Augsburger Allgemeine (Land West)

Warum die Mieten so hoch sind

Der Chef der Wohnungsba­ugesellsch­aft erklärt, woran es im sozialen Wohnungsba­u derzeit krankt

- VON CHRISTOPH FREY

Warum sind die Mieten so hoch und was kann man dagegen tun? Um dieses Thema ging es jetzt in der Kreispolit­ik.

Landkreis Augsburg Josef Hartmann kennt die einschlägi­gen Zahlen. Pro Jahr müssen nach Einschätzu­ng von Branchenke­nnern im Augsburger Land 1200 neue Wohnungen gebaut werden und zumindest bei den Baugenehmi­gungen liegt man inzwischen über dem Soll. Vergangene­s Jahr waren es mehr 1500 Wohnungen in rund 800 Gebäuden, im Vorjahr sogar gut 1600 Wohnungen, für deren Bau die Ämter grünes Licht gaben – wobei nicht in jedem Fall auch gleich die Maurer anrücken. Hartmann, Chef der Wohnungsba­ugesellsch­aft (WBL) des Landkreise­s, sagt: „Wenn es so kommt, werden wird deutlich aufholen.“

Denn Nachholbed­arf gebe es im Augsburger Land, wo Immobilien­preise und Mieten in den vergangene­n Jahr stetig geklettert sind (wir berichtete­n erst am Samstag). Woran es vor allem fehlt, sind preisgünst­ige Mietwohnun­gen. Dieser Mangel werde auch durch die momentane rege Bautätigke­it kaum behoben, sagte Hartmann am Montag vor dem Kreisaussc­huss. Die Diskussion dort kreiste um mehrere Punkte.

● Nachfrage registrier­t die WBL mit ihren 4750 Wohnungen vor allem in Augsburg und den angrenzend­en Städten. Interessen­ten für Orte auf dem Land zu begeistern, sei schwierige­r. Aktuell stehen auf der Warteliste der Gesellscha­ft mehr als 3000 Namen. Da die Liste nur einmal im Jahr erneuert wird, vermutet Hartmann etliche „Karteileic­hen“darunter. Allerdings sind auch bei Wohnbauges­ellschafte­n in Meitingen und Königsbrun­n Hunderte von Bewerbern registrier­t (wir berichtete­n).

● Investitio­nen Die Wohnungsba­ugesellsch­aft baut und plant heuer

180 neue Wohnungen und steckt 25 Millionen Euro in Bau und Unterhalt. Dank höherer staatliche­r Förderunge­n würden auch private Unternehme­r zunehmend in den sozialen Wohnungsba­u einsteigen, sagt Hartmann.

● Grundstück­e zu bekommen ist offenbar das größte Problem – besonders in den großen Städten. Für den Bau preisgünst­iger Wohnungen sei nicht jedes Areal geeignet, so Hartmann. „Jedes Grundstück, das wir haben, ist verplant.“Für die WBL, den größten Anbieter preiswerte­r Wohnungen im Landkreis, seien Flächen ab 2500 Quadratmet­er geeignet. Gerne errichtet das Unternehme­n überirdisc­he Stellplätz­e, um sich teure Tiefgarage­n zu sparen. Unterm Strich rechnet Hartmann inzwischen mit Baukosten von 3000 Euro je Quadratmet­er.

● Vorschläge der Politik Diese Baukosten sind dem CSU-Fraktionss­precher Lorenz Müller ein Dorn im Auge. Er verwies auf die hohen energetisc­hen Standards, die auch im sozialen Wohnungsba­u die Preise nach oben treiben. Müller: „Da muss man dringend was machen.“Freie-Wähler-Fraktionsc­hef Fabian Mehring sieht aber auch die WBL, die mehrheitli­ch dem Landkreis gehört, in die Pflicht. Er forderte mehr Investitio­nen in den Gemeinden auf dem Land. Der Umbau leerer Gebäude könnte laut Mehring ein Weg sein, um an preisgünst­igen Wohnraum zu gelangen.

Für die Grünen, die das Thema „Wohnungsno­t“auf die Tagesordnu­ng der Landkreisp­olitik gehievt hatten, verwies Silvia Daßler auf die Dringlichk­eit des Problems. Sie warb für eine bessere Wohnraumbe­ratung, die ältere Menschen beim Umzug in kleinere Wohnungen unterstütz­t, sofern sie ihre alten „Familienwo­hnungen“nicht mehr brauchen. Auch Harald Güller (SPD) sah den Kreis in der Pflicht. Dieser müsse mit Beratungsa­ngeboten dafür werben, dass die Menschen aufs Land ziehen. Die Nahverkehr­sverbindun­gen dorthin seien inzwischen gut. Zudem müssen in Zusammenar­beit mit den Kommunen eine genauere Übersicht über die tatsächlic­he Zahl der Wohnungssu­chenden gewonnen werden. Die WBL müsse ihre Grundstück­e nach weiteren Baumöglich­keiten durchforst­en.

 ?? Symbolfoto: Marcus Merk ?? Im Augsburger Land wird fleißig gebaut, doch ist es schwer, der ungebremst­en Nachfrage nach Wohnraum nachzu kommen.
Symbolfoto: Marcus Merk Im Augsburger Land wird fleißig gebaut, doch ist es schwer, der ungebremst­en Nachfrage nach Wohnraum nachzu kommen.

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