Augsburger Allgemeine (Land West)
Rückstau an der Autobahn Ausfahrt
Die Anschlussstelle ist komplett überlastet. Dadurch bilden sich Rückstaus auf der Abfahrtsspur. Experten haben jetzt über Lösungen gesprochen. Helfen soll unter anderem eine Einfädelspur für Linksabbieger
An der Autobahnausfahrt Neusäß bilden sich morgens und abends häufig Rückstaus. Das kann gefährlich werden.
Neusäß Jeden Morgen und Abend das gleiche Bild im Berufsverkehr: Der Verkehr staut sich an der Autobahnabfahrt Neusäß und auf den angrenzenden Kreisverkehren beim Güterverkehrszentrum (GVZ) und bei Hirblingen. Wegen der Überlastung der Strecken traf sich eine Expertenrunde, um über Lösungen zu sprechen.
Eingeladen zu dem Gespräch hatte die Autobahndirektion Südbayern. Die Polizei warnt nämlich vor der Gefahr, die sich bei Neusäß durch Rückstau auf der Autobahn ergeben kann. Gerade in der Zeit von 7.30 bis 8.30 und 17 bis 18.30 Uhr stehen vor allem in Richtung Stuttgart Fahrzeuge auf dem Abfahrtssteifen oder sogar schon auf dem Seitenstreifen. „Hier gibt es oft bis zu 400 Meter Rückstau“, beschrieb der Leiter des Neusässer Bauamts Gerald Adolf im Planungsund Umweltausschuss die brenzlige Situation. Manche Autofahrer erkennen diesen Stau zu spät. Sie bremsen bis zum Stillstand auf der rechten Spur ab, setzen den Blinker und wollen so in einer Lücke auf dem Abfahrtsstreifen einfädeln.
Der Tenor bei der Gesprächsrunde der Fachleute war eindeutig: Die Zahl der Autos liegt an dieser Anschlussstelle heute deutlich über den prognostizierten Zahlen. Im Jahr
1997 war ein Gutachten für den Bau des Autobahnanschlusses erstellt worden. Doch alle Zahlen darin seien überholt, betonte Stadtbaumeister Dietmar Krenz. „Alle Straßen sind mehr belastet, als man beim Bau angenommen hatte.“
An der Anschlussstelle Neusäß, die Ende 2003 eröffnet worden war, werden heutzutage täglich rund
97000 Fahrzeuge gezählt. Der starke Zuwachs des Verkehrs an dieser Stelle resultiert auch aus einer Überlastung der B17 und B2 sowie der Anschlussstelle Augsburg-West bei Gersthofen. Adolf: „Da hat sich Verkehr nach Neusäß verlagert.“Viele Autofahrer würden so beispielsweise über die Hirblinger Straße in das im Westen von Gersthofen liegende Gewerbegebiet gelangen. Im kommenden Jahr soll die Auto- bahnausfahrt West mit einer zusätzlichen Abbiegespur „aufgerüstet“werden. Das werde sicher etwas Entlastung bringen, hoffen Experten, warnen aber vor zu hohen Erwartungen.
Die zwei aktuellen Hauptprobleme an der Ausfahrt Neusäß, die ja als halbes und nicht als ganzes Kleeblatt konzipiert worden ist: Die Leistungsfähigkeit der Kreisverkehre Richtung Gersthofen und Neusäß ist erschöpft und die Verkehrsteilnehmer müssen oft lange warten, bis sie nach links auf die Kreisstraße abbiegen können. Da der Verkehr nicht abfließen kann, entstehen schließlich die Rückstaus auf der Autobahn. Folgende Dinge sollen nun angepackt werden, um die Lage zu entschärfen. Als erstes wird das bestehende Gutachten aktualisiert. Besonderes Augenmerk wird auf die beiden Kreisverkehre und die zwei Einmündungen von der A8 auf die Kreisstraße gelegt. Der Bereichsleiter Straßenbau des Staatlichen Bauamts, Stefan Scheckinger, beschreibt das Ziel so: „Wir schauen, wie ist die Lage und was kann man tun?“Schneller umgesetzt werden könne die Errichtung einer Stauwarnanlage auf der Autobahn. Sie soll ihren Platz in Richtung Stuttgart vor der Anschlussstelle Neusäß bekommen.
Um das Abbiegen nach links zu erleichtern, wird über eine Einfädelspur in der Mitte nachgedacht. Viele Autofahrer kennen diese Lösung aus Italien. Von der A8 kommende Autofahrer könnten im ersten Schritt auf diese Spur bis zur Mitte fahren, im Rückspiegel den Verkehr verfolgen und einscheren.
Der Neusässer Bürgermeister Richard Greiner wies darauf hin, dass seit dem sechsspurigen Ausbau der Autobahn die Zahl der Unfälle abgenommen habe. Doch wenn etwas passiert, seien die Verletzungen und Schäden schlimmer als vorher. Greiner ist optimistisch, dass der Vorschlag der Bürgermeister aus der Region für eine Telematik umgesetzt wird. Greiner: „Da habe ich Hoffnung.“
Wie berichtet, gibt es Klagen über die gestiegene Lärmbelastung seit dem Autobahnausbau. Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden fordern die Installation einer sogenannten Verkehrsbeeinflussungsanlage. Das elektronische System passt die erlaubte Geschwindigkeit auf Streckenabschnitten Wetter und Verkehr an und soll so für mehr Sicherheit und weniger Staus sorgen. Noch ein Gedanke dahinter: Je geringer die Geschwindigkeit des Verkehrs, desto geringer die Lärmbelastung. Fachliche Unterstützung für diesen Vorstoß gibt es von der Autobahndirektion Südbayern und dem Polizeipräsidium SchwabenNord in Augsburg, die die Anlagen als besten Weg sehen, um Unfälle zu vermeiden.