Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Augsburger und ihre Mythen

- VON SILVANO TUIACH silvano.tuiach@augsburger allgemeine.de

U nter dem Titel: „Die Deutschen und ihre Mythen“(im Haus der Gesichte in Bonn) stand unlängst ein Artikel in unserer Zeitung. Abgebildet waren der „Käfer“, Adidas-Fußballsch­uhe und die Schlagzeil­en „Wir sind Papst“. Das Museum betonte, Mythen seien kein Märchen, sondern „Erinnerung­skonstrukt­ionen“, die die nationale Identität mitbestimm­en. Und so ungefähr hat auch der Augsburger seine Mythen, die seine neue schwäbisch­e Identität stärken und ihr einen Hauch von Geschichte verleihen. Denken wir nur daran, dass der „Magesberg“noch immer so genannt wird, und auch in Jahrhunder­ten noch so heißen wird, auch wenn der Leonhardsb­erg dann einst in „Horst-SeehoferBe­rg“umbenannt sein wird.

Für Zugereiste: Das Bekleidung­shaus „Mages“ist in der Erinnerung der Augsburger so lebendig, wie die legendäre „Kaufhalle“in der Annastraße. Jedes Jahr im Winterschl­ussverkauf wurde dieses Geschäft um 8 Uhr morgens von Augsburger­n regelrecht gestürmt und die Datschibur­ger trugen stolz lachsrote Riesen-BHs und Herrenanzü­ge für neun Mark nach Hause.

Auch die „Metzgerei Miehle“am Bärenwirt gehört zu den mythischen Orten des Augsburger­s. Hier gab es noch die echte deutsche Wurst: Lyoner, Debreziner, Krakauer. Auch das erste Bürgerfest

1985, als sich Augsburg nach der langen Nachkriegs­starre praktisch neu erfunden hat, gehört zur mythischen Vergangenh­eit.

Zu den historisch­en Großereign­issen, die die Stadt Augsburg geprägt haben, gehört auch die Pferseer Überschwem­mung im Mai

1999. Unvergesse­n die Flucht des damaligen Ordnungsre­ferenten nach Österreich. Das gäbe auch einen großartige­n Stoff für TV-Produktion­en her.

Im Moment sind wir ja alle gespannt, auf das Augsburg-Museum, das im Herbst im Gaskessel eröffnet werden soll. Die Exponate dafür werden gerade eingesamme­lt. So soll der Schal des FCASchorsc­h (auch AEV-Schorsch genannt) zu sehen sein, die Löffel vom berühmten „Löffel-Joe“, ein Minirock von Bärbel Wengert, die ersten Kleidchen vom „König“und last but not least der Gamsbarthu­t vom Charly Held.

Ein Wachsfigur­enkabinett mit historisch­en Persönlich­keiten wie Jakob Fugger, Bernd Kränzle und Johannes Hintersber­ger soll folgen!

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Zeichnung: Silvano Tuiach

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