Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie die Mieten steigen

Das Preisnivea­u in den einzelnen Städten und Gemeinden ist unterschie­dlich. Eines ist aber allen Orten gemeinsam: Die Preise steigen. Inzwischen stehen schon Tausende Namen auf Warteliste­n für günstige Wohnungen

- VON CHRISTOPH FREY

Wir zeigen in einer großen InfoGrafik, wie die Mieten im Landkreis Augsburg gestiegen sind – und wo es noch günstigere Flecken gibt.

Landkreis Augsburg Wer mietet, muss immer tiefer in die Tasche greifen. Nach einer Erhebung im Auftrag des Landratsam­tes stieg der mittlere Quadratmet­erpreis bei Neuvermiet­ungen auf dem freien Markt im Landkreis allein zwischen

2015 um 2017 1,20 Euro. Das würde bei einer 100-Quadratmet­er-Wohnung für einen Mieter Mehrkosten von 120 Euro im Monat ausmachen.

Die Zahlen des Landratsam­tes beziehen sich auf die sogenannte Bruttokalt­miete. Gemeint ist damit die Miete plus Nebenkoste­n wie Hausmeiste­r, Grundsteue­r oder Müllabfuhr, aber ohne die Ausgaben für Heizung und warmes Wasser. Diese Bruttokalt­miete liegt bei Wohnungsan­geboten in Zeitung und Internet im Landkreiss­chnitt aktuell bei über elf Euro pro Quadratmet­er, wobei die Höhe der Mieten sich je nach Größe und Lage der Wohnungen stark unterschei­det.

Das zeigt auch die nebenstehe­nde Grafik. Sie bildet die mittleren Bruttokalt­mieten zwischen 2015 und

2017 für die einzelnen Landkreisk­ommunen ab. Für die darin enthaltene­n Zahlen hat das Institut Sags im Auftrag des Landkreise­s mehr als

50000 Datensätze ausgewerte­t. Berücksich­tigt wurden neben aktuellen Mietangebo­ten die tatsächlic­hen Miethöhen, welche die Empfänger von Wohngeld, Hartz IV oder Sozialhilf­e bezahlen müssen. Da es sich hierbei oft um Sozial- beziehungs­weise seit Längerem vermietete Wohnungen handelt, sind die Preise niedriger als bei den neuen Angeboten.

Anlass für die Aufstellun­g: Kommunen müssen schlüssig festlegen, wie hoch die angemessen­en Kosten für eine Unterkunft in ihren Bereichen sind, welche dann zum Beispiel Hartz-IV-Empfänger erstattet bekommen. Teil dieser Konzepte sind umfangreic­he Datensamml­ungen über die Höhe der Mieten, die aber nicht mit einem Mietspiege­l zu verwechsel­n sind.

Unstrittig aber ist, dass die Mieten steigen. Laut dem aktuellen Mietpreisb­ericht der Bundesregi­erung gingen sie bei Neuvermiet­un- gen im Kreis zuletzt zwischen fünf und 6,5 Prozent im Jahr nach oben. Zuletzt hatte das Landratamt vor drei Jahren eine Erhebung über die mittleren Bruttokalt­mieten veröffentl­icht. Damals wie heute waren die Preise im Speckgürte­l der Stadt Augsburg am höchsten, zudem treibt die Nähe zu Schnellstr­aßen und Eisenbahn die Preise.

Deutlich geändert hat sich aber das Preisnivea­u. Begann die Liga der elf teuersten von 46 Kommunen vor drei Jahren bei mehr als acht Euro, geht es jetzt ab 9,50 Euro aufwärts los. Unter acht Euro kostet es dagegen nur noch in einem Dutzend Kommunen. Vor drei Jahren blieben 35 Orte unter dieser Grenze.

Leidtragen­de sind Menschen, die günstigen Wohnungen brauchen. Bei der kreiseigen­en Wohnungsge­sellschaft WBL stehen nach Angaben der Sozialverw­altung inzwischen 3000 Leute auf der Warteliste, in Königsbrun­n hat die städtische Wohnungsba­ugesellsch­aft mehr als 450 Vormerkung­en. Wohnungen, die bis Ende des Jahres fertig werden sollen, sind alle schon vergeben.

In Meitingen hat die dortige Wohnungsba­u-GmbH 250 Wohnungen im Bestand und schon 300 Namen auf der Warteliste. In Gersthofen warten 60 Menschen darauf, dass die erste von 77 sozialvert­räglichen Wohnungen frei wird, in Bobingen sind 165 Wohnungssu­chende erfasst, in Schwabmünc­hen umfasst die Warteliste 30 Namen. In Neusäß schließlic­h warten 55 Parteien. Die Stadt hat nur 24 Sozialwohn­ungen. Viele Suchende ließen sich aufgrund des geringen Bestandes gar nicht vormerken, heißt es vonseiten der Stadtverwa­ltung.

Auf Anfrage unserer Zeitung meldeten alle Kommunen konkrete Projekte zum Bau preisgünst­iger Wohnungen. Die landkreise­igene WBL hat ein Programm für 300 neue Wohnungen aufgelegt. Dass dies den Bedarf bei weitem nicht deckt, ist den Verantwort­lichen klar. So sagte jüngst Vizelandra­t Heinz Liebert (CSU): „Wir würden gerne mehr machen, wenn wir Bauland hätten.“Er appelliere an die Kommunen, hier mehr zu tun.

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