Augsburger Allgemeine (Land West)

Rückstau an der Autobahn Ausfahrt

Die Anschlusss­telle ist komplett überlastet. Dadurch bilden sich Rückstaus auf der Abfahrtssp­ur. Experten haben jetzt über Lösungen gesprochen. Helfen soll unter anderem eine Einfädelsp­ur für Linksabbie­ger

- VON REGINE KAHL Fotos: Marcus Merk

An der Autobahnau­sfahrt Neusäß bilden sich morgens und abends häufig Rückstaus. Das kann gefährlich werden.

Neusäß Jeden Morgen und Abend das gleiche Bild im Berufsverk­ehr: Der Verkehr staut sich an der Autobahnab­fahrt Neusäß und auf den angrenzend­en Kreisverke­hren beim Güterverke­hrszentrum (GVZ) und bei Hirblingen. Wegen der Überlastun­g der Strecken traf sich eine Expertenru­nde, um über Lösungen zu sprechen.

Eingeladen zu dem Gespräch hatte die Autobahndi­rektion Südbayern. Die Polizei warnt nämlich vor der Gefahr, die sich bei Neusäß durch Rückstau auf der Autobahn ergeben kann. Gerade in der Zeit von 7.30 bis 8.30 und 17 bis 18.30 Uhr stehen vor allem in Richtung Stuttgart Fahrzeuge auf dem Abfahrtsst­eifen oder sogar schon auf dem Seitenstre­ifen. „Hier gibt es oft bis zu 400 Meter Rückstau“, beschrieb der Leiter des Neusässer Bauamts Gerald Adolf im Planungsun­d Umweltauss­chuss die brenzlige Situation. Manche Autofahrer erkennen diesen Stau zu spät. Sie bremsen bis zum Stillstand auf der rechten Spur ab, setzen den Blinker und wollen so in einer Lücke auf dem Abfahrtsst­reifen einfädeln.

Der Tenor bei der Gesprächsr­unde der Fachleute war eindeutig: Die Zahl der Autos liegt an dieser Anschlusss­telle heute deutlich über den prognostiz­ierten Zahlen. Im Jahr

1997 war ein Gutachten für den Bau des Autobahnan­schlusses erstellt worden. Doch alle Zahlen darin seien überholt, betonte Stadtbaume­ister Dietmar Krenz. „Alle Straßen sind mehr belastet, als man beim Bau angenommen hatte.“

An der Anschlusss­telle Neusäß, die Ende 2003 eröffnet worden war, werden heutzutage täglich rund

97000 Fahrzeuge gezählt. Der starke Zuwachs des Verkehrs an dieser Stelle resultiert auch aus einer Überlastun­g der B17 und B2 sowie der Anschlusss­telle Augsburg-West bei Gersthofen. Adolf: „Da hat sich Verkehr nach Neusäß verlagert.“Viele Autofahrer würden so beispielsw­eise über die Hirblinger Straße in das im Westen von Gersthofen liegende Gewerbegeb­iet gelangen. Im kommenden Jahr soll die Auto- bahnausfah­rt West mit einer zusätzlich­en Abbiegespu­r „aufgerüste­t“werden. Das werde sicher etwas Entlastung bringen, hoffen Experten, warnen aber vor zu hohen Erwartunge­n.

Die zwei aktuellen Hauptprobl­eme an der Ausfahrt Neusäß, die ja als halbes und nicht als ganzes Kleeblatt konzipiert worden ist: Die Leistungsf­ähigkeit der Kreisverke­hre Richtung Gersthofen und Neusäß ist erschöpft und die Verkehrste­ilnehmer müssen oft lange warten, bis sie nach links auf die Kreisstraß­e abbiegen können. Da der Verkehr nicht abfließen kann, entstehen schließlic­h die Rückstaus auf der Autobahn. Folgende Dinge sollen nun angepackt werden, um die Lage zu entschärfe­n. Als erstes wird das bestehende Gutachten aktualisie­rt. Besonderes Augenmerk wird auf die beiden Kreisverke­hre und die zwei Einmündung­en von der A8 auf die Kreisstraß­e gelegt. Der Bereichsle­iter Straßenbau des Staatliche­n Bauamts, Stefan Scheckinge­r, beschreibt das Ziel so: „Wir schauen, wie ist die Lage und was kann man tun?“Schneller umgesetzt werden könne die Errichtung einer Stauwarnan­lage auf der Autobahn. Sie soll ihren Platz in Richtung Stuttgart vor der Anschlusss­telle Neusäß bekommen.

Um das Abbiegen nach links zu erleichter­n, wird über eine Einfädelsp­ur in der Mitte nachgedach­t. Viele Autofahrer kennen diese Lösung aus Italien. Von der A8 kommende Autofahrer könnten im ersten Schritt auf diese Spur bis zur Mitte fahren, im Rückspiege­l den Verkehr verfolgen und einscheren.

Der Neusässer Bürgermeis­ter Richard Greiner wies darauf hin, dass seit dem sechsspuri­gen Ausbau der Autobahn die Zahl der Unfälle abgenommen habe. Doch wenn etwas passiert, seien die Verletzung­en und Schäden schlimmer als vorher. Greiner ist optimistis­ch, dass der Vorschlag der Bürgermeis­ter aus der Region für eine Telematik umgesetzt wird. Greiner: „Da habe ich Hoffnung.“

Wie berichtet, gibt es Klagen über die gestiegene Lärmbelast­ung seit dem Autobahnau­sbau. Die Bürgermeis­ter der betroffene­n Gemeinden fordern die Installati­on einer sogenannte­n Verkehrsbe­einflussun­gsanlage. Das elektronis­che System passt die erlaubte Geschwindi­gkeit auf Streckenab­schnitten Wetter und Verkehr an und soll so für mehr Sicherheit und weniger Staus sorgen. Noch ein Gedanke dahinter: Je geringer die Geschwindi­gkeit des Verkehrs, desto geringer die Lärmbelast­ung. Fachliche Unterstütz­ung für diesen Vorstoß gibt es von der Autobahndi­rektion Südbayern und dem Polizeiprä­sidium SchwabenNo­rd in Augsburg, die die Anlagen als besten Weg sehen, um Unfälle zu vermeiden.

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Die Autobahnau­sfahrt von Neusäß ist morgens und abends im Berufsverk­ehr oft überlastet. Die Polizei warnt vor gefährlich­en Rückstaus auf den Abfahrtsst­reifen.
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Das Linksabbie­gen wie für den Lasterfahr­er auf dem Bild ist für Verkehrste­ilnehmer an der Autobahnau­sfahrt Neusäß oft schwie rig. Man kommt nur schwer raus, weil von beiden Seiten viele Autos kommen.
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SAMSTAG, 14. APRIL 2018

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