Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Ernstfall für die Akademie ist da
Stockholm Die Schwedische Akademie, die seit über 100 Jahren den Literaturnobelpreis vergibt, steckt in einem tiefen Dilemma. Droht sie doch aufgrund ihrer eigenen Statuten auszusterben. Denn mittlerweile ist die eigentlich 18 Mitglieder zählende Akademie auf nur mehr elf geschrumpft – und hat damit, so sehen es die Richtlinien vor, die Zahl von zwölf Personen unterschritten, die für die Aufnahme neuer Mitglieder verpflichtend ist.
Am Donnerstag nämlich zog sich nicht nur die seit Wochen in der Kritik stehende Ständige Sekretärin der Akademie, Sara Danius, zurück, sondern auch die Lyrikerin Katarina Frostenson. Deren Ehemann steht im Zentrum der Vorwürfe um das vorzeitige Ausplaudern von Preisträgernamen, sexuellen Missbrauch und finanzielle Vorteilsnahme. Drei Mitglieder waren bereits vor Tagen zurückgetreten, zwei weitere schon vor Jahren ausgeschieden. Zusammengerechnet sind somit nurmehr elf im Amt.
Einen Einfluss auf die Wahl des Literaturnobelpreisträgers muss das zwar nicht haben, denn laut Reglement braucht der Kandidat lediglich mehr als die Hälfte aller abgegebenen Stimmen. Drängend ist jedoch die Frage, wie es mit der Akademie weitergeht, die sich in ihren eigenen Statuten verfangen hat. Jetzt ist König Carl Gustaf gefragt, der bereits angekündigt hat, im Ernstfall die Satzung zu ändern.