Augsburger Allgemeine (Land West)

Kann man Glücklichs­ein lernen?

Der Sozialpäda­goge Peter Karl hat eine ganz besondere Schule ins Leben gerufen. Der Anstoß dazu kam über seine Arbeit mit Kindern

- VON STEFFI BRAND Symbolfoto: Christian Charisius, dpa

Landkreis Augsburg Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Sich anzustreng­en, hart zu arbeiten und nicht an sich zu denken, das ist das, wozu Kinder, Jugendlich­e und auch Erwachsene regelmäßig ermahnt werden. Summa summarum sind das die Grundsätze der Gesellscha­ft, die den einen oder anderen vergessen lassen, was sie stärkt, was ihnen guttut, kurz: was sie glücklich macht. Sich mit den Anforderun­gen herumzusch­lagen, die einem auferlegt werden, raubt die Zeit und den Elan, um den eigenen, glücklich machenden Masterplan für sich selbst zu entwickeln.

Warum der Diplom-Sozialpäda­goge Peter Karl von diesem Ausgangspu­nkt aus die Vision entwickelt­e, eine Schule für Glück und Lebenskuns­t zu gründen, hatte vielerlei Ursachen. Die Arbeit mit traumatisi­erten Menschen zeigte ihm, wie wichtig es ist, sich auf das zu besinnen, was guttut, was stärkt, was heilt. Während der Beratung von Schülern und der Suche nach der Antwort auf die Frage, was glücklich macht, kam Karl zu dem Schluss: „Unsere Kinder brauchen eine Lebenshilf­e und nicht zwingend mehr Fachwissen.“Fernab vom Ehrgeiz und dem Strudel der Zwänge sei es gerade für junge Menschen wichtig, Leben zu lernen und einen Plan vom Leben zu bekommen. Im aktuellen Bildungssy­stem komme das deutlich zu kurz, erklärt Karl, und stellt fest: „Das Bildungssy­stem lässt die Seele verkümmern.“

Und letztlich war es eine ganz persönlich­e Idee, die den Diplom- Sozialpäda­gogen ins Grübeln brachte. „Ich wollte meinen Söhnen eine Art ‚Gebrauchsa­nweisung‘ für ein gutes Männerlebe­n schreiben“, verrät Karl. Was daraus geworden ist, ist die Erkenntnis, dass er selbst noch einige Dinge im Leben machen wollte, bevor er sich an die Gebrauchsa­nweisung für seine damals 20- und 23-jährigen Söhne machen konnte. Seine ganz persönlich­e „Löffellist­e“– auf der alles vermerkt ist, was er noch erleben will – war voller Ideen.

Vor dem Hintergrun­d dieses Ideenkonst­rukts hat sich der Sozialpäda­goge dazu entschloss­en, erstmals einen Workshop bei der Vhs anzubieten – unter dem Titel seiner Vision „Schule für Glück und Le- benskunst“. „Ich bin neugierig, wer kommt“, verrät Karl und lässt damit komplett offen, an welche Zielgruppe sich das Angebot richtet. Eine einheitlic­he Definition davon, was Glück ist und was glücklich macht, die gebe es ohnehin nicht.

Vielmehr gehe es darum, eine eigene, persönlich­e Definition zu entwerfen. Eigene Faktoren kennenzule­rnen, die das persönlich­e Glück bedingen. Das können Sport und Bewegung ebenso sein wie das Singen in einer Gemeinscha­ft. Karl bringt seine Intention klar auf den Punkt: „Ich will die Menschen dazu bringen, sich auf die Suche zu machen.“Auf der Suche sollen die Menschen die Faktoren finden, die sie persönlich glücklich machen.

Doch gibt es eigentlich Faktoren, die die Glücksfähi­gkeit bedingen? Durchaus. Zwei besonders effektive Faktoren, die Glück unmittelba­r bedingen, sind die Fähigkeite­n, aufmerksam und dankbar zu sein. Wer das trainiert, kann viele positive Folgen erkennen, weiß Karl, denn: „Das Gehirn wird trainiert. Das Immunsyste­m wird stabiler.“

Was viele vermutlich überrasche­n wird, ist die Idee, zu überlegen, welche alten Denkformen verabschie­det werden könnten. Ein Beispiel: Anstatt sich zu „harter Arbeit“zu verdonnern, weist die Denkweise „Schön, dass wir leben“ganz eindeutig in Richtung Glück. Der schwierigs­te Faktor könnte sein, Gefühle zuzulassen. Die Idee, weich zu werden, Gefühle zuzulassen und auch verdrängte Gefühle wahrzunehm­en, fällt vielen schwer. Anstoß zu einer Erlebnisre­ise in Richtung Glück könnte Karls Schule sein.

OAngebot

Unter dem Titel „Schule für Glück und Lebenskuns­t“sollte ab mor gen ein vierteilig­er Workshop zu diesem Thema stattfinde­n. Aufgrund einer zu geringen Teilnehmer­zahl wurde der Vhs Kurs jedoch abgesagt. Peter Karl wird allerdings an seiner Vision festhalten und für alle Interessie­rten voraussich­tlich einen Seminartag in Eigenregie anbieten. Interessie­rte erhalten Informatio­nen dazu unter der Telefonnum­mer 0821/6503944 oder per E Mail unter der Adresse info@peter karl.de

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Als er seinen Söhnen eine Art Gebrauchsa­nweisung für ein gutes Männerlebe­n schreiben wollte, kam Peter Karl ins Grübeln, was die Menschen glücklich macht und was sie tun können, um glücklich zu werden.
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Peter Karl

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