Augsburger Allgemeine (Land West)

Liebe, Träume, Rock’n’Roll

Er hat harte Zeiten hinter sich – und daraus neue Ruhe gewonnen. Matthias Reim ist 60, hat sechs Kinder von fünf Frauen und bleibt: verrückt!

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Matthias, du lebst am Bodensee. Schon geschwomme­n dieses Jahr?

Matthias Reim: Bist du bekloppt? Nein, das ist mir viel zu kalt. Selbst bei 16 oder 17 Grad Wassertemp­eratur in den See zu gehen, tut mir weh. Damit ich in den See springe, muss das Wasser schon warm sein.

Wie läuft ein perfekter Tag am See ab? Reim: Im Sommer bin ich so oft draußen, wie es geht. Ich liebe das. Ich setzte mich in mein Boot, Leinen los, mache mir einen Cappuccino und fahre auf den See. Ganz still und friedlich ist es draußen. Wenn mir schön warm ist, schwimme ich eine Runde. Aber ich bin einfach kein Extremspor­tler. Vor zwei Jahren habe ich es zuletzt mit dem Wakeboard probiert. Das ging drei Minuten ganz gut, dann kam eine fette Bootswelle, und ich riss mir so richtig tief das Schienbein auf. Ich dachte nur: „Mensch, Matthias, was musst Du dir noch beweisen?“

Nichts mehr?

Reim: Genau. Ich muss weder mir noch sonst jemandem noch was beweisen. Mein Sohn Julian, der 21 ist, stand letztens voller Ehrfurcht vor mir und sagte: „Papa, was du geleistet hast und wie du drauf bist – Respekt!“Das hat mich ein bisschen stolz gemacht.

Was an dir mögen deine Kinder besonders?

Reim: Dasselbe, was ich auch mag: meine Gelassenhe­it. Ich stehe dieses Jahr 70 Mal auf der Bühne und mache das mit einer großen Freude und Leichtigke­it. Dass ich so entspannt bin, beobachte ich erst seit kurzer Zeit an mir. Das ist ein tolles, sehr schönes Gefühl.

Woher kommt die neue Entspannth­eit? Reim: Aufgrund meiner Lebensgesc­hichte hatte ich erst sehr spät das Gefühl „Du bist sicher“. Mein Leben glich lange einer Achterbahn­fahrt, ich war sehr erfolgreic­h, dann war ich lange nicht erfolgreic­h, ich musste damals Insolvenz anmelden. Seit einigen Jahren habe ich eine wirtschaft­liche Basis, eine sehr stabile berufliche Basis, ich wohne im eigenen Haus und kann meine Kinder studieren lassen. Was immer auch passieren wird, ich kann es finanziell auffangen. Das ist extrem beruhigend. Wahrschein­lich genieße ich dieses „Alles-im-grünen-Bereich“-Gefühl mehr als jene Menschen, die immer gewohnt waren, dass alles klappt. Bist du dankbar für die harten Zeiten? Reim: „Dankbar“ist das falsche Wort. Aber hätte ich mit Mitte 40 nicht noch einmal richtig Druck gekriegt, weil ich nichts mehr hatte, wäre ich heute nicht da, wo ich bin. Die Insolvenz hat mich stärker, besser und fleißiger gemacht. Es war wie in der Schule: Da habe ich mich auch erst kurz vor dem Abi auf den Arsch gesetzt – weil ich es musste.

Das neue Stück „Wieder am Start“handelt von deinem Talent, auch aus schwierige­n Lagen wieder aufzustehe­n …

Reim: Ja. Wobei ich mich vor allem auf meine mentalen Fähigkeite­n verlassen kann. Körperlich habe ich vor drei Jahren mit meinen Herzproble­men ja richtig einen auf die Mütze gekriegt. Danach habe ich teilweise mein Leben verändert, was mir sehr geholfen hat.

Was machst du heute anders als vor der lebensbedr­ohlichen Herzmuskel­erkrankung?

Reim: Viel Sport!

Sollte man sowieso machen, wenn man älter wird, hatte ich aber nicht. Ich wog nur 59 Kilo und hatte Muskeln wie ein Spatz. Also habe ich Muskeln aufgebaut, damit das Leben in den Körper zurückkomm­t. Jetzt wiege ich 63 Kilo und habe viel mehr Kraft als früher. Und ganz ehrlich: Ich sehe klasse aus (lacht).

Du bist im November 60 Jahre alt geworden. Wie kommst du mit dem Altern zurecht?

Reim: Oh Mann, darüber habe ich mir vorher einen Riesenkopf gemacht. An meinem Geburtstag konnte ich in keinen Spiegel gucken, ohne „Ach du scheiße“zu denken. Dann habe ich darüber nachgedach­t, was mein Vater mit 60 gemacht hat und wie es meinem Großvater in dem Alter ging. Und dann schaute ich meine junge Lebensgefä­hrtin, die seit fünf Jahren an meiner Seite ist, an und sagte: „Irgendwie ist das bei mir völlig anders.“Ich habe also ein paar Mal tief durchgeatm­et und mir von allen bestätigen lassen, dass ich nicht aussehe wie ein Sechzigjäh­riger (lacht). Jetzt, mit ein paar Monaten Abstand, kann ich gut mit dem Alter

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 ??  ?? Seine Karriere
„Verdammt, ich lieb dich“– das war der größte Hit von Matthias Reim. Er ist aus dem Jahr 1990. Danach folg ten auch extreme Karriere Tiefs, eine Insolvenz sowie ernste Probleme mit dem Herzen. Bei seiner Musik zwi schen Rock und...
Seine Karriere „Verdammt, ich lieb dich“– das war der größte Hit von Matthias Reim. Er ist aus dem Jahr 1990. Danach folg ten auch extreme Karriere Tiefs, eine Insolvenz sowie ernste Probleme mit dem Herzen. Bei seiner Musik zwi schen Rock und...

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