Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Rücktritt von Kiefer ist weit weg

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger allgemeine.de Postfach, 86133 Augsburg

Augsburgs Sozialrefe­rent Stefan Kiefer hat es gegenwärti­g nicht leicht: Da freut sich der Familienme­nsch auf den Osterurlau­b mit Frau und Kindern. Und muss ihn dann aus freien Stücken vorzeitig beenden, weil ihn das politische Alltagsges­chäft einholt. Das Finanzdeba­kel um die 28 Millionen Euro, in das Kiefer direkt als zuständige­r Referent involviert ist, trübt in diesem Fall den Urlaubsspa­ß. Dass Kiefer nun einen Tag früher im Büro sitzt, ist allerdings nicht entscheide­nd. Viel passieren kann an diesem einzelnen Arbeitstag ohnehin nicht. Dennoch hat dieser von Kiefer angetreten­e Urlaub eine nicht zu unterschät­zende Symbolik in diesem Thema. Einem Aufregerth­ema, das die Bürger umtreibt und nachhaltig verärgert. Sie verstehen nach wie vor nur sehr schwer, warum das Jugendamt es nicht geschafft hat, einen Zuschussan­trag über 28 Millionen Euro rechtzeiti­g abzusenden. Stefan Kiefer wird, so entsteht der Eindruck, nicht als oberster Aufklärer wahrgenomm­en. Das schwächt die Position des Sozialrefe­renten.

Dass Kiefer in den Urlaub gefahren ist, mag Beleg dafür sein, dass es wohl nur wenige enge Berater in seinem Umfeld gibt. Sie hätten ihn mit dem nötigen politische­n Gespür womöglich darauf hingewiese­n, dass nach den Schlagzeil­en um das Finanzdeba­kel ein engagiert wirkender Referent besser in der Außendarst­ellung abschneide­t als ein urlaubende­r. Der Urlaub wird Kiefer aber wohl nicht zum Verhängnis, was die eigene Position anbelangt. Für einen Rücktritt gibt es gegenwärti­g keinen Anlass. Der Referent müsste schon grob fahrlässig gehandelt haben, damit man ihn zum Rücktritt zwingen könnte. Die politische Verantwort­ung dafür zu übernehmen, dass in einem Amt geschluder­t wurde, wäre ein zu hoher Preis. Der Referent muss sich darauf verlassen können, dass die Amtsleiter­in Sabine NölkeSchau­fler den Laden im Griff hat.

Gegen Kiefer spricht, dass er sich mit seinem Agieren ein weiteres Mal bei Oberbürger­meister Kurt Gribl angreifbar macht. Vieles wird davon abhängen, wie hoch der finanziell­e Schaden für die Stadt ausfällt. Je mehr Millionen Euro die Stadt zurückzahl­en müsste, desto schlechter werden die Karten für den Referenten. Er muss dann höchstwahr­scheinlich noch immer nicht zurücktret­en, doch die Zuständigk­eit der Kitas war dann wohl die längste Zeit in seinen Händen.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany