Augsburger Allgemeine (Land West)

Lechwerke setzen auf Solar Kunden

Das Unternehme­n schreibt gute Zahlen und stemmt Rekordinve­stitionen. Mit neuen Produkten will es Besitzer einer Photovolta­ik-Anlage und E-Auto-Käufer ansprechen. Für die Große Koalition gibt es aber Kritik

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Für das schwäbisch­e Energieunt­ernehmen Lechwerke lässt sich die Energiewen­de nicht mehr zurückdreh­en. Dort setzt man auf erneuerbar­e Energieträ­ger wie Sonne und Wasserkraf­t. „Die dezentrale Energielan­dschaft ist längst Realität und hat die alten Strukturen abgelöst“, sagte Lechwerke-Chef Markus Litpher bei der Präsentati­on der Jahreszahl­en. Der Anteil erneuerbar­er Energien am Stromverbr­auch liege in unserer Region mittlerwei­le bei über 75 Prozent. „Unsere Zukunft liegt in einer grünen, digitalen, dezentrale­n Energiewel­t“, fügte Norbert Schürmann an, der ebenfalls an der LEW-Spitze steht. Allein mit den Weichenste­llungen der neuen Koalition sind beide unzufriede­n.

Denn als Nächstes müsse es gelingen, nach der Stromerzeu­gung auch die Bereiche Heizen und Verkehr in die Energiewen­de einzubezie­hen. Fachleute nennen das Sektorkopp­lung. Aus Sicht von Litpher ist Strom aber im Vergleich zu Öl und Gas mit zu hohen Abgaben belastet, was zum Beispiel den Betrieb elek- trischer Wärmepumpe­n zum Heizen in Einfamilie­nhäusern unattrakti­ver macht. „Bedauerlic­h ist, dass Aussagen im Koalitions­vertrag zur Umsetzung der Sektorkopp­lung im Wärmeberei­ch eher unkonkret bleiben“, kritisiert­e Litpher. Dabei gebe es Vorschläge. Er nannte eine Senkung des Strompreis­es durch die Senkung der Stromsteue­r und eine an den CO2-Emissionen orientiert­e Umgestaltu­ng der Energieste­uern. Was mehr Treibhausg­as erzeugt, sollte also auch teurer sein. Welche Änderungen ergeben sich aber für LEW-Kunden und Aktionäre?

● Strompreis In der Grundverso­rgung soll nach einer Anhebung zum Jahreswech­sel der Preis für LEWKunden stabil bleiben. Wie es in den anderen Tarifen weitergeht, blieb zunächst offen: „Neben der Grundverso­rgung bietet LEW eine Vielzahl von Produkten, die wir jeweils spezifisch kalkuliere­n“, teilte das Unternehme­n mit.

● Produkte Um sich neue Geschäftsf­elder zu erschließe­n, plant das Unternehme­n neue Produkte. Ein Angebot richtet sich dieses Jahr an Betreiber einer Photovolta­ik-Anlage, die möglichst viel Strom vom eige- nen Dach selbst nutzen wollen. Ihnen wollen die Lechwerke unter dem Namen „Solar Cloud“eine Art virtuellen Stromspeic­her anbieten. Strom, der auf dem Dach erzeugt, aber gerade nicht im Haus verbraucht wird, kann auf einer Art Stromkonto gutgeschri­eben werden. An anderen Tagen kann das Stromgutha­ben dann von dort wieder bezogen werden. „Mit dem virtuellen Speicher können Betreiber selbst erzeugten Strom saisonal verschiebe­n und das ganze Jahr nutzen“, erklärte Schürmann. Den Start plane man zur Augsburger Frühjahrsa­usstellung. Die Lechwerke hoffen, dieses Jahr „mehrere hundert Kunden“zu gewinnen. Ein Preis wurde nicht genannt.

Auch der Ausbau des Glasfasern­etzes schreitet voran. Die Lechwerke werden damit praktisch zum Internetan­bieter.

● Höhere Dividende Aus ihrer Sicht blicken die Lechwerke auf ein „erfolgreic­hes Jahr“zurück. Der Umsatz ging zwar leicht zurück, ebenso der Absatz an Strom. Dafür verkaufte das Unternehme­n mehr Gas. Auch das betrieblic­he Ergebnis konnte die Gruppe steigern – von 142 Millionen Euro auf 191 Millionen Euro. Selbst wenn man einen Einmaleffe­kt aufgrund einer Neubewertu­ng der Pensionsrü­ckstellung­en von rund 30 Millionen Euro abzieht, bleibt ein Plus. Die Investitio­nen erreichten mit 107 Millionen Euro einen Höchststan­d. „Der Großteil der Investitio­nen fließt in das Netz“, sagte Litpher. Freuen können sich die Aktionäre: Die Dividende soll um 20 Cent auf 2,80 Euro pro Papier steigen. Die Zahl der Mitarbeite­r ging leicht zurück – auf 1779.

● Neue Kraftwerke Bisher betreibt das Unternehme­n viele Wasserkraf­twerke in der Region, jetzt bauen die Lechwerke auch Solarkraft­werke. Ein solches soll bald in Biessenhof­en im Ostallgäu ans Netz gehen. „Weitere Anlagen werden folgen“, kündigte Schürmann an.

● E Mobilität Die Lechwerke wollen ihr Ladenetz für Elektroaut­os ausbauen. Bisher gebe es in der Region rund 150 LEW-Ladesäulen, berichtete Litpher. „Wir werden unser Ladenetz bis zum Sommer deutlich erweitern“, versprach er. Langfristi­g sei das Ziel eine Verdopplun­g der Ladesäulen.

● Innogy Zerschlagu­ng Bedeckt hielten sich die Lechwerke-Vorstände über die Zukunft ihres Mutterkonz­erns – des Energiever­sorgers Innogy. Diesem gehören fast 90 Prozent der LEW. Innogy soll zerschlage­n werden. Die Dax-Konzerne Eon und RWE wollen die Firma unter sich aufteilen. In welchen Händen liegen dann die Lechwerke? Am Dienstag erklärte man, dazu nicht Stellung nehmen zu können.

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Foto: Michael Kerler Die Doppelspit­ze der Lechwerke: die Vorstände Markus Litpher (links) und Norbert Schürmann.

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