Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie die Mieten steigen
Das Preisniveau in den einzelnen Städten und Gemeinden ist unterschiedlich. Eines ist aber allen Orten gemeinsam: Die Preise steigen. Inzwischen stehen schon Tausende Namen auf Wartelisten für günstige Wohnungen
Wir zeigen in einer großen InfoGrafik, wie die Mieten im Landkreis Augsburg gestiegen sind – und wo es noch günstigere Flecken gibt.
Landkreis Augsburg Wer mietet, muss immer tiefer in die Tasche greifen. Nach einer Erhebung im Auftrag des Landratsamtes stieg der mittlere Quadratmeterpreis bei Neuvermietungen auf dem freien Markt im Landkreis allein zwischen
2015 um 2017 1,20 Euro. Das würde bei einer 100-Quadratmeter-Wohnung für einen Mieter Mehrkosten von 120 Euro im Monat ausmachen.
Die Zahlen des Landratsamtes beziehen sich auf die sogenannte Bruttokaltmiete. Gemeint ist damit die Miete plus Nebenkosten wie Hausmeister, Grundsteuer oder Müllabfuhr, aber ohne die Ausgaben für Heizung und warmes Wasser. Diese Bruttokaltmiete liegt bei Wohnungsangeboten in Zeitung und Internet im Landkreisschnitt aktuell bei über elf Euro pro Quadratmeter, wobei die Höhe der Mieten sich je nach Größe und Lage der Wohnungen stark unterscheidet.
Das zeigt auch die nebenstehende Grafik. Sie bildet die mittleren Bruttokaltmieten zwischen 2015 und
2017 für die einzelnen Landkreiskommunen ab. Für die darin enthaltenen Zahlen hat das Institut Sags im Auftrag des Landkreises mehr als
50000 Datensätze ausgewertet. Berücksichtigt wurden neben aktuellen Mietangeboten die tatsächlichen Miethöhen, welche die Empfänger von Wohngeld, Hartz IV oder Sozialhilfe bezahlen müssen. Da es sich hierbei oft um Sozial- beziehungsweise seit Längerem vermietete Wohnungen handelt, sind die Preise niedriger als bei den neuen Angeboten.
Anlass für die Aufstellung: Kommunen müssen schlüssig festlegen, wie hoch die angemessenen Kosten für eine Unterkunft in ihren Bereichen sind, welche dann zum Beispiel Hartz-IV-Empfänger erstattet bekommen. Teil dieser Konzepte sind umfangreiche Datensammlungen über die Höhe der Mieten, die aber nicht mit einem Mietspiegel zu verwechseln sind.
Unstrittig aber ist, dass die Mieten steigen. Laut dem aktuellen Mietpreisbericht der Bundesregierung gingen sie bei Neuvermietun- gen im Kreis zuletzt zwischen fünf und 6,5 Prozent im Jahr nach oben. Zuletzt hatte das Landratamt vor drei Jahren eine Erhebung über die mittleren Bruttokaltmieten veröffentlicht. Damals wie heute waren die Preise im Speckgürtel der Stadt Augsburg am höchsten, zudem treibt die Nähe zu Schnellstraßen und Eisenbahn die Preise.
Deutlich geändert hat sich aber das Preisniveau. Begann die Liga der elf teuersten von 46 Kommunen vor drei Jahren bei mehr als acht Euro, geht es jetzt ab 9,50 Euro aufwärts los. Unter acht Euro kostet es dagegen nur noch in einem Dutzend Kommunen. Vor drei Jahren blieben 35 Orte unter dieser Grenze.
Leidtragende sind Menschen, die günstigen Wohnungen brauchen. Bei der kreiseigenen Wohnungsgesellschaft WBL stehen nach Angaben der Sozialverwaltung inzwischen 3000 Leute auf der Warteliste, in Königsbrunn hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft mehr als 450 Vormerkungen. Wohnungen, die bis Ende des Jahres fertig werden sollen, sind alle schon vergeben.
In Meitingen hat die dortige Wohnungsbau-GmbH 250 Wohnungen im Bestand und schon 300 Namen auf der Warteliste. In Gersthofen warten 60 Menschen darauf, dass die erste von 77 sozialverträglichen Wohnungen frei wird, in Bobingen sind 165 Wohnungssuchende erfasst, in Schwabmünchen umfasst die Warteliste 30 Namen. In Neusäß schließlich warten 55 Parteien. Die Stadt hat nur 24 Sozialwohnungen. Viele Suchende ließen sich aufgrund des geringen Bestandes gar nicht vormerken, heißt es vonseiten der Stadtverwaltung.
Auf Anfrage unserer Zeitung meldeten alle Kommunen konkrete Projekte zum Bau preisgünstiger Wohnungen. Die landkreiseigene WBL hat ein Programm für 300 neue Wohnungen aufgelegt. Dass dies den Bedarf bei weitem nicht deckt, ist den Verantwortlichen klar. So sagte jüngst Vizelandrat Heinz Liebert (CSU): „Wir würden gerne mehr machen, wenn wir Bauland hätten.“Er appelliere an die Kommunen, hier mehr zu tun.