Augsburger Allgemeine (Land West)
Raffiniertes Katz und Maus Spiel
Damenformation Suedama hebt in Stadtbergen die Klassik auf ein ganz neues Niveau
Stadtbergen Düster und getragen setzten die Streicher ein, in ihrer wohlklingenden Wehklage nur durch einzelne Klavieranschläge durchbrochen. Doch dann mit einem Male ein verspieltes Stelldichein, bei dem sich Flügel und Violine ein raffiniertes Katz-und-MausSpiel lieferten, in welchem die unheilvolle Kraft der Exposition erhalten blieb.
Auf derart bedrückende Weise begann das diesjährige Konzert des Damenensembles Suedama im Stadtberger Bürgersaal, das sich zum Ziel gesetzt hatte, zwei herausragende Komponisten auf höchster musikalischer Ebene zusammenzubringen. Und in den wehmütigen Werken aus der Feder Robert Schumanns blieb es zunächst auch bei den sorgenschweren Klängen: Die Streicher wurden immer dissonanter, die Klavierakkorde zunehmend melancholischer, wobei die Musikerinnen das feine Spiel aus Pathos und Stille professionell umzusetzen wussten. Die komplexen Kompositionen waren dabei sowohl von harmonischer Synchronität als auch von einem gekonnten gegenläufigen Zusammenspiel gekennzeichnet.
Mit glockenreinen Violinenstrichen folgte eine musikalische Verfolgungsjagd auf die andere, so als würden unentwegt neue Gewitterwolken über die Bühne ziehen, um irgendeine epische Schlacht anzukündigen. Geradezu erholsam mutete schließlich ein kleines Intermezzo an, das dem Zuhörer einen gewissen Umstand der Entschleunigung vermittelte. Doch dieser Schein trog ganz gewaltig, denn Bedrohung und Behaglichkeit verschmolzen am Ende fließend zu einer rasanten Bankettmusik, die jedoch immer wieder von spannenden „Schumann-Störern“durchbrochen wurde.
Der zweite Teil des Klassikabends war dann ausnahmslos Franz Schubert und dessen fröhlichem „Forellenquintett“gewidmet – eines der wenigen Kammermusikstücke, das aus fünf Sätzen besteht. Von der vorhergehenden Schwermut war hier nicht mehr viel zu verspüren, und Pianistin Mieke Stoel verkündete diesbezüglich unverblümt: „Sie müssen sich schon sehr bemühen, wenn Sie hier ein Moll finden möchten!“Und tatsächlich begann das Stück mit einem gewissen Wiener Schmäh, der in wunderschöne Melodien eingefangen wurde und gleich einer höfischen Tafelmusik die Gemüter entspannte. Doch in der sprichwörtlichen Ruhe lag die Kraft des Ensembles: Denn den Damen gelang das Kunststück, selbst die laminaren Passagen der Komposition in opulenter Weise ins Publikum zu transportieren – nur um am Ende noch einmal ein fulminantes Streicherfeuerwerk zu zünden, das Schuberts rauschende Ballnacht in ein emotionsgeladenes Finale geleitete. Das rege Interesse im Bürgersaal führte letztendlich wohl am deutlichsten vor Augen, dass die klassische Instrumentalkunst von Suedama etwas ganz Besonderes und vor allem etwas ganz besonders Hörenswertes ist.