Augsburger Allgemeine (Land West)
Nun kommt der nächste große Brocken
Gessertshausen muss weiter massiv in die Technik investieren. Das kommt für manchen Gemeinderat überraschend
Gessertshausen Dass es mit dem neuen Hochbehälter in Margertshausen allein nicht getan ist, mussten die Gessertshauser Gemeinderäte in ihrer jüngsten Sitzung schmerzlich zur Kenntnis nehmen. Denn wie ein Fachplaner erläuterte, ist in Deubach der Bau einer Aufbereitungsanlage notwendig, um die Trinkwasserversorgung zukunftsfähig zu machen. Das könnte bis zu einer Million Euro kosten.
Die Mitglieder des Gemeinderats hatten ordentlich zu schlucken, denn mit solchen Beträgen hatten sie nicht gerechnet. Waren sie doch der Ansicht, mit dem Bau des neuen Hochbehälters bereits den größten Brocken erledigt zu haben. Bürgermeister Jürgen Mögele machte darauf aufmerksam, dass es klar war, dass im Laufe der nächsten Jahre viele Millionen Euro für die Wasserversorgung in die Hand genommen werden müssten. Er rechnet im Lauf der nächsten fünf bis sieben Jahre mit mindestens sieben Millionen Euro. „Wir sind jetzt dran und in der Verantwortung, hier nicht schludrig zu handeln“, mahnte er.
Der Ingenieur der Stadtwerke, Robert Hörmann, der die durchgeführte Untersuchung vorstellte, erinnerte daran, dass keineswegs neue Dinge im Raum stünden, sondern die Lage in mindestens fünf Vorträgen dem Gemeinderat bereits ausführlich dargelegt worden wäre. Unter Druck wollte der Gemeinderat allerdings keine Entscheidung fällen. Erst will man sich mit Hörmann zu einer weiteren Fragerunde zusammenfinden. Mögele gab den mit auf den Weg zu bedenken, dass es sich hier um die Empfehlung von Spezialisten handele.
Bereits 2014 erfolgte durch ein Ingenieurbüro eine Zustandsuntersuchung der Aufbereitungsanlage Deubach. Dies ergab, dass sie mittelfristig saniert werden muss, eine Erneuerung der Anlage wurde ab 2020 als notwendig angesehen. Der derzeit im Bau befindliche zentrale Hochbehälter Margertshausen soll künftig die drei „alten“und sanierungsbedürftigen Hochbehälter ersetzen. Ursprünglich war geplant, die Brunnenpumpe in Deubach nachzurüsten, um den Höhenunterschied nach Margertshausen auszugleichen, erläuterte Hörmann. Doch der Störfall im Jahr 2016 habe gezeigt, dass zwar eine direkte Einspeisung aus den Brunnen Döpshofen und Margertshausen ohne grundsätzliche Änderung der technischen Betriebsweisen möglich sei, die bestehende Aufbereitungsanlage in Deubach bei bestimmten Betriebszuständen aber Wasser mit gelöster Luft direkt in Netz fördert. Das Ergebnis ist „milchiges Wasser“, das nicht genusstauglich ist und somit nicht der Trinkwasserverordnung entspricht. Ein Zustand, der bereits vom Gesundheitsamt deutlich angemahnt wurde. Derzeit wird das Problem provisorisch gelöst.
Robert Hörmann von den Stadtwerken hatte drei Lösungsvarianten mitgebracht. Die erste und kostengünstigste Variante wäre die vorübergehende Unterbringung einer Druckerhöhung im Hochbehälter Deubach, um das Wasser durch das Netz zum zentralen Hochbehälter Margertshausen zu fördern. Vorteile wären hier eine relativ kostengünstige Lösung, die einfach umzusetzen wäre. Nachteile: Es handelt sich hier nur um eine vorübergehende Lösung, da beim Hochbehälter Deubach und der Aufbereitung trotzdem Sanierungsbedarf besteht. Es werden somit später weitere Kosten für eine zukunftsfähige Lösung auflaufen. Hörmann machte darauf aufmerksam, dass es sich hier um eine Billiglösung, keine Zukunftslösung handele. Bei dieser Variante muss die Gemeinde Gessertshausen mit rund 200 000 Euro an Kosten rechnen.
Weiter schlug Hörmann eine Erneuerung der Aufbereitungsanlage im bestehenden Gebäude vor. Dabei bleibt der Hochbehälter Deubach während des Umbaus in Betrieb, das vorhandene Aufbereitungsgebäude müsste um einen ReinwasserbehälRatsmitgliedern ter erweitert und eine Druckerhöhungsanlage eingebaut werden. Hier ist mit rund 650000 Euro zu rechnen. Einziger Vorteil ist die Nutzung des bestehenden Gebäudes. Hörmann nannte die Sanierung im laufenden Betrieb schwer bis eigentlich unmöglich. Letztendlich sei im Hinblick auf die Versorgungssicherheit eine Umsetzung nicht darstellbar, erklärte er.
Eindeutiger Favorit der Stadtwerke Augsburg ist die dritte (und teuerste) Variante: der Neubau der Aufbereitungsanlage inklusive Reinwasserbehälter und Druckerhöhungsanlage an einem geeigneten Standort zwischen dem Brunnen und dem Ort Deubach. Die Grobkosten für eine Nutzungsdauer von etwa 30 Jahren, werden mit rund einer Million Euro beziffert. Wie der Fachmann erläuterte, gibt es hier nur Vorteile und abgesehen von den höheren Kosten keine Nachteile.