Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Rücktritt von Kiefer ist weit weg
Augsburgs Sozialreferent Stefan Kiefer hat es gegenwärtig nicht leicht: Da freut sich der Familienmensch auf den Osterurlaub mit Frau und Kindern. Und muss ihn dann aus freien Stücken vorzeitig beenden, weil ihn das politische Alltagsgeschäft einholt. Das Finanzdebakel um die 28 Millionen Euro, in das Kiefer direkt als zuständiger Referent involviert ist, trübt in diesem Fall den Urlaubsspaß. Dass Kiefer nun einen Tag früher im Büro sitzt, ist allerdings nicht entscheidend. Viel passieren kann an diesem einzelnen Arbeitstag ohnehin nicht. Dennoch hat dieser von Kiefer angetretene Urlaub eine nicht zu unterschätzende Symbolik in diesem Thema. Einem Aufregerthema, das die Bürger umtreibt und nachhaltig verärgert. Sie verstehen nach wie vor nur sehr schwer, warum das Jugendamt es nicht geschafft hat, einen Zuschussantrag über 28 Millionen Euro rechtzeitig abzusenden. Stefan Kiefer wird, so entsteht der Eindruck, nicht als oberster Aufklärer wahrgenommen. Das schwächt die Position des Sozialreferenten.
Dass Kiefer in den Urlaub gefahren ist, mag Beleg dafür sein, dass es wohl nur wenige enge Berater in seinem Umfeld gibt. Sie hätten ihn mit dem nötigen politischen Gespür womöglich darauf hingewiesen, dass nach den Schlagzeilen um das Finanzdebakel ein engagiert wirkender Referent besser in der Außendarstellung abschneidet als ein urlaubender. Der Urlaub wird Kiefer aber wohl nicht zum Verhängnis, was die eigene Position anbelangt. Für einen Rücktritt gibt es gegenwärtig keinen Anlass. Der Referent müsste schon grob fahrlässig gehandelt haben, damit man ihn zum Rücktritt zwingen könnte. Die politische Verantwortung dafür zu übernehmen, dass in einem Amt geschludert wurde, wäre ein zu hoher Preis. Der Referent muss sich darauf verlassen können, dass die Amtsleiterin Sabine NölkeSchaufler den Laden im Griff hat.
Gegen Kiefer spricht, dass er sich mit seinem Agieren ein weiteres Mal bei Oberbürgermeister Kurt Gribl angreifbar macht. Vieles wird davon abhängen, wie hoch der finanzielle Schaden für die Stadt ausfällt. Je mehr Millionen Euro die Stadt zurückzahlen müsste, desto schlechter werden die Karten für den Referenten. Er muss dann höchstwahrscheinlich noch immer nicht zurücktreten, doch die Zuständigkeit der Kitas war dann wohl die längste Zeit in seinen Händen.