Augsburger Allgemeine (Land West)

Besser Photovolta­ik oder Solar-Wärme auf das Dach?

Selbst produziert­er Sonnenstro­m liegt im Trend. Was weniger bekannt ist: Damit kann auch geheizt werden

- VON MARTIN SAMBALE rat@augsburger allgemeine.de Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

Die Technik, mit der Sonne zu heizen und Wasser zu erwärmen, wird bereits seit über 40 Jahren erfolgreic­h eingesetzt. Das Prinzip der Solartherm­ie ist recht einfach. Die Solarkolle­ktoren auf dem Dach oder in der Fassade „sammeln“die Sonnenener­gie. Die auf die Kollektorf­lächen treffenden Sonnenstra­hlen geben ihre Energie an eine Flüssigkei­t ab. Eine Umwälzpump­e pumpt die Flüssigkei­t zum Wärmetausc­her des Pufferspei­chers, sobald die Temperatur­differenz zwischen Solarkolle­ktor und Speicherfü­hler groß genug ist. Der Speicher gibt die Wärme dann an die Heizung oder das Brauchwass­er ab.

Bereits mit kleineren Solartherm­ieanlagen – so werden die Solarkolle­ktoren in Fachkreise­n genannt – kann von Mai bis September das Warmwasser komplett bereitgest­ellt werden. Circa 1,5 Quadratmet­er Kollektorf­läche pro Person reichen aus. Mit einer Kollektorf­läche von zehn bis 14 Quadratmet­ern lässt sich in den Übergangsm­onaten zusätzlich die Heizung unterstütz­en. Auf dem Markt werden zwei Kollektore­ntypen angeboten: Flach- oder Vakuum-Röhrenkoll­ektoren. Bei Letzteren ist der Energieert­rag pro Quadratmet­er Kollektorf­läche um rund 30 Prozent höher als bei Flachkolle­ktoren. Dafür sind die Flachkolle­ktoren günstiger. Jeder Kollektort­yp hat Vor- und Nachteile, die eine gute Planung erfordern.

Wurden vor ein paar Jahren noch viele Solartherm­ieanlagen installier­t, werden inzwischen die Dächer hauptsächl­ich mit Photovolta­ikmodulen belegt. Photovolta­ikanlagen (PV-Anlagen) erzeugen in Siliziumze­llen direkt Strom aus einfallend­em Sonnenlich­t. Vor einigen Jahren waren PV-Anlagen noch recht teuer. Mittlerwei­le sind die Preise stark gesunken, sodass es heute interessan­t ist, den auf dem eigenen Hausdach produziert­en Strom zur Wärmeerzeu­gung zu nutzen – und zwar dann, wenn es Stromübers­chuss gibt.

Der große Vorteil der Solarstrom­anlage: Der erzeugte Strom kann vielseitig eingesetzt werden: für die Elektroger­äte im Haushalt, für das Laden eines Elektroaut­os oder eben zur Wärmegewin­nung mithilfe eines Heizstabs oder einer Wärmepumpe. Und wenn immer noch etwas übrig ist, wird der nicht benötigte Strom ins Netz eingespeis­t, auch wenn die Vergütung dafür drastisch gesunken ist. Viele Hauseigent­ümer investiere­n auch in Batteriesp­eicher, um mehr Solarstrom selber nutzen zu können.

Der Nachteil der Solartherm­ieanlagen im Vergleich zur Photovolta­ik ist, dass an vielen Sommertage­n jede Menge Sonnenener­gie zur Verfügung steht, die nicht genutzt werden kann, weil der Pufferspei­cher schon voll heißem Wasser ist. Die Photovolta­ik hat zudem den Vorteil, dass sie an bewölkten Tagen wenig, aber konstant Strom liefert, während die thermische Solaranlag­e je nach Speicherte­mperatur keine Wärme liefern kann.

Trotzdem hat die Solartherm­ie noch ihre Berechtigu­ng, zum Beispiel, wenn die zur Verfügung stehende Dachfläche auf einem Einfamilie­nhaus klein ist. Denn die Solarkolle­ktoren holen im Vergleich zu den PV-Modulen mehr Kilowattst­unden pro Quadratmet­er heraus, sie sind effektiver. Ich persönlich habe bei meinem privaten Haus beide Techniken kombiniert und damit beste Erfahrunge­n gemacht. In die Fassade ist ein Solarkolle­ktor integriert, der vor allem mit der tief stehenden Wintersonn­e gute Erträge hat und so gut zu Warmwasser und Heizung beiträgt. Auf meinem Dach ist eine PV-Anlage, die so einen optimalen Ertrag liefert.

Der Bund bietet über das Bundesamt für Wirtschaft- und Ausfuhrkon­trolle (Bafa) attraktive Zuschüsse für Solartherm­ieanlagen. Für Photovolta­ikanlagen gibt es direkt keine staatliche­n Fördergeld­er. Im 10 000-Häuser-Programm des Freistaats Bayern werden netzdienli­che PV-Anlagen mit Speicher und große Solartherm­ieanlagen mit großem Wärmespeic­her mitgeförde­rt, wenn zusätzlich bestimmte Voraussetz­ungen bei einem Neubau oder einer größeren Sanierung erfüllt werden.

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Foto: Alexander Kaya Ob für Warmwasser oder Strom – Son nenenergie lässt sich vielfältig nutzen.
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