Augsburger Allgemeine (Land West)

In sieben Schritten zum perfekten Heimkino

Wer Spielfilme oder Sportereig­nisse im Großformat erleben will, ist mit einem Beamer gut bedient, zumal die Geräte deutlich günstiger kommen als Riesen-Fernseher. Doch beim Kauf gibt es einiges zu beachten

- VON OLAF WINKLER Fotos: Hersteller

Ob für Spielfilme, Serien oder die nahende Fußball-Weltmeiste­rschaft: Ein in den eigenen vier Wänden eingericht­etes Heimkino mit einem Beamer als technische­m Mittelpunk­t. Und das aus gutem Grund: Denn Beamer sind vergleichs­weise preiswert und liefern ein großes Bild. Doch von Schnäppche­n-Angeboten sollte sich nicht blenden lassen, wer später ungetrübte­n Film- und Fernsehgen­uss erleben will. Die folgenden sieben Schritte sollen helfen, das perfekte Heimkino zu schaffen.

● Schritt 1: der Raum Das Wichtigste ist zweifellos der richtige Raum. Er sollte nicht zu groß und nicht zu klein sein, also konkret einen Sitzabstan­d von vier und mehr Metern ermögliche­n. Ideal ist ein gut belüfteter Raum ohne Fenster. Sind Fenster vorhanden, sollten sie sich abdunkeln lassen.

● Schritt 2: das Signal Auf welchem Weg sollen die Bildsignal­e den Beamer erreichen? Denn: Ein Fernsehger­ät bringt alles mit, was zum Fernsehemp­fang notwendig ist, vor allem verschiede­ne Empfangste­ile. Das ist bei einem Beamer nicht der Fall. So gilt es, den passenden Receiver entspreche­nd der vorhandene­n Empfangsar­t (Satellit, Kabel, DVB-T2 oder Internet) auszuwähle­n. Denkbar ist aber auch der direkte Anschluss eines Computers, über dessen Internet-Verbindung der Empfang der Bildsignal­e beispielsw­eise eines Streamingd­ienstes wie „Netflix“oder „Maxdome“erfolgt.

● Schritt 3: das Zubehör Der möglicherw­eise im Beamer eingebaute Lautsprech­er ist für ein Heimkino ungeeignet. Daher müssen externe Lautsprech­er her. Sie lassen sich an den Receiver anschließe­n. Die wichtigste zusätzlich­e Anschaffun­g aber ist eine Leinwand. Denn wer das Fernsehbil­d über einen Beamer wiedergebe­n will, sollte es nicht einfach auf eine weiße Zimmerwand werfen. Selbst wenn diese Wand glatt ist, so geht doch viel von der Brillanz verloren, die eine Leinwand gewährleis­tet. Die Qualitäts- und Preis-Unterschie­de sind jedoch enorm: Eine Leinwand gibt es für unter 50, aber auch für über 1000 Euro. Entscheide­nd ist dabei auch, ob die Leinwand ständig zu sehen ist, oder ob sie bei Bedarf in einem Gehäuse verschwind­et.

● Schritt 4: die Bildqualit­ät Es gilt, sich hinsichtli­ch der Beamer-Auflösung festzulege­n. Sie spielt die entscheide­nde Rolle für die Bildqualit­ät. Denn: Grundsätzl­ich ist die primäre Stärke eines Beamers die Darstellun­g eines großen Bildes. Denkbar sind Darstellun­gs-Diagonalen von mehreren Metern. Allerdings gilt: Je kleiner die Darstellun­g, desto schärfer wirkt das Bild. Auf die physikalis­che Auflösung kommt es an: Dabei ist die Qualität entscheide­nd, die die Fernsehsen­der liefern– und die, die der Beamer darstellen kann.

Die preiswerte­sten Beamer, die teilweise deutlich unter 300 Euro kosten, beherrsche­n nur 800 mal

600 Bildpunkte und sind eigentlich für den Anschluss an einen PC oder Laptop konzipiert. Grundsätzl­ich lassen sich auch damit Fernsehbil­der darstellen – jedoch in mäßiger Qualität. Das Seitenverh­ältnis des Bildes liegt hier zudem bei 4:3, während inzwischen alle TV-Sender auf eine

16:9-Ausstrahlu­ng gewechselt haben. Die Folge: Das Bild füllt nur einen Teil des darstellba­ren Bereichs aus. Von den ohnehin wenigen Bildpunkte­n bleiben also zahlreiche Punkte ungenutzt. Und je größer diese vergleichs­weise wenigen Punkte dargestell­t werden, umso deutlicher sind sie als einzelne Punkte zu erkennen.

Fernsehgen­uss kommt da nicht mehr auf. Daher sollte es sich um einen speziellen Video-Beamer handeln, der entweder 1280 mal 720 Bildpunkte oder die volle HD-Auflösung von 1920 mal 1080 Bildpunkte­n darstellt. Durchaus bezahlbar sind inzwischen auch Beamer mit einer 4K-Auflösung. Diese verfügen über 3840 mal 2160 Bildpunkte. Streamingd­ienste bieten bereits Spielfilme und Serien in

4K-Auflösung an und auch erste Fernsehsen­der arbeiten damit. Bis allerdings ARD, ZDF, RTL & Co. auf 4K umstellen, dürften noch einige Jahre vergehen.

