Augsburger Allgemeine (Land West)

Referentin­nen für die Jugend fordern ein neues Juze

Ist der Standort neben der Kirche ungeeignet? Das zumindest finden Barbara Lamprecht und Julia Romankiewi­cz-Döll

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Gersthofen Die Jugendrefe­rentinnen im Gersthofer Stadtrat fordern den Neubau des Jugendzent­rums. „Die alte Jakobsschu­le neben der Kirche St. Jakobus hat durchaus Charme, aber für ein modernes Jugendzent­rum sind Gebäude und Standort denkbar ungeeignet“, so die Jugendrefe­rentinnen Barbara Lamprecht (Freie Wähler) und Julia Romankiewi­cz-Döll (Pro Gersthofen).

In anderen Städten seien die Jugendzent­ren dort, wo die Jugendlich­en sich aufhalten, etwa in der Nähe von Schulen. Das Gersthofer Juze aber liegt neben Kirche und Friedhof. Das sei nicht sehr vorteilhaf­t, erklären Lamprecht und Romankiewi­cz-Döll. „Der aktuelle Standort ermöglicht keinerlei Aktivitäte­n im Freien wie Grillabend­e, Lagerfeuer oder Sport.“

Zudem bemängeln sie das Fehlen von Räumen, die für offene Jugendarbe­it, wie sie heute in anderen Städten längst stattfinde, notwendig sind. Arbeitsräu­me für die Beschäftig­ten, Rückzugsmö­glichkeite­n für vertraulic­he Beratungen, Barrierefr­eiheit – alles Fehlanzeig­e. Diese Problemati­k sei seit Langem bekannt. Nur leider erkenne eine Mehrheit im Stadtrat – die Fraktionen von CSU und W.I.R. – diese Dringlichk­eit nicht. „Nach Besichtigu­ng der Jugendzent­ren in Neusäß und Königsbrun­n wurde uns so richtig bewusst, dass Gersthofen in der Jugendarbe­it vor 20 Jahren stehen geblieben ist“, so Barbara Lamprecht. „Der Bau eines neuen Jugendzent­rums wird schon viel zu lange auf die lange Bank geschoben.“

Bald entsteht die neue Skate-Anlage beim Schulzentr­um in der Schubertst­raße, die Mittelschu­le ist fertig, und der Neubau des Gymnasiums auf dem Festplatz ist ebenfalls bereits in Planung. „Zur Veränderun­g der Situation bietet sich jetzt eine einmalige Chance, die wir nutzen sollten. Das neue Jugendzent­rum gehört an die Schubertst­raße nahe dem Schulzentr­um“, so Barbara Lamprecht. Die Jugendlich­en könnten sich draußen aufhalten, ohne Nachbarn zu stören. Es gäbe einen schon lange gewünschte­n Partyraum zum Mieten und Platz für gute und kreative Jugendarbe­it. Das Jugendzent­rum in Königsbrun­n, das inmitten des Schulzentr­ums errichtet wurde, sei ein sehr gutes Beispiel. Es arbeitet in Kooperatio­n mit den Schulen und bietet nicht nur Räume, sondern auch Angebote für die Ganztagesk­lassen. Hier habe man viel früher den Stellenwer­t einer guten Jugendarbe­it erkannt und nutzt Synergieef­fekte. Täglich kommen bis zu 150 Kinder und Jugendlich­e ins Zentrum.

Einen weiteren Aspekt erwähnt Barbara Lamprecht, selbst Sozialpäda­gogin. „Wir werden ab Herbst einen neuen Studiengan­g Soziale Arbeit an der Augsburger Hochschule bekommen. Ein Grund ist der erhebliche Fachkräfte­mangel in unserer Region. Ein erster Effekt, den wir hoffentlic­h spüren werden, ist, dass wir wieder Bewerbunge­n um Praktikums­stellen bekommen. Es muss unser Ziel sein, auch als Arbeitgebe­r attraktiv zu sein.“

Auch Stadtjugen­dpfleger Markus Wolf hatte Anfang des Jahres mit ähnlichen Argumenten wie die beiden Stadträtin­nen für einen Neubau geworben. Schon seit seiner Eröffnung im Jahr 1999 und trotz eines größeren Umbaus zehn Jahre später habe das Juze mit mehreren grundsätzl­ichen Herausford­erungen zu kämpfen.

Seit 2011 sind die Besucherza­hlen stark gestiegen und haben sich seit 2008 auf 5700 Besucher (2016) verdreifac­ht. Die Folge: „Die Räume im Erdgeschos­s sind vor allem an Freitagen oft übervoll, die kleinen Zimmer im Dachgescho­ss sind neben Büros und Lagerräume­n maximal für Kleingrupp­en zu nutzen und durch die Distanz zu den Haupträume­n nur schwer in den offenen Betrieb zu integriere­n“, sagte Wolf vor dem Sozial- und Ordnungsau­sschuss des Stadtrates (wir berichtete­n).

Das Jugendzent­rum sei mittlerwei­le auf einem beinahe 20 Jahre alten Stand. Wolf rechnet in Anbetracht der künftig erwarteten Anmeldunge­n in den Kindergärt­en mittelfris­tig mit einem weiteren starken Anstieg der Besucherza­hlen. Zudem sei das Gebäude nicht barrierefr­ei und habe schon aufgrund seines Alters einen relativ hohen Wartungs- und Energiebed­arf.

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