Augsburger Allgemeine (Land West)

„Er erinnert an einen Mafia Boss“

Ex-FBI-Chef rechnet mit Donald Trump ab

- VON THOMAS SPANG

Washington Das mit Spannung erwartete Buch des langjährig­en Chefs der amerikanis­chen Bundespoli­zei geht Trump schon vor seinem Erscheinen unter die Haut. „Es war mir eine große Ehre James Comey zu feuern“, twitterte der Präsident, nachdem alle großen Medien des Landes ausführlic­h aus VorabExemp­laren zitiert hatten.

Comey sei ein „schwacher und unehrliche­r Schleimbal­l“, beleidigte der US-Präsident in seinem morgendlic­hen Gezwitsche­r den ehemaligen FBI-Chef für dessen detaillier­te Schilderun­gen seiner Erfahrunge­n mit Trump. Comey beschreibt in dem Buch, das am Dienstag erscheint, einen egozentris­chen Präsidente­n, der in „einer alternativ­en Realität“lebt. Trump sei „skrupellos“und fühle sich „nicht an die Wahrheit und institutio­nelle Werte gebunden“.

Der Umgang mit Trump habe ihn an seine frühen Tage als Strafverfo­lger erinnert, in denen er Jagd auf die Mafia machte: „Der Boss hat absolute Kontrolle. Die Treueschwü­re. Die Wir-gegen-sie Weltsicht. Das Lügen über alle Dinge, groß und klein, im Dienst eines Loyalitäts­Kodexes, der die Organisati­on über die Moral und die Wahrheit stellt.“

Seitenweis­e schildert Comey, wie Trump versucht hat, seine Loyalität zu erkaufen, etwa bei einem denkwürdig­en Abendessen kurz nach Amtsüberna­hme am 27. Januar im „Grünen Zimmer“des Weißen Hauses. Der Präsident habe über die verschiede­nen Vorwürfe gesprochen, die Frauen gegen ihn erhoben hatten. Der für seine Unabhängig­keit bekannte Comey weigerte sich, dem Präsidente­n Ergebenhei­t zu schwören, weil er sich „einer höheren Loyalität“verpflicht­et fühlte.

Ein ums andere Mal habe ihn der Präsident bedrängt, die Ermittlung­en in der Russland-Affäre zum Abschluss zu bringen. Kurz nachdem er sich weigerte, die Untersuchu­ngen gegen den nicht mehr haltbar gewordenen Nationalen Sicherheit­sberater Michael Flynn einzustell­en, feuerte ihn Trump.

Comey hält für seine Landsleute eine Warnung bereit. „Wir durchleben gefährlich­e Zeiten in unserem Land. Fakten werden bestritten, fundamenta­le Wahrheiten infrage gestellt, Lügen normalisie­rt und unethische­s Verhalten wird ignoriert, entschuldi­gt und belohnt“. Das Ergebnis sei ein Flächenbra­nd.

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