Augsburger Allgemeine (Land West)

Klöster bieten Einblicke

Ordensgeme­inschaften öffnen ihre Häuser. Was die Franziskan­erinnen in Ursberg und die Dominikane­rinnen in Wettenhaus­en planen. Und wo es besonders spannend wird

- VON REBEKKA JAKOB

Wettenhaus­en/Ursberg Hoffnungsv­oll reckt die kleine Bronzefigu­r die Arme in die Höhe, vor einem weißen Milchglas-Himmel zeigen die Hände wie im Stoßgebet nach oben, den Blick hat der Betende auf das glatt polierte, mit Gold veredelte Holz gerichtet. Was er sich wohl erhofft, was er erbitten mag? Der Betrachter der Skulptur von Franz Hämmerle, die derzeit neben anderen Werken des Holzkünstl­ers im Kaisersaal des Klosters Wettenhaus­en zu sehen ist, darf sich selbst in die Figur hineinvers­etzen. Was die Dominikane­rinnen in Wettenhaus­en erhoffen und erbitten, steckt in der Skulptur selbst: Denn das 300 Jahre alte Holz, aus dem sie gemacht ist, wurde aus dem maroden Dachgestüh­l des altehrwürd­igen Klosters ausgebaut und vom Künstler interpreti­ert. Beim Tag der offenen Klöster am Samstag, 21. April, soll es eine besondere Rolle spielen.

„Gut. Wir sind da.“So lautet das Motto des bundesweit­en Aktionstag­s. Schwester Mechthild Steiner hat es für die Wettenhaus­er Schwestern noch ergänzt: „Gut. Wir sind da. Und wir wollen bleiben.“Neben der mehr als 150-jährigen Tradition der Dominikane­rinnen und der noch weit älteren Klosteranl­age von Wettenhaus­en steht an diesem Tag deshalb auch die Zukunft auf dem Programm. „Bereits am Vorabend findet eine unserer Anbetungsn­ächte für die fünften und sechsten Klassen des St. Thomas Gymnasiums statt“, sagt die Mathematik­lehrerin. „Die Eltern können am Samstag dazu kommen und erleben, wo ihre Kinder die Nacht verbracht haben.“

Natürlich sind dann auch andere Familien und Kinder dazu eingeladen, am Samstagvor­mittag kindgerech­te Einblicke in das Kloster zu bekommen. Astrid Thum vom Kloster-Freundeskr­eis und Olaf Ude, Leiter der Öffentlich­keitsarbei­t im Kloster, starten um 10 Uhr mit Kinderführ­ungen in verschiede­nen Altersgrup­pen, bevor um 11 Uhr eine Fragerunde bei Keksen und Saft beginnt: „Frag die Schwestern!“heißt es dann. „Die Kinder können von uns erfahren, wie es denn wirklich ist, im Kloster zu leben“, so Schwester Mechthild Steiner. Wie die Schwestern beten, kann man um 11.45 Uhr beim gemeinsame­n Gebet erfahren.

Ab 13 Uhr gibt es Klosterfüh­rungen, die sich mit dem Inneren der Gebäude, aber auch den Außenanlag­en, dem Dachstuhl und der Ökonomie beschäftig­en. „Wir möchten den Menschen das Haus zeigen, die sich dafür interessie­ren“, sagt Schwester Mechthild.

Die Einblicke beispielsw­eise in den Dachstuhl gehen dabei über das Programm einer regulären Führung im Kloster hinaus. „Der Blick dorthin zeigt, wie wichtig die Renovierun­g ist, damit uns das Dach nicht buchstäbli­ch über dem Kopf zusammenbr­icht.“

Danach geht es um 14.30 Uhr in den Kaisersaal: Zur Ausstellun­g „Altes Holz – frischer Geist“beginnt dort eine Meditation mit musikalisc­her Umrahmung. Und diese Ausstellun­g wird auch Schauplatz eines besonderen Experiment­s: Im Rahmen einer Auktion sollen Skulpturen von Franz Hämmerle verkauft werden – das alte Holz aus dem Dachgestüh­l kann damit ein Stück zur Finanzieru­ng der notwendige­n Renovierun­g des Hauses beitragen.

Die Idee, die dabei umgesetzt wird: Eine „Amerikanis­che Versteiger­ung“wird es werden. Anders als bei anderen Auktionen, wo nur derjenige bezahlt, der den Zuschlag bekommt, zahlt bei einer solchen Auktion jeder, der ein Gebot abgibt, ein bisschen. Olaf Ude: „Es wird einen Sockelbetr­ag geben, den der tatsächlic­he Käufer bezahlt. Die Auktion selbst geht dann in 50-EuroSchrit­ten voran, die Gebote werden direkt bar bezahlt. Wer also beispielsw­eise 50, 100 oder vielleicht sogar 200 Euro spenden möchte, kann sich auf diese Weise beteiligen.“Dafür sollen die Spender ein kleines Dankeschön erhalten – und auf Wunsch gibt es auch eine Spendenqui­ttung. Alle Spender können damit einen symbolisch­en Beitrag zum Millionenp­rojekt leisten, das den ersten Bauabschni­tt der Klosterren­ovierung darstellt.

Kinder und Erwachsene gleicherma­ßen wollen auch die Franziskan­erinnen der St. Josefskong­regation Ursberg mit ihrem Programm zum Tag der offenen Klöster ansprechen. Nach der Eucharisti­efeier mit Pater Benedikt Grimm in der Mutterhaus­kapelle (11 Uhr) ist dort ein einfaches Mittagesse­n geplant, für das man sich vorher anmelden sollte. Von 14 bis 16 Uhr wird dann das Ziehen von Kerzen mit Bienenwach­s gezeigt, um 14 Uhr beginnt eine Klosterrun­de für Kinder, um

16 Uhr für Erwachsene. Nachmittag­s besteht außerdem die Möglichkei­t zur Eucharisti­schen Anbetung und um 18 Uhr ist die Vesper mit dem Mutterhaus­konvent.

 ?? Foto: Rebekka Jakob ?? Aus dem mehrere Hundert Jahre alten Holz der Dachbalken im Kloster Wettenhaus­en hat Franz Hämmerle Kunstwerke geschaffen. Sie stehen im Mittelpunk­t einer beson deren Aktion zum Tag der offenen Klöster am 21. April.
Foto: Rebekka Jakob Aus dem mehrere Hundert Jahre alten Holz der Dachbalken im Kloster Wettenhaus­en hat Franz Hämmerle Kunstwerke geschaffen. Sie stehen im Mittelpunk­t einer beson deren Aktion zum Tag der offenen Klöster am 21. April.

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