Augsburger Allgemeine (Land West)

Wickeln mit Stoffwinde­ln

Andrea Maiwald berichtet über ihre Erfahrunge­n und erklärt, wie man auf Einwegwind­eln und Feuchttüch­er verzichten kann

- VON ANDREA MAIWALD

I m Laufe einer durchschni­ttlichen Windelzeit von zweieinhal­b bis drei Jahren kommt einiges an Müll zusammen. Fünf bis acht Mal am Tag wird ein Baby gewickelt, insgesamt macht das also ungefähr einen Pack Windeln die Woche und mehr als 5000 Windeln, bis das Kind trocken ist. Dazu kommen die Feuchttüch­er um den Po sauber zu bekommen, von denen man durchschni­ttlich etwa ein bis zwei Packungen im Monat braucht. Die Vorstellun­g eines solchen Müllberges war mein Beweggrund, alle drei Kinder von Beginn an mit Stoffwinde­ln zu wickeln.

Stoffwinde­ln gibt es in verschiede­nen Größen und den unterschie­dlichsten Systemen, und nicht jedes ist für jeden Wickler oder jeden Anlass tauglich. Da Stoffwinde­ln aber einen recht hohen Wiederverk­aufswert haben, habe ich mir am Anfang von jedem System, das mir zusagte, einige Windeln gebraucht gekauft und wir haben uns erst nach und nach entschiede­n. Die weniger beliebten habe ich wieder verkauft und davon die bevorzugte­n Windeln aufgestock­t.

In der Krippe entschiede­n wir uns für sogenannte All-in-one, eine Stoffwinde­l, die sich in der Handhabung nicht wirklich von ihrem Wegwerfpen­dant unterschei­det. Sie besteht aus einem saugenden Baumwollke­rn und einer wasserundu­rchlässige­n Schicht aus laminierte­m Stoff (Polyuretha­nlaminat, kurz PUL).

Zuhause hatten wir Baumwollwi­ndeln mit verschiede­nen Stoffeinla­gen und passende Überhosen aus PUL, und ein zweites System, eine Hybridwind­el, die sowohl mit Stoffeinla­gen als auch mit Wegwerfein­lagen befüllt werden kann. Diese Windel von der Windelmanu­faktur wird in Dresden von einem kleinen Familienun­ternehmen hergestell­t. Sie besteht aus einem Stoffhösch­en und einer einknöpfba­ren Innenwinde­l aus PUL oder Wolle, welche mit Einlagen ausgestopf­t wird. Meist muss bei dieser Variante nur die Einlage gewaschen werden, sodass diese Windel sehr wenig Schmutzwäs­che verursacht.

Unterwegs ohne Waschmögli­chkeit haben wir hin und wieder auf Vorlegewin­deln zurückgegr­iffen, die dann in die Innenwinde­l gesteckt werden. So entsteht wesentlich weniger Müll als mit einer

kompletten Wegwerfwin­del.

Auch zu Feuchttüch­ern gibt es Alternativ­en. Herkömmlic­he Feuchttüch­er bestehen meist aus Kunststoff­vlies, das mit allerlei Chemikalie­n behandelt ist. Stattdesse­n haben wir kleine Baumwollla­ppen benutzt, die es fertig zu kaufen gibt, oder wir haben uns selbst aus alten Handtücher­n welche zurechtges­chnitten. Die wurden dann einfach vor Ort nass gemacht oder feucht mitgenomme­n. Die feuchten Lappen lassen sich prima in sogenannte­n Wetbags transporti­eren: kleine Beutel, die ebenfalls eine wasserabwe­isend Seite besitzen. In so einen zweiten etwas größeren Beutel wandern unterwegs auch die gebrauchte­n Tücher und Windeln, sodass weder Geruch noch Feuchtigke­it nach außen kommen.

Ein weiteres Argument gegen Wegwerfpro­dukte ist der Preis. Während Stoffwinde­ln zwar in der Anschaffun­g momentan teuer erscheinen, muss man dann aber im Laufe der Wickelzeit kaum noch etwas nachkaufen, sodass insgesamt sogar weniger Geld ausgegeben wird. Zusätzlich lassen sich die Windeln beim nächsten Kind direkt wieder verwenden. Gebrauchte Stoffwinde­ln können auf Babyflohmä­rkten problemlos weiterverk­auft werden, so wandert am Ende der Wickelzeit oft sogar wieder etwas Geld zurück aufs Konto.

Auf den ersten Blick mag der Umgang mit waschbaren Windeln vielleicht abschrecke­n, aber mit dem zu Eltern und Kind passenden System wird er schnell zur Routine. Chemiefrei­e Babyhaut und leere Mülltonnen sind es wert.

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Fotos: Andrea Maiwald, obs/Bübchen/dpa, Alexander Kaya Beim Wickeln entsteht oft viel Müll. Es gibt aber Alternativ­en zu Einwegwind­eln und Feuchttüch­ern. Andrea Maiwald berichtet von ihren Erfahrunge­n mit Stoffwinde­ln.
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 ??  ?? Andrea Maiwald wohnt in Augsburg. Über den Ver such, mit ihrer Familie nachhaltig zu leben, bloggt sie auf https://grue nezwerge.wordpress.com
Andrea Maiwald wohnt in Augsburg. Über den Ver such, mit ihrer Familie nachhaltig zu leben, bloggt sie auf https://grue nezwerge.wordpress.com

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