Augsburger Allgemeine (Land West)

Hilfe für Obdachlose

Warum Sina Trinkwalde­r 60 Rucksäcke nach Würzburg gebracht hat

- VON SOPHIA SCHEDER Main-Post Augsburger Allgemeine

„Eine fehlende Wohnung und eine fehlende Arbeit sind nicht deren dringlichs­tes Problem. Es ist das Selbstwert­gefühl und die Hygiene“, sagt Sina Trinkwalde­r über Obdachlose. Die Augsburger Unternehme­rin hatte schon immer ein besonderes Interesse für Menschen ohne festen Wohnsitz. So war die Begegnung mit einem Obdachlose­n ausschlagg­ebend für die Idee, in ihrem Unternehme­n „manomama“schmutzabw­eisende und wasserfest­e Rucksäcke herzustell­en.

30 der sogenannte­n „Brichbags“werde die – sie gehört wie die zur Mediengrup­pe Pressedruc­k – von der Unternehme­rin kaufen, kündigte Geschäftsf­ührer David Brandstätt­er beim Neujahrsem­pfang der Main-Post an. Er hielt sein Verspreche­n: Nun wurden sie an Vertreter der Bahnhofsmi­ssion Würzburg und Schweinfur­t übergeben. Trinkwalde­r stiftete dazu weitere 30 Rucksäcke. „Brich“steht für das englische Wort Bridge (gesprochen Bridsch), also Brücke. Trinkwalde­r will auf diese Weise eine Brücke zwischen Arm und Reich schlagen und den Obdachlose­n ein Stück Würde zurückgebe­n – nicht mehr mit Plastiktüt­en rumlaufen zu müssen, sich nicht mehr schämen zu müssen, nicht mehr unangenehm zu riechen.

Die Rucksäcke, genäht aus Textilrest­en, die der Sonnenschu­tzHerstell­er Warema aus Marktheide­nfeld im Landkreis Main-Spessart zur Verfügung stellt, sind gefüllt mit allerlei Hygieneart­ikeln, ob Mundwasser, Seife oder Desinfekti­onsspray. Aber auch haltbare Nahrungsmi­ttel wie Studentenf­utter und Pulverkaff­ee finden dort Platz. „Obdachlosi­gkeit ist ein Thema, das uns alle angeht“, sagt die Unternehme­rin. Es gehe nicht darum, was der monetäre Wert der Rucksäcke ist, sondern was sie für die Obdachlose­n bedeuten. Dies wurde besonders deutlich, als die Augsburger­in mit den Obdachlose­n in der Bahnhofsmi­ssion Würzburg lange Gespräche führte. „Mein Koffer ist erst kaputt gegangen, da kommt der Rucksack genau richtig“, freute sich etwa Andi, dem Trinkwalde­r stolz einen Rucksack übergab. „Die Begegnung heute mit Sina ist unbezahlba­r“, sagte der Mann.

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Foto: Thomas Obermeier Sina Trinkwalde­r zeigt ein „Brichbag“für Obdachlose.

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