenannte Pufferstreifen zwischen Wasserlauf und Ackerland. Diese Flächen verhindern bei Starkregen, dass der Ackerboden ins Wasser geschwemmt wird. Doch dies reicht bei Weitem nicht aus. Weitere bauliche Maßnahmen sind notwendig.
Da die Roth und die zuführenden Wasserläufe eine hohe Fließgeschwindigkeit haben, wären Krümmungen, Mulden oder Barrieren von großem Vorteil. Dies treffe in erster Linie auf die mit Betonschalen ausgelegten Gräben, die kilometerweit in der Flur bestehen, zu. Hier könne man auf Teilstücken die Schalen zertrümmern oder entfernen, damit dann Pflanzen die Geschwindigkeit verringern. So habe man festgestellt, dass ein begrünter Wasserlauf die Geschwindigkeit des Wassers um 60 Prozent vermindere und durch zusätzliche Mulden und Ausbuchtungen der Ackerboden oder der Sand nicht mehr weitertransportiert wird. Dies alles wurde vor 50 Jahren nicht beachtet.
Die Referenten appellierten zudem an die Landwirte, gerade bei Maisflächen durch Untersaaten und richtige Bewirtschaftung den Bodenabtrag zu stoppen. „Wir müssen wieder zu einer zukunftsfähigen Landschaft kommen, an denen die Landwirte, Gemeinden und staatlichen Fachverwaltungen beteiligt sind“, betonten Pape und Bacherle. Das Ziel solle sein, gemeinsam die Bodenfruchtbarkeit, gesunde Gewässer und die Kulturlandschaft zu erhalten.
Angesprochen auf die Kosten, die auf die Landwirte zukommen, gab es Tipps von den Fachleuten. So beteilige sich laut Julia Geiger vom Flurbereinigungsamt ihre Behörde bei freiwilligem Landtausch, bei Neuordnungen im geringen Umfang aufgrund von „Bodenständig“und bei der dann notwendigen Vermessung. Auch die dann fälligen Grundbuchgebühren würden vom Amt übernommen. Da es in Bayern im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern zu diesem Thema noch keine gesetzliche Verordnung gibt, appellierten die Experten und auch die beiden Bürgermeister Thomas Hafner (Horgau) und Bernhard Uhl (Zusmarshausen) an die Landwirte, sich freiwillig am Projekt zu beteiligen. Gewinner seien dann alle.