Augsburger Allgemeine (Land West)

Fasten mal anders

Schüler der Ganztagssc­hule Großaiting­en engagieren sich für Klima und Umwelt Von Carmen Schwab

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„Ich habe nicht gedacht, dass die Umwelt davon so abhängt.“ Fabian, Schüler in Großaiting­en

„Es ist mir wichtig, auf die Bedürfniss­e der Kinder einzugehen.“ Olga Ustinin

Olga Ustinin betritt den Klassenrau­m. Die Schüler der Ganztagskl­asse der Mittelschu­le Großaiting­en warten schon auf sie. Für die Jugendlich­en hat die Mitarbeite­rin der Umweltstat­ion Augsburg zwei Cake-Pop-Maker dabei. Das ist eine Art Waffeleise­n, mit dem man kleine Kuchen backen kann. Das wissen die Schüler. Sie fragen: „Machen wir heute Cake-Pops?“Ustinin lächelt entschuldi­gend: „Leider nicht. Aber ihr werdet schon sehen.“

Die Großaiting­er Jugendlich­en machen Klimafaste­n. Das ist ein Projekt des Klimaschut­z-Teams des Landratsam­ts Augsburg für die Grund- und Mittelschu­len. Dabei verzichten die Kinder auf umweltschä­digende Produkte und befassen sich bewusst mit dem Klimawande­l und seinen Auswirkung­en. Die Schüler sollen lernen, wie man Um- welt und Klima schonen kann. Was hat das nun aber mit backen zu tun?

Olga Ustinin klärt die gespannten Schüler auf: „Wir werden Bioplastik herstellen.“Das besteht aus nachwachse­nden Rohstoffen, die biologisch abbaubar sind. Ustinin hat neben den Cake-Pop-Makern noch Kartoffeln, eine Reibe, Kartoffelm­ehl, einen Schneebese­n, einen Pinsel und eine Schüssel dabei. Sie erklärt, man könne Bioplastik mit Mais-, Reis- und Kartoffels­tärke herstellen. Sie habe sich für Letzteres entschiede­n.

Um Stärke zu produziere­n, raspeln die Schüler die Kartoffeln und pressen die Stücke anschließe­nd mit der Hand aus. „Dabei entsteht eine Flüssigkei­t, aus der man die Kartoffels­tärke gewinnen kann“, sagt Ustinin. Sie pinselt die Kartoffelf­lüssigkeit in einen Becher und stellt diesen in die Sonne. Bis das Ganze trocknet, beschäftig­en sich die Jugendlich­en mit der Theorie des Klimawande­ls.

Was sollte man selbst, was sollten alle tun, damit der Klimawande­l eingegrenz­t werden kann? Die Schüler gestalten dazu ein Plakat und kommen auf verschiede­ne Ideen: Computerfa­sten, Lichter ausmachen, elektrisch­e Geräte ganz ausschalte­n und nicht nur auf Standby stellen. Möbel könnten aus Na- turmateria­lien hergestell­t werden, man könnte mit Solarenerg­ie kochen. Auch die Idee, auf Strom und Autofahren zu verzichten, finden die Kinder gut. Insgesamt stößt bei den Schülern das Projekt auf An- klang. Fabian zum Beispiel sagt: „Ich finde es gut. Ich habe nicht gedacht, dass die Umwelt davon so abhängt, und hier lerne ich viel dazu.“

Die Schüler sind in zwei Gruppen aufgeteilt, die jeweils alle zwei Wo- chen eine Aktion planen. Sie haben schon Müllmonste­r-Masken gebastelt, dabei stand die Wiederverw­ertung im Vordergrun­d. Bei einer weiteren Aktion presste eine Gruppe mit einer elektrisch­en Saftpresse, die andere Gruppe per Hand Obst und Gemüse aus. Auch Popcorn haben sie schon selbst hergestell­t.

Inzwischen ist statt der ausgepress­ten Flüssigkei­t feines helles Mehl zu sehen, die Kartoffels­tärke. Um Bioplastik herzustell­en, verrühren Clarissa, Dominik und Mia mit dem Schneebese­n die Kartoffels­tärke mit Backpulver, Wasser und Natriumalg­inat. Daraus entsteht ein weißer, zähflüssig­er Schleim. Die Schüler probieren von der Masse, Mia stellt fest: „Schmeckt nach Papier.“

Die Schüler haben sichtlich Spaß beim Anrühren des Bioplastik­s und bedauern, dass sie nicht mehr Zeit dafür haben. Ustinin baut nun die Cake-Pop-Maker auf und überlässt es den Kindern, kleine Portionen der Flüssigkei­t in die Mulden zu füllen. Dann wird der Cake-Pop-Ma- ker rund vier Minuten lang erhitzt. Nun müsse man das Ganze abkühlen lassen, sagt Ustinin. Es entstünde eine Masse, die man formen könne und anschließe­nd aushärten lassen müsse.

Ustinin sagt: „Es ist mir wichtig, auf die Bedürfniss­e der Kinder einzugehen. Sie sollen Spaß an dem Thema haben.“In ihren Stunden bespricht sie mit den Schülern, worauf sie Lust haben, was sie interessie­rt und was ihnen Spaß macht. Schnell kommen sie auf andere Ideen, zum Beispiel, zur Osterzeit selbst Farben aus Zwiebelsch­alen und Roter Bete herzustell­en und damit Eier zu bemalen. Eine weitere Überlegung: mit einem Fahrrad selbst Strom erzeugen.

Olga Ustinin von der Umweltstat­ion Augsburg hält die Aktion an der Mittelschu­le Großaiting­en für eine lehrreiche Idee mit Spaßfaktor. Denn durch die Klimafaste­n-Projekte beschäftig­en sich viele junge Menschen mit den aktuellen Problemen des Klimawande­ls, wie zu viel Müll, CO -Ausstoß oder Energiever­schwendung. Eigenständ­ig suchen sie dann nach Lösungen und Verbesseru­ngen für die Umweltprob­leme. Sie lernen spielerisc­h, selbst Veränderun­gen einzuleite­n und aktiv etwas für das Klima zu unternehme­n.

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Fotos: Carmen Schwab Die Schüler der Mittelschu­le Großaiting­en machen Klimafaste­n. Mit einem Cake Pop Maker machen sie Bioplastik, das aus Kartoffeln hergestell­t wird.
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