Augsburger Allgemeine (Land West)
Walter Immobilien kauft geschichtsträchtigen Bau
Das Alte Artilleriedepot, jetzt „3AGöggingen“, hatte zahlreiche Eigentümer, Mieter und Nutzer
Augsburg Göggingen Die Walter Beteiligungen und Immobilien AG des früheren Bauunternehmers Ignaz Walter hat ein historisches Gebäude erworben: Das Alte Artilleriedepot an der Gögginger Straße. Der lang gestreckte, 1897 erbaute Backsteinbau befindet sich neben dem neuen Strafjustizzentrum. Die Immobilie hat dabei einen neuen Namen erhalten: „3A Göggingen“, mit dem an die Vergangenheit erinnert werden soll. „3 A“steht für „Altes Augsburger Artilleriedepot“.
In dem Gebäude befinden sich zahlreiche Büros und Arztpraxen. Die Mietfläche beträgt laut dem neuen Eigentümer 4100 Quadratmeter. Dazu gehören 88 Parkplätze. Die AG beabsichtigt, die Immobilie dauerhaft zu behalten, wie Vorstand Ralf Walter sagte. Sie verfüge über einen „besonderen architektonischen Charme“. Die Verkehrsanbindung sei, auch durch eine Straßenbahnhaltestelle, sehr gut.
„Wir sind bestrebt, die Attraktivität des Gebäudes und des Standorts noch weiter zu verbessern“, so Walter. Seine Firma habe dafür alle Kompetenzen im Haus: Projektentwicklung, Asset- und Property-Management. Man hat das Alte Artilleriedepot von der Münchner Firma Mihue GmbH erworben; über den Kaufpreis wurde laut Walter Stillschweigen vereinbart.
Das Gebäude ist architekturgeschichtlich interessant, seine Geschichte aber nach Aussage von Walter teilweise nur noch schwer zu ermitteln. Mit Ausnahme der Jahre
1936 und ’37 sind sämtliche Dokumente aus der Zeit vor 1945 im Krieg verbrannt. Kurz zuvor hatte sich die Stadt daran gemacht, eine Kanalisation zu schaffen. Nach dem Krieg diente das Alte Artilleriedepot der Hutfabrik Lembert und der Kleiderfabrik Hein. 1964 taucht auch die Feinwäschefabrik Julius Spokojny in den Bauunterlagen auf.
1966 kaufte die Firma Möbel Miller das Gebäude vom Freistaat Bayern. Im selben Jahr kam es zu einer Explosion der Heizung. 1967 wurde eine neue Ölheizung eingebaut.
Möbel Miller muss bis etwa 2000 im Gebäude gewesen sein. 2002 wurde hier eine Musikveranstaltung mit mehr als 1000 Gästen gefeiert: „Angel’s Loft“. Tanzende Besucher wurden dafür verantwortlich gemacht, dass sich im Obergeschoss Risse bildeten. Danach wurde das Artilleriedepot saniert und als Gewerbestandort wiederbelebt.
Der Gögginger Heimatkundler Heinz Münzenrieder sagte auf Anfrage, zu dem Areal hätten früher zwei weitere villenartige Gebäude gehört, ebenfalls Backsteinbauten, die vor knapp 20 Jahren dem Strafjustizzentrum wichen. Das hintere Gebäude habe dagegen erhalten werden können. In einem Artilleriedepot werden Waffen und militärische Geräte gelagert.
In der Nachkriegszeit hat das hintere Gebäude nach Erinnerung Münzenrieders als Kaufhaus des Versandhändlers Quelle gedient. Es zog später dorthin um, wo sich heute Kaufland befindet. Die vorderen Gebäude waren von Polizei und Justiz belegt; unter anderem befand sich dort das Nachlassgericht.
Das Alte Artilleriedepot steht unter Denkmalschutz. Architektonisch bemerkenswert sind die turmartigen Eckrisaliten des Blankziegelbaus (also die Gebäudeteile an den Ecken) und ein treppenförmiges Bogenfries an der Traufleiste.