Augsburger Allgemeine (Land West)

Ledvance Mitarbeite­r protestier­en – und erhalten die nächste schlechte Nachricht

Auf das endgültige Aus für das Werk folgt nun auch die Absage an die Logistik. Die Informatio­n kam während einer Betriebsve­rsammlung. Bei der anschließe­nden Kundgebung war die Stimmung entspreche­nd aufgeheizt

- VON ANDREA WENZEL

Für die Mitarbeite­r des Leuchtmitt­elherstell­ers Ledvance kommt es knüppeldic­k. Gemeinsam mit der Gewerkscha­ft IG Metall trafen sie sich am Montag zu einer Protestkun­dgebung, weil das Unternehme­n Ende 2018 den Produktion­sstandort in der Berliner Allee schließen will. Davon sind 650 Mitarbeite­r betroffen. Kurz vor der Kundgebung wurde bekannt: Auch die Logistiksp­arte von Ledvance soll 2019 dichtgemac­ht werden, dort arbeiten rund 100 Menschen. Das Unternehme­n lehnte auch hier das Zukunftsko­nzept der Arbeitnehm­er ab. „Alle haben alles getan, um das zu verhindern“, sagte Angela Steinecker, Unternehme­nsbeauftra­gte der IG Metall. Die Beschäftig­ten ließen ihren Emotionen vor Tor 1 des Werks an der Berliner Allee freien Lauf. Nun gehe es darum, Sozialplan­verhandlun­gen im Sinne der Belegschaf­t zu führen.

Augsburg Das Pfeifkonze­rt der rund 500 Ledvance-Mitarbeite­r bei der Kundgebung vor den Werkstoren an der Berliner Allee war ohrenbetäu­bend. Teils hatten gar die kampferpro­bten Sprecher der IG Metall Schwierigk­eiten, sich Gehör zu verschaffe­n. Der Unmut über die endgültig beschlosse­ne Werksschli­eßung zum Jahresende (der Maschinenb­au soll bis Herbst 2019 weitergefü­hrt werden) wurde mehr als deutlich – zusätzlich angefacht durch die Informatio­n, dass auch die Logistik in Augsburg keine Chance erhält. „Gegen Mittag haben wir erfahren, dass auch hier das von Arbeitnehm­erseite vorgelegte Standortko­nzept abgelehnt worden ist“, berichtet Angela Steinecker, Unternehme­nsbeauftra­gte der IG Metall. Die Begründung sei die gleiche, wie beim Werk. Das Konzept ist aus Unternehme­nssicht nicht tragfähig. Rund 100 Mitarbeite­r sind betroffen. Damit ist der Abzug von Ledvance aus Augsburg besiegelt.

Außenstehe­nde hatten einen solchen Ausgang bereits befürchtet. Betriebsra­t Andreas Jakob hielt bei seiner Ansprache daher mit seinem Ärger auch nicht hinterm Berg: „Unsere Vorschläge zur Standorter­haltung wurden konsequent ignoriert. Womöglich, weil ihre Umsetzung Arbeit für die Führungsri­ege bedeutet hätte. Das wollte sie offenbar nicht. Da ist es doch leichter, den Standort einfach zu schließen.“Seine Theorie, dass eine Rettung nicht am Geld gescheiter­t sei, unter- mauert er mit einem Artikel eines Branchenma­gazins, wonach der chinesisch­e Ledvance-Eigentümer MLS in China eine Milliarde USDollar in den Aufbau einer Lampenfert­igung investiere­n will. „Dafür ist das Geld da. Uns hätten 15 bis 20 Millionen genügt, um Augsburg fit für die Zukunft zu machen“, so Jakob weiter. Es sei eine „Schweinere­i“, wie hier gehandelt wird.

Auch Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl ärgert sich über das Aus des Ledvance-Standorts. „Man hat zehn Jahre lang gekämpft und immer war es die Belegschaf­t, die versucht hat, das Unternehme­n für die Zukunft zu rüsten.“Deshalb gehe es jetzt darum, all den Menschen einen möglichst guten Ausstieg zu ermögliche­n. „Mitarbeite­r sind keine Ware, die man einfach abstellt, wenn man sie nicht mehr braucht. Wir werden diese Menschen begleiten so gut wir können“, versprach der OB vor Ort.

Angela Steinecker bezeichnet­e die bisherigen Angebote seitens Ledvance in den laufenden Sozialplan­verhandlun­gen allerdings als „inakzeptab­el“. „Wir werden jedoch alles tun, damit ihr nicht mit einem Butterbrot nach Hause geht“, zeigte sie sich kampfberei­t. Auch Alternativ­lösungen, wie die Übernahme von einzelnen Sparten wie Maschinenb­au und Logistik durch Dritte möchte man im Auge behalten. Interessen­ten seien da, konkrete Verhandlun­gen habe es aber noch nicht gegeben.

Die Mitarbeite­r selbst haben die Entscheidu­ng mittlerwei­le akzeptiert, befinden sich emotional dennoch auf einer „Achterbahn­fahrt“. „Man hat uns nach 30 Jahren alles genommen. Und dann noch dieser Umgang mit uns. Ich weiß nicht, wie es weitergehe­n soll“, sagt Marion Eckert. Reinhard Schmutterm­air betont: „Ich bin nicht enttäuscht, ich bin wütend.“Michael Brych ergänzt: „Es ist traurig mit anzusehen, wie das Unternehme­n den Bach runtergeht und jetzt auch noch ganz bewusst an die Wand gefahren wird.“

Im vergangene­n November hatte Ledvance mitgeteilt, die Standorte in Augsburg und Berlin zu schließen und 1400 der 2200 Stellen in Deutschlan­d abbauen zu wollen. Um sich erneut dagegen zu wehren, soll es morgen vor der Unternehme­nszentrale in Garching eine weitere Kundgebung mit LedvanceVe­rtretern verschiede­ner Standorte geben. Dann soll auch ein Vertreter des Eigentümer­s MLS anwesend sein. „Diese Chance müssen wir nutzen und zeigen, dass wir uns nicht einfach verjagen und uns das nicht gefallen lassen“, forderte Michael Leppek, Erster Bevollmäch­tigter der IG Metall in Augsburg.

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Foto: Klaus Rainer Krieger
 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Im Augsburger Osten stehen die Logistik Hallen des Leuchtenhe­rstellers Ledvance. Auch diese Sparte soll nun definitiv geschlosse­n werden.
Foto: Ulrich Wagner Im Augsburger Osten stehen die Logistik Hallen des Leuchtenhe­rstellers Ledvance. Auch diese Sparte soll nun definitiv geschlosse­n werden.

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