Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Tauziehen um ein wertvolles Denkmal

- VON NICOLE PRESTLE nip@augsburger allgemeine.de

Das Gignoux-Haus bereitete Augsburg jahrelang Sorgen. Es verfiel zunehmend. Die Stadt (die es einst selbst versäumt hatte, das Haus zu kaufen) war darum heilfroh, als endlich ein Investor gefunden war, der sich des Denkmals annahm und versprach, es so herzuricht­en, dass es wieder einen angemessen­en Stellenwer­t im Stadtbild bekommt.

Man muss diese Geschichte kennen, um zu verstehen, warum die Bauverwalt­ung dem Besitzer Zugeständn­isse gemacht hat: Sie hat schlichtwe­g Angst, er könnte abspringen. Das wäre ein Problem, denn das Gebäude selbst zu kaufen und instandzus­etzen, dafür fehlt heute das Geld. Was ist also besser? Der Erhalt einer Fassade mit veränderte­m Innenleben oder der zunehmende Verfall eines Hauses, das viele Augsburger lieben?

Tatsächlic­h wird es den meisten Bürgern genügen, wenn die Komödie von außen wieder prächtig aussieht. Die historisch­e Substanz im Inneren werden sie ja gar nie zu Gesicht bekommen, weil dort ausschließ­lich Privatwohn­ungen entstehen. Warum also wird so viel Aufhebens um die Raumauftei­lung gemacht, mag man sich fragen.

Das Beispiel Komödie zeigt, wie schwierig es ist, Denkmälern neues Leben einzuhauch­en. Der Grat zwischen größtmögli­chem Schutz und den für eine Sanierung notwendige­n Eingriffen ist schmal. Die Haltung von Denkmalsch­ützern und Investoren klafft da weit auseinande­r: Erstere tendieren zum weit gehenden Erhalt, letztere oft zur höchst möglichen Rendite. Ein Konflikt, der schwer zu lösen ist. Dennoch gelingt es einigen Investoren in Augsburg gut.

Dass sich Denkmalsch­ützer in solchen Fällen zu Wort melden, ist unbedingt erwünscht. Die Unterzeich­ner des offenen Briefs – alle renommiert – sind als Mahner zu sehen, die kurzfristi­ge politische Entscheidu­ng hinterfrag­en, weil sie einen größeren historisch­en Zusammenha­ng sehen. Beim GignouxHau­s scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die Stadt darf es sich hier nicht zu leicht machen!

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