Augsburger Allgemeine (Land West)
Es geht um die Einstellung
Im Rahmen der Diskussion über die Fahrradstadt werden oftmals fehlende bauliche oder regulatorische Maßnahmen zugunsten der Radfahrer ins Feld geführt. Sind das wirklich die Probleme einer Stadt, die Fahrradstadt sein möchte? Oder ist es die Einstellung der Bürger? Betrachtet man Räder als Sportgerät oder als Transportmittel für die Freizeit, dann können die Wege noch so gut sein und der Radverkehrsanteil wird nicht zunehmen.
Auch der Zustand vieler Fahrräder ist eher als erbärmlich zu bezeichnen. Damit möchte ich als Alltagsradler auch nicht unterwegs sein. Wenn ein Fahrrad oder Pedelec als Transportmittel für den Alltag gesehen wird, nimmt dieses plötzlich den Platz ein, den bei anderen das Auto inne hat. Gerade ein Pedelec bietet bei Wind oder Regen eine Möglichkeit, dem Wetter zu trotzen. Vollgeschwitzt, wie im Leserbrief beschrieben, bin ich lange nirgends mehr angekommen. Den Zeitaspekt finde ich interessant. Gerade im Berufsverkehr bin ich regelmäßig schneller am Ziel als mit dem Auto. Und auch mit Fahrrädern lässt sich eine Menge transportieren. Fazit: Ja, auch mich nervt die Diskussion über die Fahrradstadt. Ein Umbau der Stadt ist gar nicht nötig: Wenn Radfahrer von allen als „echte“Verkehrsteilnehmer akzeptiert werden. Wenn Radwege nicht als Parkraumerweiterung betrachtet werden. Wenn Regeln von allen eingehalten werden. Wenn alle Bürger nicht das Auto als primäres oder gar einziges Fortbewegungsmittel betrachten. Andreas Mahler, Augsburg