Erst nach drei Schuljahren in die dritte Klasse

Steppach und St. Ägidius werden ab Herbst „flexible Grundschule“mit Kombiklassen. Was das konkret bedeutet

Neusäß Je nach Lerntempo die Grundschulzeit schneller oder langsamer absolvieren – das ist das Ziel der „flexiblen Grundschule“, kurz Flex-Schule genannt. Hier können Grundschüler in der ersten Stufe der ersten und zweiten Klasse auch noch ein Jahr länger bleiben und erst nach drei Jahren in die dritte Jahrgangsstufe wechseln. Nach dem Neusässer Kulturausschuss gab nun auch das bayerische Kultusministerium grünes Licht für die Umstellung der Grundschulen in Steppach und bei St. Ägidius zur „flexiblen Grundschule“. Wie Schulamtsdirektor Thomas Adleff gegenüber unserer Zeitung bestätigte, können die beiden Schulen zum neuen Schuljahr im Herbst starten. „Das ermöglicht die konsequente Weiterentwicklung der jahrgangskombinierten Klassen“, so Adleff.

Schüler der jeweils ersten und zweiten Jahrgangsstufe sowie der dritten und vierten werden an den beiden Neusässer Grundschulen schon seit Jahren gemeinsam in Kombiklassen unterrichtet. „Ein fundiertes Jahrgangskombi-Konzept ist Grundvoraussetzung dafür, eine Flex-Schule zu werden“, so Adleff. Dann gäbe es auch zusätzlich mindestens zwei Lehrerstunden pro Woche zusätzlich für differenzierten Unterricht, manchmal auch mehr. Das heißt, dass dann eine zweite Lehrkraft mit einem Teil der Schüler arbeiten kann.

Die Vertreterinnen der Schulleitung der beiden Schulen stellten das Konzept nun auch im Kulturausschuss der Stadt Neusäß vor, der das Projekt sehr positiv aufnahm und als Sachaufwandsträger auch einstimmig genehmigte. Alexandra Böck, stellvertretende Schulleiterin in Steppach, und Eva Gerstlauer, Rektorin der Ägidius-Grundschule, machten deutlich, dass auch ein mo- Kollegium hinter dem Konzept stehe. Es sei eine Entscheidung aus pädagogischen Gründen. Denn das Konzept der „flexiblen Grundschule“erspare Kindern, die mehr Zeit zum Lernen brauchen, das Trauma des „Sitzenbleibens“, da sie in der Kombiklasse auch ein Jahr länger bleiben können, ohne dass dieses Jahr als Wiederholen zählt. Dies sei auch eine Entlastung für Familien, für die das „Wiederholen“oft einen Gesichtsverlust bedeutet. Andersherum können sehr leistungsstarke Kinder, die zum Beispiel schon bei der Einschulung Lesen können und sich sehr leicht tun, bereits nach einem Jahr in die dritte Klasse wechseln, wenn sie von der sozialen und kognitiven Reife her so weit sind. Es geht also um individuell zugeschnittene Lernangebote.

Wie Thomas Adleff sagte, können deshalb in „akuten Einzelfällen“auch Kinder von einer anderen Grundschule an die „flexible Grundschule“wechseln, wenn es triftige Gründe gibt und es vom Schulweg her Sinn macht. In begründeten Fällen würden dann auch die Fahrtkosten übernommen.

Wie Böck und Gerstlauer erklärten, stünden die Elternbeiräte hinter dem Projekt, da die Kombiklassen trotz anfänglicher Skepsis bei manchen Eltern im Laufe der Jahre immer mehr anerkannt wurden.

Die Klassenstärke soll geringer sein

Zudem soll die Klassenstärke bei den Kombiklassen geringer sein mit maximal 25 Schülern.

Die „Flexible Grundschule“startete als Modellversuch zum Schuljahr 2010/11 an bayernweit zunächst 20 Standorten. In diesem Schuljahr waren es bayernweit 243. Im Landkreis sind es dann ab Herbst sieben Flex-Schulen. Es gibt sie bereits in Adelsried, Emersacker, Westentiviertes dorf, Klosterlechfeld und Bobingen. Praktische Konsequenz für die Schulen in Steppach und bei St. Ägidius ist, dass ab jetzt keine Regelklassen mehr angeboten werden, sondern nach und nach nur noch Kombi-Klassen.

Wie Schulamtsdirektor Adleff erläutert, dient die Einführung von Kombiklassen neben den pädagogischen Gründen auch der Standortsicherung an kleinen Grundschulen, die aufgrund des Rückgangs der Schülerzahlen ansonsten langfristig geschlossen werden müssten.

Mit dem Konzept der „flexiblen Grundschule“sei das aber anders: „Dies ist immer eine pädagogische Entscheidung“und quasi die Fortentwicklung des jahrgangskombinierten Unterrichts.

» Mehr Informationen zur Flex Schule im Internet unter www.isb bayern.de, oder www.bildungspaket bayern.de