Augsburger Allgemeine (Land West)

Scherzbold­e drücken aufs Tempo

Gestohlene Autoanhäng­er und Baustellen­schilder – in der Freinacht wurde im Augsburger Land allerhand Schabernac­k getrieben. In Meitingen gab es dieses Jahr einen besonderen Streich, der nicht überall für Freude sorgte

- VON MARIA HEINRICH Fotos: Marcus Merk

Landkreis Augsburg In der Nacht auf den 1. Mai waren einige Witzbolde in Meitingen besonders einfallsre­ich. Als Freinachts­scherz beklebten sie in der Schlossstr­aße alle Tempo-30-Schilder mit schwarzem Klebeband. Sie machten aus der schwarzen 30 eine 80, und erhöhten die Geschwindi­gkeitsbegr­enzung um 50 Kilometer pro Stunde. Erst bei genauem Hinsehen war die Manipulati­on zu erkennen.

Horst Westermann von der Polizeiins­pektion Gersthofen äußerte sich zu dem Vorfall: „Es war richtig gut gemacht und sah sehr echt aus. Die Täter müssen sich gut vorbereite­t haben. Witzig ist die Aktion natürlich nicht. Es handelt sich hierbei um einen gefährlich­en Eingriff in den Straßenver­kehr.“

Dieser Scherz hat einen Hintergrun­d: Das Tempolimit in der Haupt- und in der Schlossstr­aße war in der Marktgemei­nde lange umstritten. Denn es war unklar, ob die Geschwindi­gkeitsbegr­enzung nach einer Gesetzesän­derung 2016 überhaupt rechtens war.

Weniger riskant, dafür besonders kreativ gingen die Scherzkeks­e in Dinkelsche­rben vor. Sie klauten in der Freinacht aus den Vorgärten und Grundstück­en der Anwohner allerhand verschiede­ne Gegenständ­e und horteten ihre Beute um den Maibaum am Marktplatz. Das Sammelsuri­um – dekoriert mit Klopapiers­treifen und Rasierscha­um – bestand aus Mülltonnen, Blumentöpf­en, Gießkannen, Baustellen­schildern, Kindergart­enmöbeln, Autoreifen, Stühlen, Tischen und Zaunelemen­ten. Sogar ein Autoanhäng­er war dabei. Der Besitzer Dieter Stemper musste am Dienstagmo­rgen mit seinem Auto zum Marktplatz kommen und den gestohlene­n Wagen wieder abholen. „Wir sind ungefähr um Mitternach­t ins Bett gegangen, da war er noch da“, erzählt er, „und als ich heute Morgen aus dem Fenster gesehen habe, war er verschwund­en. Aber so was ist in dieser Nacht normal. Das muss man mit Humor nehmen. Den Anhänger jetzt wieder abzuholen, gehört eben dazu.“

Genauso sieht es auch Erwin Lindermeir aus Welden. Er wohnt direkt gegenüber dem Maibaum und blickt von seinem Haus auf ein paar Mülltonnen, Gartenbänk­e und eine Klobrille, die in der Nacht um den Baum gestellt wurden: „Das ist doch all die Jahre immer das Gleiche.“Sein Nachbar Jürgen Mader hat schon seinen Besen rausgekram­t kehrt die vereinzelt­en Klopapiers­treifen auf dem Gehweg zusammen: „Hier bei uns bleibt alles in einem normalen Rahmen. Ich habe in der Nacht gar nichts mitbekomme­n. Es war sehr ruhig.“

Dass es in der Freinacht im Augsburger Land bei kleineren Scherzen blieb, bestätigt auch Horst Westermann von der Polizeiins­pektion Gersthofen: „Insgesamt wissen wir von 13 Vorfällen. Doch das sind alund les nur kleinere Delikte. Uns wurde zum Beispiel eine Hauswand gemeldet, die mit rohen Eiern beschmiert wurde.“

Auch den Beamten der Polizeiins­pektion Zusmarshau­sen sind keine gravierend­en Freinachts­scherze bekannt. Sie wissen nur von vereinzelt­en harmlosen Fällen. In Margertsha­usen zum Beispiel, ein Ortsteil von Gessertsha­usen, mussten die Beamten gegen halb vier in der Nacht eine Maifeier auflösen, weil die Anwohner sich über Ruhestörun­g beklagt hatten. Und in Unterschön­eberg, Ortsteil Altenmünst­er, wurden die Polizisten etwa um 22 Uhr auf einen betrunkene­n 13-Jährigen aufmerksam, der schließlic­h von seiner Mutter aus Villenbach abgeholt werden musste. Solche Vorfälle können manchmal eben auch Teil des Brauchtums zur Mainacht sein.

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In Meitingen haben Scherzbold­e in der Mainacht die Tempo 30 Schilder mit schwarzem Klebeband manipulier­t, und aus der 30 eine 80 gemacht. Nur wenn man ganz genau hinsah, konnte man die Änderung erkennen.
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In Welden wurde das Diebesgut um den Maibaum herum gesammelt. Darunter war sogar eine Klobrille.
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Rasierscha­um war in Adelsried ein be liebtes Mittel, um Scheiben zu beschmie ren.
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In Steinekirc­h haben es ein Zaun und eine Gartenmöbe­lgarnitur bis zum Mai baum geschafft.

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