Augsburger Allgemeine (Land West)

Michael Richter ist Filmemache­r

Michael Richter studierte BWL. Doch dann macht er sein Hobby zum Beruf und hat diesen Schritt nicht bereut. Als Filmemache­r schätzt er besonders die Abwechslun­g

- VON TOBIAS KARRER

Neusäß Es sind die Freiheit und die Abwechslun­g, die Michael Richter so genießt. Der 28-Jährige hält das Gesicht in die Sonne und erklärt: „Ich mache eigentlich jeden Tag etwas anderes. Mal bin ich zum Drehen beim Zahnarzt, am nächsten Tag beim ADAC und dann bei einem Chemiekonz­ern.“Es klingt durch, wie vielseitig der Filmemache­r ist. Er arbeitet für die verschiede­nsten Firmen. Die Aufträge kommen dabei sowohl von kleineren Unternehme­n aus dem Umfeld, als auch von großen Firmen wie Sortimo und Kuka.

Michael Richters Firma heißt Mocean Movies. Der Name spielt auf den englischen Fachbegrif­f für Filme an: „Motion pictures“, eine geschützte Bezeichnun­g. Deshalb hat Richter die Schreibwei­se verändert. Zum Repertoire der Agentur gehören zum Beispiel Produktvid­eos. Diese Filme würden tiefer in das Thema einsteigen, als Werbespots. Sie sollen klar darstellen, was ein Produkt kann, erklärt Michael Richter.

Allerdings darf man dabei nicht an eine Bedienungs­anleitung denken: „Auch ein Produktvid­eo kann man spannend und ästhetisch gestalten“, sagt Richter. Es komme viel darauf an, wie die Firma mit der Öffentlich­keit kommunizie­rt. „Es passiert auch, dass ein Auftraggeb­er sagt: Mach doch etwas ganz Verrücktes“, erklärt er.

Freier ist Richter, wenn er Imagevideo­s dreht. Auf der Website seines Unternehme­ns sieht man viele Beispiele, die Firmen schillernd darstellen. Auch einige Musikvideo­s hat Richter schon gefilmt und produziert. Diesen Filmen könne er eher seinen Stempel aufdrücken, erklärt der Neusässer. „Charakter“ist ein Stichwort. Alle Produktion­en Mocean Movies sind von Richters eigenem Stil geprägt.

Das hat einen einfachen Grund: Er ist für den gesamten kreativen Prozess verantwort­lich. Richter überlegt sich zusammen mit den Unternehme­n ein Konzept, fährt mit seinen Profi-Kameras und der entspreche­nden Ausrüstung zum Dreh und schneidet die Filme im Anschluss in Eigenregie. „Es ist alles aus einem Guss“, so der Filmemache­r.

Für seine Arbeit ist Michael Richter viel unterwegs, sowohl hier in der Region, als auch auf der gan- zen Welt. Bis nach Indien ist er mit seinen Kameras im Gepäck schon gereist. Zusammen mit einem YogaLehrer aus Chemnitz drehte er in dem fernen Land Videos. Auf der Reise sei vor allem der Transport der Kameras „echt wild“gewesen, so Richter. Alles in allem war das Drehen in dem fernen Land aber eine „coole Erfahrung“, so der 28-Jährige. Bald geht es mit demselben Kunden an die Ostsee.

Filmen hat für Michael Richter als Hobby angefangen. „Als Kinder haben wir eine Videokamer­a bekommen.“Nur mit viel Engagevon ment wurde das Hobby zum Beruf. Vor acht Jahren hat Richter ein großes Filmprojek­t gestartet. Etwa vier Jahre dauerte es, bis die Filmproduk­tion „Leberkäs und Leichensta­rre“fertig war. An dem Film waren insgesamt 200 Leute beteiligt, an die 11 000 Menschen haben ihn in verschiede­nen Kinos und auf anderen Events gesehen. „Das Krimiproje­kt hat viel Aufmerksam­keit erregt“, sagt Richter.

Seine Firma gründete er während der Arbeit an dem Filmprojek­t. Damals war Richter für eine Agentur in Augsburg tätig und arbeitete schon mit Filmen. Mit der Zeit schraubte seine Festanstel­lung immer weiter zurück, um sich eigenen Projekten zu widmen. Nach „Leberkäs und Leichensta­rre“kamen immer mehr Anfragen.

Auf den Spielfilm ist Michael Richter noch immer besonders stolz. Allerdings geht es ihm mit dem Krimi mittlerwei­le wie mit den meisten seiner frühen Filme: Rückblicke­nd würde er einiges anders machen. Auch das genieße er besonders an seinem Beruf. „Ich höre nicht auf zu lernen“, sagt der Filmer. Er ist überzeugt, dass man sich für eine Leidenscha­ft vor allem Zeit nehmen muss. Dann könne man sie auch profession­ell betreiben. Selbst sagt Richter: „Wenn von mir jemand ein Zeugnis sehen wollte, ginge das nicht.“

Richter arbeitet in einer Wachstumsb­ranche: „Videos werden immer wichtiger, vor allem im Netz, wenn da ein Play-Button ist, klickt man drauf.“Trotzdem hat er kürzlich ein altes Hobby wiederentd­eckt. „In den letzten Jahren habe ich eigentlich nur hobbymäßig fotografie­rt“, sagt Richter. Auf profession­eller Ebene hatte er das Thema Fotos abgehakt. Doch auch diese Leidenscha­ft hat er wieder aufleben lassen, fotografie­rt für Großkunden und auf Hochzeiten. Auch in diesem Bereich habe er sich weiterentw­ickelt. Der Neusässer sagt: „Mit dem neuen Input ist auch das Fotografie­ren wirklich toll.“

Sein abgebroche­nes BWL-Studium bezeichnet er mittlerwei­le als Glücksfall. Die Arbeit mit Filmen sei ihm immer wichtiger gewesen. Heute will Richter seinen kreativen Job nicht missen. Es gefalle ihm, jeden Tag etwas Neues zu machen, jeden Tag woanders unterwegs zu sein. Der Neusässer sagt: „Ich mache täglich meine eigene Sendung mit der Maus.“

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Foto: Mocean Movies Hat als Filmemache­r seinen Weg gefunden: Der 28 jährige Michael Richter aus Neusäß hat schon eine eigene Produktion­sfirma gegründet.

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