Augsburger Allgemeine (Land West)
Wohin führt der Weg?
Für den TSV Meitingen beginnt die Woche der Wahrheit. Wie zwei hochkarätige Neuzugänge in die Lechauen gekommen sind
Meitingen Dreimal gegen die Zweiten – so sieht das Programm des TSV Meitingen in der kommenden Woche aus. Während man am Osterwochenende zunächst zwei Heimspiele gegen die die zweiten Mannschaften des Bayernligisten TSV Rain (Samstag, 15 Uhr) und des Landesligisten TSV Nördlingen (Montag, 15 Uhr) zu absolvieren hat, steht am Samstag darauf die Partie beim Tabellenzweiten VfR Neuburg an. Für die Lechtaler ist das die Woche Wahrheit. „Nur wenn wir dieser drei Spiele allesamt gewinnen, können wir noch um den Aufstieg mitmischen“, spricht Abteilungsleiter Torsten Vrazic Klartext.
Zurück in die Landesliga, die man in der Saison 2015/16 schon einmal genießen durfte –, das ist das erklärte Ziel des TSV Meitingen. Dazu hat man am Ende einer trotz Platz drei enttäuschenden Vorrunde den Trainer gewechselt und sich in der Win- terpause nochmals verstärkt. Mit Christian Lang und Nemanja Ranitovic kamen zwei Kicker, die sich schon seit vielen Jahren im Netzwerk des neuen Meitinger Coach Paolo Mavros befinden, von ihm lernten, wie es im Herrenbereich wirklich funktioniert.
Christian Lang wechselte von seinem Heimatverein FSV Großaitingen in der A-Jugend zum TSV Schwabmünchen, als er erstmals auf Mavros traf. Der heute 45-Jährige agierte dort damals noch als Abwehrstratege im Landesliga-Team. Mit 25 Jahren wechselte Lang schließlich zur Bundesliga-Reserve des FC Augsburg und stieg in seinem ersten Jahr gleich als Kapitän dieser Truppe in die Regionalliga auf. Und dies alles, obwohl er seit seinem achten Lebensjahr an Diabetes leidet, acht- bis neunmal am Tag per Spritze seinen Insulinspiegel regulieren muss. Auch während des Spiels.
Davon lässt er sich nicht unterkriegen. Eine chronische Scham- beinentzündung zwang ihn jedoch
2012 zum vorübergehenden Karriereende. In dieser Zeit absolvierte er eine Ausbildung zum Maschinenbautechniker. Den Gedanken an Fußball konnte er aber nie so richtig fallen lassen. Warum er seiner Fußballkarriere eine zweite Chance gegeben hat: „Zum einen kannte ich Paolo Mavros aus meiner Zeit in Schwabmünchen, zum anderen sind die Voraussetzungen in Meitingen grandios. Überzeugt hat mich letztlich das Team, das charakterlich wirklich hervorragend ist“, sagt der
32-Jährige, der auch als Co-Trainer seines Mentors agieren soll.
Ablöse aus einer Tasche bezahlt
Der zweite Meitinger Neuzugang, Nemanja Ranitovic, stieß bei der TSG Stadtbergen auf Paolo Mavros.
2009 war der Serbe, der beim Erstligisten FK Rad Belgrad ausgebildet wurde und sogar in der serbischen
U14-Nationalmannschaft zum Einsatz kam, ohne ein Wort Deutsch zu können, nach Deutschland gekommen. Den Leistungssport hatte er mit 17 Jahren wegen Nierenproblemen an den Nagel gehängt und so kickte er nur aus Spaß an der Freude beim VfR Jettingen. „Ich wollte ihn unbedingt haben und habe die Ablöse aus einer Tasche bezahlt“, erinnert sich der Coach zurück. Ranitovic folgte ihm nicht nur nach Stadtbergen sondern dann auch zum SV Cosmos Aystetten, mit dem er in die Landesliga aufstieg.
Seiner Masterarbeit geschuldet ließ der 28-Jährige im vergangenen halben Jahr die die Fußballschuhe in der Sporttasche. Bis sein Mentor Paolo Mavros in Meitingen den Trainerposten annahm und ihn anrief.
Jetzt peilt das Trio gemeinsam den Aufstieg in die Landesliga an.