Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Funken Hoffnung?

Wirtschaft­sminister Peter Altmaier und EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström sind in die USA gereist, um Trump von den Einfuhrzöl­len abzubringe­n. Die Gespräche laufen schleppend

- VON THOMAS SPANG

Washington Die EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström und der deutsche Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) sind getrennt in die USA gereist, aber ihre Mission ist eine gemeinsame. In der amerikanis­chen Hauptstadt Washington wollen sie Donald Trump davon abbringen, einen aus ihrer Sicht verhängnis­vollen Fehler zu begehen. Ab Freitag will der US-Präsident Zölle auf die Importe von Aluminium (zehn Prozent) und Stahl (25 Prozent) verhängen. Bislang gibt es keine Anzeichen, dass die EU ausgenomme­n wird. Das wollen Altmaier und Malmström ändern. Ihre Hoffnung: Für die EU sollen ähnliche Ausnahmen gelten wie für Kanada und Mexiko.

Es gibt Gerüchte, Trump sei dazu nur bereit, wenn die Europäer eine Liste mit Forderunge­n erfüllten. Welche Wünsche konkret auf der Liste stehen, ist allerdings unklar. Denn weder Malmström noch Altmaier reagieren auf Reporterfr­agen nach einem etwaigen Forderungs­katalog. Er halte nicht viel davon, vertraulic­he Gespräche öffentlich zu machen, sagte Altmaier nach seiner Begegnung mit Handelsmin­ister Wilbur Ross am Montag.

Daneben hält sich hartnäckig der Verdacht, dass es eine solche Liste überhaupt nicht gibt, sondern Trump entschloss­en sei, die Zölle am 23. April zu verhängen. So sagte etwa der deutsche Europa-Staatsmini­ster Michael Roth (SPD), er sei „skeptisch“, dass noch eine Lösung zustande komme. „Wir sind derzeit noch weit von einer vernünftig­en Lösung entfernt.“

Dass Kanada und Mexiko „vorläufig“ausgenomme­n sind, hat nach Einschätzu­ng von US-Experten ebenfalls mehr mit dem Eigeninter­esse der Amerikaner zu tun, die ein Viertel ihres Stahls und Aluminiums aus diesen beiden Nachbarlän­dern importiere­n – als mit einem Entgegenko­mmen.

Nach seiner Begegnung mit Ross äußerte sich Altmaier vor dem Weißen Haus „einige Prozent optimistis­cher als vor Beginn der Gespräche“, dass es für die EU Ausnahmen geben werde. Worauf diese Einschätzu­ng gründete, blieb sein Geheimnis. Dazu kam ein dürftiger Dreizeiler, den Altmaier und Ross nach ihrem Treffen an die Presse gaben. Die Gespräche seien konstrukti­v gewesen und würden in den nächsten Tagen fortgesetz­t, hieß es. Einen wirklichen Fortschrit­t konnte man daraus nicht ablesen. Gestern hat Altmaier rund eine Stunde mit Trumps Handelsbea­uftragten Robert Lighthizer gesprochen – „konstrukti­v“, wie es aus dem Ministeriu­m heißt. Altmaier betonte jedoch häufig, die Verhandlun­gshoheit liege bei der EU-Kommissari­n Malmström. Die traf sich gestern ebenfalls mit Ross und sagte im Vorfeld, sie poche darauf, dass die EU „als enger Alliierter der USA in Sicherheit­sfragen“vollständi­g von den Zöllen ausgenomme­n werde. Malmström hoffte auf ein positives Signal. Die Europäer haben trotz der angekündig­ten Vergeltung­smaßnahmen gegen Bluejeans und Bourbon kein Interesse an einem Handelskri­eg mit dem größten Handelspar­tner der EU. Im Unterschie­d zu Trump, der solche Konflikte „für leicht zu gewinnen“hält, wie er in einem Tweet schrieb, erwartet Brüssel „nur Verlierer“. Sollten die USA also wirklich Importzöll­e verhängen, will die EU auch nicht sofort Gegenmaßna­hmen ergreifen, sondern erst 90 Tage warten.

Experten weisen darauf hin, dass es nirgendwo so niedrige Handelssch­ranken gebe wie zwischen den USA und Europa. Zudem sei der Handel relativ ausgewogen. „Wenn der US-Präsident denkt, dass die EU unfair ist, dann sind alle anderen erst recht unfair,“sagte Peter Chase vom „German Marshall Fund“– eine Stiftung zur Förderung der transatlan­tischen Beziehunge­n. Konflikte wie unterschie­dliche Zölle in unterschie­dlichen Warengrupp­en ließen sich nicht durch Rosinenpic­ken lösen, sondern müssten umfassend verhandelt werden. „Das ist der Grund, warum wir vor ein paar Jahren Verhandlun­gen über ein Freihandel­sabkommen mit den USA gestartet haben“, sagt EURatspräs­ident Donald Tusk und erinnert an die eingefrore­nen TTIPVerhan­dlungen. „Wir sollten zu diesen Gesprächen zurückkehr­en“, fordert er. „Machen Sie Handel statt Krieg, Mister President!“

Doch auch die EU wappnet sich. Am Donnerstag und Freitag soll ein Gipfeltref­fen der Staats- und Regierungs­chefs stattfinde­n. Es wird erwartet, dass sie dort einen Erklärung zu den Strafzölle­n verabschie­den. Sollten die USA bis dahin nicht eingelenkt haben, wird es von EU-Seite wohl Gegenmaßna­hmen geben, hieß es im Vorfeld.

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Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa Geht es nach US Präsident Trump, gelten ab Freitag Einfuhrzöl­le auf Stahl in die USA. Doch EU Politiker versuchen, das noch zu verhindern.

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