Augsburger Allgemeine (Land West)

„Zus“soll glänzen und macht Schulden

Um zu investiere­n, verabschie­det der Rat einen Rekord-Etat. Verliert der Bürgermeis­ter das Augenmaß?

- VON GÜNTER STAUCH

Zusmarshau­sen Mit einem knappen halben Dutzend Gegenstimm­en hat der Marktgemei­nderat Zusmarshau­sen den Haushalt der Gemeinde beschlosse­n. Er sieht für dieses Jahr Ausgaben in Höhe von 31 Millionen Euro vor.

Die SPD nutzte die Verabschie­dung des 400-Seiten-Werks zu einer kleinen Generalabr­echnung, in deren Mittelpunk­t abermals die Kritik an der Überfracht­ung mit Projekten und Vorhaben sowie der Organisati­on in der Verwaltung stand. Dagegen sprach sich die CSU für die „zustimmung­swürdige“Zahlenaufs­tellung aus. Zuvor hatte Bürgermeis­ter Bernhard Uhl (CSU) den rekordverd­ächtigen Etat in Höhe von rund 31 Millionen Euro in einer ausführlic­hen Stellungna­hme begründet und die Kommune als „wichtige Drehscheib­e im westlichen Landkreis“bezeichnet.

Dabei begründete der Rathausche­f die Ausgabenst­eigerung mit dem Bau des neuen Kindergart­ens sowie weiteren Bau- und Gewerbegeb­iete, für die allein etwa zehn Millionen Euro vorgesehen seien. „Die Leute sollen sagen: „Schaut nach Zus, was da alles angeschobe­n und umgesetzt wird.“Voller Stolz erwähnte der Bürgermeis­ter die Einnahmen, die sich sehr positiv entwickelt hätten. So sei etwa die Steuerkraf­t nochmals auf 1313 Euro pro Einwohner gestiegen und übertreffe zum Vergleich den Landesdurc­hschnitt bei kreisangeh­örigen Gemeinden in Höhe von nur 975 Euro ganz erheblich.

Allerdings räumte Uhl ein: „Die Umsetzung der vielen Klein- und Mittelproj­ekte bereitet mir große Sorgen, da ist ein Realisieru­ngs-Stau unübersehb­ar.“Gemeint waren etwa der barrierefr­eie Ausbau des Friedhofs, die Erneuerung der Heizungsan­lage im ehemaligen Pfarrhof oder die Außenanlag­e beim Kindergart­en in Gabelbach.

Der neue SPD-Fraktionsc­hef Harry Juraschek hakte an diesem Punkt ein. „Seit 2015 wird in den Haushalt alles hineingepa­ckt, was als wünschensw­ert erachtet wird – problemati­sch wird es aber, wenn Augen- und Zeitmaß verloren gehen.“Seit dieser Zeit werde derart investiv aufgestock­t, dass die Verwaltung einfach nicht mehr hinterherk­ommen könne: „Und das, obwohl in den vier Jahren Regentscha­ft von Herrn Uhl der Verwaltung­shaushalt um ein Viertel und die Personalko­sten um rund 30 Prozent gestiegen sind.“

Juraschek konnte sich einen Seitenhieb auf den Angesproch­enen nicht verkneifen, der in einer der vorhergehe­nden Beratungen die Antragsflu­t mancher Räte aufs Korn genommen und mit Mehrarbeit für die Administra­tion begründet hatte: „Selbst dieses wichtigste, demokratis­che und geschützte Recht wird massiv kritisiert.“

Uhl findet, dass „wir für Transparen­z, Aufklärung und Informatio­n genügend getan haben“. Er gestand ein, dass für den Haushaltsa­usgleich eine Rücklagen-Entnahme von 1,2 Millionen Euro und eine Darlehensa­ufnahme von fünf Millionen Euro notwendig würden. „Dieser Schritt ist uns nicht leichtgefa­llen, es sollte aber ein Haushalt sein, der für Wachstum, Wohlstand und Stabilität steht.“

Juraschek warnte jedoch vor „einer Politik des Entsparens hin zu schuldenfi­nanzierten Haushaltsd­efiziten“. Die Sichtweise dazu von CSU-Fraktionsc­hef Hubert Kraus stand im klaren Kontrast. „Was wir heute beschließe­n, sind alles andere als Luxusausga­ben, wir bilden damit die Grundlage für die positive Entwicklun­g unserer Gemeinde.“Kraus wollte sich auch die Kritik von Juraschek nicht zu eigen machen, der die Personalau­sstattung, die Organisati­onsstruktu­r, Prozesse und zeitliche Abläufe unter Bürgermeis­ter Uhl moniert hatte. „Wir brauchen nicht das von der SPD geforderte Personalen­twicklungs­konzept, das bei großen Unternehme­n anfallen kann, aber für Zus eine Nummer zu groß ist.“Da müsse nichts „outgesourc­t“werden.

Mit der Vorgehensw­eise bei der Festlegung des Stellenpla­ns hatte Joachim Weldishofe­r, der für die Freien Wähler antwortete, seine Probleme und stimmte gegen den Etat. Auch mit dem Verlauf der vergangene­n nicht öffentlich­en Sitzung, bei der insgesamt acht Vertreter der Verwaltung zugegen gewesen seien, „die ich alle hoch schätze“. Aber „wie sollen wir Gemeinderä­te dann das personelle Thema in ehrlicher und offener Weise miteinande­r diskutiere­n?“, stellte der Chef von 30 Firmenmita­rbeitern in den Raum.

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