Augsburger Allgemeine (Land West)
Mehr als ein Geburtstagsgeschenk
Der Bauausschuss empfiehlt einen neuen Leitfaden zur Straßenbenennung. Ludwig Fröhlich kann mit seinem Plädoyer für die frühere Praxis nicht punkten
Königsbrunn Die BürgermeisterWohlfarth-Straße wird wohl ein Unikum bleiben unter den Straßen und Plätzen in der Brunnenstadt. Eine vergleichbare Namensgebung soll es künftig nicht mehr geben. Das sieht zumindest ein „Leitfaden zur Straßenbenennung“vor (siehe Infokasten), den der Bauausschuss des Stadtrats in seiner jüngsten Sitzung in den wesentlichen Punkten einstimmig akzeptiert hat. Über eine leicht abgeänderte Version wird demnächst der Stadtrat entscheiden.
Gleich in mehreren Punkten schließen die neuen Richtlinien eine Namensgebung aus wie sie 1996 nach dem langjährigen Bürgermeister erfolgte. So kann künftig eine Person frühestens drei Jahre nach ihrem Tod mit einer Straßen-, Wegoder Platzbenennung geehrt werden. Durchgängige Straßen sollen nicht unterteilt werden. Und ein Straßenname soll maximal 25 Zeichen lang sein.
Allerdings schlägt die Verwaltung vor, diese Grundsätze nicht in die Ehrenrichtlinien der Stadt aufzunehmen, sondern sie in einem Leitfaden zu formulieren, der nicht bin- dend ist. „Der Stadtrat kann davon mit einfacher Mehrheit abweichen“, erläuterte Thomas Helmschrott, der geschäftsleitende Beamte.
Auslöser für die Ausarbeitung eines Leitfadens waren zwei Anträge von Stadtrat Ludwig Fröhlich (Freie Wähler), der 2016 beantragt hatte, den Fußweg südlich des katholischen Friedhofs als Walter-Zeininger-Weg zu benennen und den Platz vor der städtischen Sing- und Musikschule in Klara-Weisser-Platz oder Piazza-Klara-Weisser. Als Reaktion darauf hatte der Bauausschuss die Stadtverwaltung beauftragt, Richtlinien für die Verleihung von Medaillen und die Benennung von Wegen und Plätzen an oder nach Königsbrunner Bürgerinnen und Bürgern aufzustellen.
Zustimmung und Lob für den jetzt vorgelegten Leitfaden kam von allen Fraktionen. „An dem können wir uns orientieren“, stellte Peter Sommer (BbK) fest. Peter Henkel (CSU) fand alles „sehr gut“bis auf die Regel, in Verbindung mit den Personennamen keine Titel, Berufsoder Ehrenbezeichnungen zu verwenden. Die seien ja mitunter wichtig, damit Außenstehende die Benennung nachvollziehen könnten, so sein Argument. Dem pflichtete neben anderen auch Florian Kubsch (SPD) bei. Er fand besonders auch die Regel, dass eine Benennung frühestens drei Jahre nach dem Tod der zu ehrenden Person erfolgen soll, wichtig. „Straßennamen sind halt kein Geburtstagsgeschenk“, sagte er in Richtung der CSU-Stadträte.
Walter Schuler (CSU) dagegen schlug vor, beide Regeln zu streichen. Doch genau die sollten bei möglichen Ausnahmen geführt werden, fand Kubsch. Seiner Ansicht nach habe der Stadtrat mehrmals kurz vor Wahlterminen „Geschenke verteilt“, er erwähnte dazu die Kulturpreise an Seemanns-Chor und Theatergruppe Königsbrunn.
Sowohl Doris Lurz (Grüne) wie auch Jürgen Raab (Freie Wähler) äußerten ihre Zustimmung, verbunden mit dem Hinweis, in Einzelfällen könne der Rat ja auch von den Regeln abweichen.
Ludwig Fröhlich sprach in einer längeren, etwas weitschweifigen Wortmeldung über die verschiedenen Benennungen von Straßen und Wegen nach Bürgern, die in Königsbrunn gewirkt hatten, während seiner Amtszeit als Bürgermeister (1996 bis 2014). Angefangen habe das, so Fröhlich, als zum 1. Dezember 1997 „die gute alte Hauptstraße“zum 75. Geburtstag von ExBürgermeister Fritz Wohlfarth umbenannt wurde. Ihm sei wichtig, lebende Personen bei solchen Ehrungen künftig nicht prinzipiell auszunehmen. Er erwähnte auch die Willi-Oppenländer-Halle und das Hans-Wenninger-Stadion, die beide im Dezember 1998 nach noch lebenden Personen benannt wurden.
Seinen Antrag für die Ehrung von Klara Weisser, eingereicht zu deren 80. Geburtstag, begründete er mit dem Hinweis, sie habe in den 1970er Jahren in Königsbrunn Pionierarbeit in der Musikerziehung geleistet. Er erwähnte die Wegbenennungen nach Schwester Emilie und Erna Dörle in seiner Amtszeit und verteidigte die damaligen Entscheidungen: „Wir haben nichts einfach so gemacht, nur so aus Gaudi!“
Ein Umdenken konnte Fröhlich damit bei seinen Stadtratskollegen nicht auslösen. Bürgermeister Franz Feigl sagte zu, die Richtlinien im Punkt Berufs- und Ehrenbezeichnungen überarbeiten zu lassen und sie dann dem Stadtrat zur Entscheidung vorzulegen. Dem stimmten alle Räte, auch Fröhlich, zu.