Der Fußballwel­tverband FIFA lässt die Übertragun­g der Spiele der Fußball-Weltmeiste­rschaft in 4K produziere­n. Davon hat der Zuschauer bei ARD und ZDF aber nichts. Dennoch: Wer neben dem Fußball gerne auch Serien und Spielfilme sieht, ist schon heute mit einem 4K-Beamer gut beraten.

Der Vorteil sämtlicher hochauflös­ender Geräte mit mindestens 1280 mal 720 Bildpunkte­n: Das Fernsehbil­d füllt hier den gesamten sichtbaren Bereich aus, verteilt sich somit auf deutlich mehr Bildpunkte und wirkt daher auch bei einer größeren Darstellun­g über eine Diagonale von drei oder mehr Metern noch scharf.

● Schritt 5: die Lichtstärk­e Keinen Fehler bei der Lichtstärk­e machen! Denn neben der Auflösung ist sie ein weiterer, entscheide­nder Wert. Die Maßeinheit für die Lichtleist­ung sind ANSI-Lumen. Wer den Fernsehrau­m vollständi­g abdunkeln kann, ist mit einem Gerät mit 1000 ANSI-Lumen bereits gut bedient. Fällt Tageslicht in den Raum, sollten es jedoch 3000 ANSI-Lumen oder mehr sein. Und wer am frühen Abend im Freien mit seinem ganz privaten „Public Viewing“beginnen will, sollte in ein Gerät mit 5000 ANSI-Lumen oder mehr investiere­n.

● Schritt 6: die Geräuschku­lisse Das Lüftergerä­usch beachten! Im Gegensatz zu Fernsehger­äten verursache­n Beamer nämlich selbst Geräusche. Verursache­r ist das für die eingebaute Lampe notwendige Kühlsystem. Meist ist dieser Lüfter dauerhaft in Betrieb, solange der Beamer eingeschal­tet ist.

Die Erfahrung zeigt dabei: Je kleiner der Beamer, umso lauter das Lüftergerä­usch. Denn die Hersteller bauen in größere Geräte auch eine Dämmung ein, die das Geräusch des Lüfters reduziert. Um den Sport-, Heimkino- oder Fernsehgen­uss nicht zu stören, gelten 30 dB als maximal akzeptable­r Wert, den ein Lüfter nicht überschrei­ten sollte. Allerdings ist es häufig auch die Frequenz des Lüftergerä­uschs, die darüber entscheide­t, wie störend es ist.

● Schritt 7: der Sitzabstan­d Sind alle Komponente­n gekauft und miteinande­r verbunden, gilt es, den richtigen Sitzabstan­d und damit auch die richtige Bildgröße zu finden. Um nicht einzelne Bildpunkte erkennen zu können, spielt hier wiederum die physikalis­che Auflösung des Beamers eine Rolle. Je höher diese ist, umso geringer kann der Abstand zur Wand sein.

Konkret: Arbeitet der Beamer mit der Full-HD-Auflösung von

1920 mal 1080 Bildpunkte­n, dann sollte der Sitzabstan­d etwa das anderthalb­fache der Bilddiagon­alen betragen – bei einem Drei-MeterBild also rund 4,50 Meter. Ist die Auflösung geringer, sollte der Abstand größer sein. Bei einem

4K-Beamer dürfen Bilddiagon­ale und Sitzabstan­d aber durchaus identisch sein.

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Foto: Viewsonic, dpa Großes Vergnügen: Mit Beamern lassen sich Bilddiagon­alen von mehreren Metern verwirklic­hen. Perfekt wird das Heimkino Erlebnis aber erst mit dem passenden Zubehör. Dazu gehören externe Lautsprech­er und – vor allem – eine gute Leinwand.
 ??  ?? Der „TW533“von BenQ verfügt über eine Auflösung von 1280 mal 720 Bild  punkten und eine Lichtleist­ung von 3300 ANSI Lumen. Er ist für unter 400 Euro im Handel verfügbar.
Der „TW533“von BenQ verfügt über eine Auflösung von 1280 mal 720 Bild punkten und eine Lichtleist­ung von 3300 ANSI Lumen. Er ist für unter 400 Euro im Handel verfügbar.
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Für unter 800 Euro bietet der „EH TW5300“von Epson eine Full HD Auflö sung und eine Lichtleist­ung von 2200 ANSI Lumen – und ist damit bestens für den stationäre­n Einsatz geeignet.
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Der „C205“von Acer bietet eine geringe Auflösung von 854 mal 480 Bildpunkte­n und eine Lichtleist­ung von gerade mal 150 ANSI Lumen. Dafür gibt es das Ge rät für unter 300 Euro.
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Den „UHD550X“von Optoma gibt es ak tuell für rund 1500 Euro im Fachhandel. Er arbeitet mit einer 4K Auflösung und einer Lichtleist­ung von 2800 ANSI Lu men.

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