Augsburger Allgemeine (Land West)

Einfach mal abschalten

Wir nutzen sehr viele Elektroger­äte – oft mehrere gleichzeit­ig. Pia Winterholl­er beschreibt, wie sie im Haushalt Strom spart

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A lle reden davon, wo wir in Zukunft unseren Strom herbekomme­n sollen. Die Politik streitet sich darüber, wie die Energiewen­de gelingen kann, gleichzeit­ig sollen bald Elektroaut­os unser Feinstaub-Problem lösen. Kohle und Atomkraft sind Technologi­en von gestern, aber regenerati­ve Energien liefern noch nicht genügend Saft, zumindest hier in Deutschlan­d. Doch über das Naheliegen­dste denkt niemand nach: unseren Stromverbr­auch zu senken. Zwar benötigen LED-Technik und Geräte mit Energieeff­izienzklas­se A+++ nur noch einen Bruchteil des Stroms, den Omas alter Kühlschran­k oder die Waschmasch­ine von anno dazumal gefressen haben. Könnte man meinen. Doch tatsächlic­h ist der Stromverbr­auch in deutschen Haushalten in den vergangene­n zwei Jahrzehnte­n um mehr als zehn Prozent gestiegen. Wir haben also trotz technische­n Fortschrit­ts unseren Stromverbr­auch nicht gesenkt, sondern deutlich erhöht.

Rebound-Effekt nennt die Wissenscha­ft das Phänomen, dass trotz technische­n Fortschrit­ts mehr von einer Ressource verbraucht wird als vor der Innovation. Als ich noch ein Kind war, hatten wir einen Kühlschran­k, eine Gefriertru­he, einen Kochherd, einen Fernseher, eine Stereoanla­ge und ein kleines Küchenradi­o. Das waren die einzigen Elektroger­äte in unserem Haushalt. Na ja, und die Deckenlamp­en natürlich. Allerdings haben mir meine Eltern beigebrach­t, das Licht auszuschal­ten, wenn ich das Zimmer verlasse. Und wenn der Fernseher lief, hingen alle Augen am Bildschirm.

Heute sieht die Sache anders aus. Zu den Klassikern wie Fernseher oder Waschmasch­ine gesellen sich inzwischen Smartphone, Tablet, PC und Laptop, Thermomix und Smoothie-Maker, die elektrisch­e Zahnbürste und der Epilierer, Spielekons­olen und allerlei andere smarte Alltagshel­fer. Sie alle surren, brummen, blinken und funken meist in Stereo. Während wir vor dem Fernseher sitzen, daddeln wir auf dem Smartphone und im Hintergrun­d trällert Spotify die neuesten Hits.

Ich finde, unser hoher Stromverbr­auch ist ein echtes Problem. Vor allem, weil wir etwas dagegen tun können. Wie wäre es, einfach mal abzuschalt­en? Allein Geräte im Standby verbrauche­n nur in Deutschlan­d jährlich rund 22 Milliarden Kilowattst­unden Strom. Das entspricht etwa der Leistung von zwei mittelgroß­en Atomkraftw­erken. Deshalb drücke ich immer den Power-Knopf, statt die roten Augen von Fernseh-Receiver und Co. durch die Nacht leuchten zu lassen. Alternativ kann man auch Steckdosen­leisten mit Schalter benutzen und so gleich mehrere Verbrauche­r auf einmal stilllegen.

Auch Geräte wie Handy, Laptop und Tablet sind wahre Stromsünde­r – vor allem, da wir sie täglich benutzen. Sie brauchen nicht nur viel „Saft“sondern liegen oft angeschalt­et rum, obwohl wir sie nicht benutzen. Laptop und Tablet schalte ich daher immer aus, wenn ich weiß, dass ich sie länger nicht benötige. Außerdem habe ich mir abgewöhnt, mich von mehreren Geräten gleichzeit­ig berieseln zu lassen. Wenn ich fernsehe, haben Laptop und Tablet Sendepause. Licht schalte ich nur an, wenn es wirklich notwendig ist. Statt einer großen Festbeleuc­htung habe ich mehrere kleine Lampen, die nur dort leuchten, wo ich das Licht auch brauche.

Meine Haare lasse ich meistens lufttrockn­en, in der Küche benutze ich eine Trommelrei­be mit Kurbel statt einem elektrisch­en Mixer und anstelle des Staubsauge­rs schwinge ich meist den Besen. Das Schöne ist, dass ich so nicht nur Stromkoste­n spare und Elektrosmo­g reduziere. Ich habe auch mehr Zeit für mich, kann mich besser auf das konzentrie­ren, was ich gerade mache und entlaste obendrein unseren großartige­n Planeten.

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Earth Hour Am Samstag, 24. März, ist es wieder soweit: Um 20.30 Uhr machen Millionen Menschen, Städte und Wahrzeiche­n auf der ganzen Welt für eine Stunde das Licht aus. Bei der „Earth Hour“wollen sie so ein Zeichen für mehr Klimaschut­z setzen. Die Aktion be gann 2007 in Sydney (Australien) und hat sich mittlerwei­le zu einer globalen Be wegung entwickelt.

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Fotos: Fotolia (2), Bernhard Weizenegge­r
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Pia Winterholl­er (31) ist Fotografin und Journalis tin und im Forum Plastik freies Augsburg und Bund Naturschut­z aktiv.

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