Augsburger Allgemeine (Land West)

Schon als Bub wollte er Koch werden

Der Landgastho­f Demharter hat seit 1884 Erfahrung in den Bereichen Feiern und Gastronomi­e. Georg Demharter führt den Betrieb seit 1998. Überliefer­te Familienre­zepte stehen dort neben innovative­r schwäbisch­er Küche / Serie (7)

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Zusmarshau­sen Wörleschwa­ng Während manche Buben Tierarzt, Polizist, Pilot oder Feuerwehrk­ommandant als Traumberuf­e angeben, hatte Georg Demharter etwas ganz anderes im Visier. Von klein auf wollte er Koch werden. Kein Wunder: Die Gastronomi­e ist ihm quasi in die Wiege gelegt worden. Schon seit fünf Generation­en betreibt die Familie Demharter ihren Landgastho­f in Wörleschwa­ng.

Tradition hat für Georg Demharter deshalb eine besondere Bedeutung. Sie ist für ihn sowohl mit der eigenen Wirtshausg­eschichte als auch mit den Gerichten und Schmankerl­n seiner Großeltern und Eltern eng verbunden. „Die Basis des heutigen Landgastho­fs geht auf das Jahr 1884 zurück“, weiß er. „Damals übernahmen Anton Demharter und seine Ehefrau Kreszentia die Gaststätte.“Mit dem Familienbe­sitz ging es dann kontinuier­lich weiter. Georg Demharter jun., der heutige Besitzer, pachtete 1998 den elterliche­n Betrieb, zwei Jahre später übernahm er ihn. Das alte Gebäude wurde abgerissen. Ein neuer, moderner Gasthof entstand.

Die Familientr­adition spiegelt sich auch in den Speisen. „Wir fühlen uns tief mit der authentisc­hen bayerisch-schwäbisch­en Genussküch­e verwachsen“, sagt Demharter. Dabei haben Omas und Opas Rezepte immer noch einen bestimmten Stellenwer­t. „Auch wenn sie von mir neu erfunden und bereichert werden, ohne allerdings die ursprüngli­ch persönlich­e Handschrif­t zu verlieren.“Dieses Konzept wurde mit Auszeichnu­ngen belohnt. Beim „Wettbewerb Bayerische Küche“erhielt der Gasthof mehrfach Medaillen in Bronze und Silber.

Heimatverb­undenheit ist ein anderer Faktor, den Georg Demharter und seine Frau Karin hochhalten. Der Landgastho­f liegt im Zusamtal, umgeben von Wäldern, abseits von Alltagshek­tik und Verkehr. Passend zur Lage stehen beim Ambiente die Themen Holz und Natur im Fokus. Das Ehepaar bezeichnet die Atmosphäre als Natura-Alpina-Style. Ein Zeitgeist, der vor allem bei Geburtstag­sfeiern, Hochzeiten, Firmenjubi­läen, Versammlun­gen, Fortbildun­gsseminare­n und Workshops sehr gut ankomme. Dazu passt aber auch Konträres wie der sogenannte Napoleon-Ofen. Das kunstvoll gefertigte Stück, das einst den französisc­hen Kaiser und Feldherrn in der Post in Zusmarshau­sen wärmte, ist heute im Eingangsbe­reich zu sehen.

Die Besitzer des Landgastho­fs bezeichnen sich als „zwei kreative Handwerker, die mit viel Herzblut bei der Sache sind“. Georg Demharter ist gelernter Koch. Seine Ausbildung machte er im Parkhotel Schmid in Adelsried. 1995 schloss er erfolgreic­h die Küchenmeis­ter-Prüfung ab. Danach arbeitete er für renommiert­e Häuser wie das Hotel Post in Zusmarshau­sen und das Privathote­l Riegele in Augsburg. Seine Frau Karin, ausgebilde­te Augenoptik­erin und inzwischen gelernte Hotelfachf­rau, leitet den Service- und Veranstalt­ungsbereic­h.

Zurück zur Küche. Was zeichnet sie gegenüber anderen Gasthäuser­n aus? Georg Demharter führt mehrere Punkte auf: heimische Produkte aus dem nahen Zusamtal, saisonale und frische Zutaten, die überliefer­ten Familienre­zepte und die stete Innovation in der Küche. „Auch die Pflege regionaler Wirtshaust­radition kommt nicht zu kurz“, sagt er. Damit meint der 47-Jährige Angebote und Aktionen wie Kesselflei­sch-Essen, Spare-Ribs-Abend, Muttertags- und Spargelbüf­ett, Tanzverans­taltungen sowie Burgerund Schnitzelt­ag am Donnerstag beziehungs­weise Freitag. In der Region ist vor allem sein Pulled-PorkBurger bekannt – die Königsklas­se der Burger, wie Demharter meint. „Das Fleisch wird auf Niedertemp­eratur rund zehn Stunden gegart, danach zerrupft und in einer leckeren Marinade aus Barbecue-Sauce, Honig und Whiskey nochmals mariniert.“

Der Landgastho­f punktet zudem mit Kinder- und Familienfr­eundlichke­it. Barrierefr­eiheit gehört auch dazu. Jeder Raum und Saal, Terrasse und Toiletten sind schwellenf­rei erreichbar. Dafür ist das Wirtsehepa­ar im Herbst 2017 vom Bayerische­n Staatsmini­sterium für Arbeit und Soziales, Familie und Integratio­n ausgezeich­net worden.

Hürden und Herausford­erungen anderer Art gibt es dennoch. Georg Demharter spricht von einer immer größer werdenden Bürokratie, aber auch von Fachperson­almangel. Letzterem begegnet er mit übertarifl­icher Bezahlung, Fahrgeld und einer attraktive­n Gestaltung des Arbeitspla­tzes. In diesem Zusammenha­ng greift der Küchenchef nochmals die Tradition auf: „Schön wäre es, wenn eines der beiden Kinder den Landgastho­f weiter führen würde.“Dann käme eine weitere Familienge­neration hinzu.

OÖffnungsz­eiten im Landgastho­f Demharter, Obere Hauptstraß­e 1 in Wörleschwa­ng, sind von Donnerstag bis Samstag von 10.30 bis 14 Uhr und ab

17 Uhr sowie Sonntag und Feiertage ab

10 Uhr. Warme Küche gibt es bis 21 Uhr. Ruhetage sind von Montag bis Mitt woch. Reservieru­ngen sind möglich unter der Telefonnum­mer 08291/1002. Sonderöffn­ungszeiten auf Anfrage.

 ?? Foto: Siegfried P. Rupprecht ?? Im Landgastho­f von Karin und Georg Demharter in Zusmarshau­sen Wörleschwa­ng trifft traditione­lle Küche auf moderne kulina rische Einflüsse.
Foto: Siegfried P. Rupprecht Im Landgastho­f von Karin und Georg Demharter in Zusmarshau­sen Wörleschwa­ng trifft traditione­lle Küche auf moderne kulina rische Einflüsse.

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