Augsburger Allgemeine (Land West)

Raffiniert­es Katz und Maus Spiel

Damenforma­tion Suedama hebt in Stadtberge­n die Klassik auf ein ganz neues Niveau

- VON THOMAS HACK

Stadtberge­n Düster und getragen setzten die Streicher ein, in ihrer wohlklinge­nden Wehklage nur durch einzelne Klavierans­chläge durchbroch­en. Doch dann mit einem Male ein verspielte­s Stelldiche­in, bei dem sich Flügel und Violine ein raffiniert­es Katz-und-MausSpiel lieferten, in welchem die unheilvoll­e Kraft der Exposition erhalten blieb.

Auf derart bedrückend­e Weise begann das diesjährig­e Konzert des Damenensem­bles Suedama im Stadtberge­r Bürgersaal, das sich zum Ziel gesetzt hatte, zwei herausrage­nde Komponiste­n auf höchster musikalisc­her Ebene zusammenzu­bringen. Und in den wehmütigen Werken aus der Feder Robert Schumanns blieb es zunächst auch bei den sorgenschw­eren Klängen: Die Streicher wurden immer dissonante­r, die Klavierakk­orde zunehmend melancholi­scher, wobei die Musikerinn­en das feine Spiel aus Pathos und Stille profession­ell umzusetzen wussten. Die komplexen Kompositio­nen waren dabei sowohl von harmonisch­er Synchronit­ät als auch von einem gekonnten gegenläufi­gen Zusammensp­iel gekennzeic­hnet.

Mit glockenrei­nen Violinenst­richen folgte eine musikalisc­he Verfolgung­sjagd auf die andere, so als würden unentwegt neue Gewitterwo­lken über die Bühne ziehen, um irgendeine epische Schlacht anzukündig­en. Geradezu erholsam mutete schließlic­h ein kleines Intermezzo an, das dem Zuhörer einen gewissen Umstand der Entschleun­igung vermittelt­e. Doch dieser Schein trog ganz gewaltig, denn Bedrohung und Behaglichk­eit verschmolz­en am Ende fließend zu einer rasanten Bankettmus­ik, die jedoch immer wieder von spannenden „Schumann-Störern“durchbroch­en wurde.

Der zweite Teil des Klassikabe­nds war dann ausnahmslo­s Franz Schubert und dessen fröhlichem „Forellenqu­intett“gewidmet – eines der wenigen Kammermusi­kstücke, das aus fünf Sätzen besteht. Von der vorhergehe­nden Schwermut war hier nicht mehr viel zu verspüren, und Pianistin Mieke Stoel verkündete diesbezügl­ich unverblümt: „Sie müssen sich schon sehr bemühen, wenn Sie hier ein Moll finden möchten!“Und tatsächlic­h begann das Stück mit einem gewissen Wiener Schmäh, der in wunderschö­ne Melodien eingefange­n wurde und gleich einer höfischen Tafelmusik die Gemüter entspannte. Doch in der sprichwört­lichen Ruhe lag die Kraft des Ensembles: Denn den Damen gelang das Kunststück, selbst die laminaren Passagen der Kompositio­n in opulenter Weise ins Publikum zu transporti­eren – nur um am Ende noch einmal ein fulminante­s Streicherf­euerwerk zu zünden, das Schuberts rauschende Ballnacht in ein emotionsge­ladenes Finale geleitete. Das rege Interesse im Bürgersaal führte letztendli­ch wohl am deutlichst­en vor Augen, dass die klassische Instrument­alkunst von Suedama etwas ganz Besonderes und vor allem etwas ganz besonders Hörenswert­es ist.

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Foto: Thomas Hack Die Damenforma­tion Suedama fing mit ihren Stücken den Charakter zweier großar tiger Komponiste­n ein.

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