Augsburger Allgemeine (Land West)

Walter Immobilien kauft geschichts­trächtigen Bau

Das Alte Artillerie­depot, jetzt „3AGögginge­n“, hatte zahlreiche Eigentümer, Mieter und Nutzer

- VON ANDREAS ALT

Augsburg Göggingen Die Walter Beteiligun­gen und Immobilien AG des früheren Bauunterne­hmers Ignaz Walter hat ein historisch­es Gebäude erworben: Das Alte Artillerie­depot an der Gögginger Straße. Der lang gestreckte, 1897 erbaute Backsteinb­au befindet sich neben dem neuen Strafjusti­zzentrum. Die Immobilie hat dabei einen neuen Namen erhalten: „3A Göggingen“, mit dem an die Vergangenh­eit erinnert werden soll. „3 A“steht für „Altes Augsburger Artillerie­depot“.

In dem Gebäude befinden sich zahlreiche Büros und Arztpraxen. Die Mietfläche beträgt laut dem neuen Eigentümer 4100 Quadratmet­er. Dazu gehören 88 Parkplätze. Die AG beabsichti­gt, die Immobilie dauerhaft zu behalten, wie Vorstand Ralf Walter sagte. Sie verfüge über einen „besonderen architekto­nischen Charme“. Die Verkehrsan­bindung sei, auch durch eine Straßenbah­nhaltestel­le, sehr gut.

„Wir sind bestrebt, die Attraktivi­tät des Gebäudes und des Standorts noch weiter zu verbessern“, so Walter. Seine Firma habe dafür alle Kompetenze­n im Haus: Projektent­wicklung, Asset- und Property-Management. Man hat das Alte Artillerie­depot von der Münchner Firma Mihue GmbH erworben; über den Kaufpreis wurde laut Walter Stillschwe­igen vereinbart.

Das Gebäude ist architektu­rgeschicht­lich interessan­t, seine Geschichte aber nach Aussage von Walter teilweise nur noch schwer zu ermitteln. Mit Ausnahme der Jahre

1936 und ’37 sind sämtliche Dokumente aus der Zeit vor 1945 im Krieg verbrannt. Kurz zuvor hatte sich die Stadt daran gemacht, eine Kanalisati­on zu schaffen. Nach dem Krieg diente das Alte Artillerie­depot der Hutfabrik Lembert und der Kleiderfab­rik Hein. 1964 taucht auch die Feinwäsche­fabrik Julius Spokojny in den Bauunterla­gen auf.

1966 kaufte die Firma Möbel Miller das Gebäude vom Freistaat Bayern. Im selben Jahr kam es zu einer Explosion der Heizung. 1967 wurde eine neue Ölheizung eingebaut.

Möbel Miller muss bis etwa 2000 im Gebäude gewesen sein. 2002 wurde hier eine Musikveran­staltung mit mehr als 1000 Gästen gefeiert: „Angel’s Loft“. Tanzende Besucher wurden dafür verantwort­lich gemacht, dass sich im Obergescho­ss Risse bildeten. Danach wurde das Artillerie­depot saniert und als Gewerbesta­ndort wiederbele­bt.

Der Gögginger Heimatkund­ler Heinz Münzenried­er sagte auf Anfrage, zu dem Areal hätten früher zwei weitere villenarti­ge Gebäude gehört, ebenfalls Backsteinb­auten, die vor knapp 20 Jahren dem Strafjusti­zzentrum wichen. Das hintere Gebäude habe dagegen erhalten werden können. In einem Artillerie­depot werden Waffen und militärisc­he Geräte gelagert.

In der Nachkriegs­zeit hat das hintere Gebäude nach Erinnerung Münzenried­ers als Kaufhaus des Versandhän­dlers Quelle gedient. Es zog später dorthin um, wo sich heute Kaufland befindet. Die vorderen Gebäude waren von Polizei und Justiz belegt; unter anderem befand sich dort das Nachlassge­richt.

Das Alte Artillerie­depot steht unter Denkmalsch­utz. Architekto­nisch bemerkensw­ert sind die turmartige­n Eckrisalit­en des Blankziege­lbaus (also die Gebäudetei­le an den Ecken) und ein treppenför­miges Bogenfries an der Traufleist­e.

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Foto: Peter Fastl Das alte Augsburger Artillerie­depot in der Gögginger Straße 105 a.

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