Augsburger Allgemeine (Land West)
Scherzbolde drücken aufs Tempo
Gestohlene Autoanhänger und Baustellenschilder – in der Freinacht wurde im Augsburger Land allerhand Schabernack getrieben. In Meitingen gab es dieses Jahr einen besonderen Streich, der nicht überall für Freude sorgte
Landkreis Augsburg In der Nacht auf den 1. Mai waren einige Witzbolde in Meitingen besonders einfallsreich. Als Freinachtsscherz beklebten sie in der Schlossstraße alle Tempo-30-Schilder mit schwarzem Klebeband. Sie machten aus der schwarzen 30 eine 80, und erhöhten die Geschwindigkeitsbegrenzung um 50 Kilometer pro Stunde. Erst bei genauem Hinsehen war die Manipulation zu erkennen.
Horst Westermann von der Polizeiinspektion Gersthofen äußerte sich zu dem Vorfall: „Es war richtig gut gemacht und sah sehr echt aus. Die Täter müssen sich gut vorbereitet haben. Witzig ist die Aktion natürlich nicht. Es handelt sich hierbei um einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr.“
Dieser Scherz hat einen Hintergrund: Das Tempolimit in der Haupt- und in der Schlossstraße war in der Marktgemeinde lange umstritten. Denn es war unklar, ob die Geschwindigkeitsbegrenzung nach einer Gesetzesänderung 2016 überhaupt rechtens war.
Weniger riskant, dafür besonders kreativ gingen die Scherzkekse in Dinkelscherben vor. Sie klauten in der Freinacht aus den Vorgärten und Grundstücken der Anwohner allerhand verschiedene Gegenstände und horteten ihre Beute um den Maibaum am Marktplatz. Das Sammelsurium – dekoriert mit Klopapierstreifen und Rasierschaum – bestand aus Mülltonnen, Blumentöpfen, Gießkannen, Baustellenschildern, Kindergartenmöbeln, Autoreifen, Stühlen, Tischen und Zaunelementen. Sogar ein Autoanhänger war dabei. Der Besitzer Dieter Stemper musste am Dienstagmorgen mit seinem Auto zum Marktplatz kommen und den gestohlenen Wagen wieder abholen. „Wir sind ungefähr um Mitternacht ins Bett gegangen, da war er noch da“, erzählt er, „und als ich heute Morgen aus dem Fenster gesehen habe, war er verschwunden. Aber so was ist in dieser Nacht normal. Das muss man mit Humor nehmen. Den Anhänger jetzt wieder abzuholen, gehört eben dazu.“
Genauso sieht es auch Erwin Lindermeir aus Welden. Er wohnt direkt gegenüber dem Maibaum und blickt von seinem Haus auf ein paar Mülltonnen, Gartenbänke und eine Klobrille, die in der Nacht um den Baum gestellt wurden: „Das ist doch all die Jahre immer das Gleiche.“Sein Nachbar Jürgen Mader hat schon seinen Besen rausgekramt kehrt die vereinzelten Klopapierstreifen auf dem Gehweg zusammen: „Hier bei uns bleibt alles in einem normalen Rahmen. Ich habe in der Nacht gar nichts mitbekommen. Es war sehr ruhig.“
Dass es in der Freinacht im Augsburger Land bei kleineren Scherzen blieb, bestätigt auch Horst Westermann von der Polizeiinspektion Gersthofen: „Insgesamt wissen wir von 13 Vorfällen. Doch das sind alund les nur kleinere Delikte. Uns wurde zum Beispiel eine Hauswand gemeldet, die mit rohen Eiern beschmiert wurde.“
Auch den Beamten der Polizeiinspektion Zusmarshausen sind keine gravierenden Freinachtsscherze bekannt. Sie wissen nur von vereinzelten harmlosen Fällen. In Margertshausen zum Beispiel, ein Ortsteil von Gessertshausen, mussten die Beamten gegen halb vier in der Nacht eine Maifeier auflösen, weil die Anwohner sich über Ruhestörung beklagt hatten. Und in Unterschöneberg, Ortsteil Altenmünster, wurden die Polizisten etwa um 22 Uhr auf einen betrunkenen 13-Jährigen aufmerksam, der schließlich von seiner Mutter aus Villenbach abgeholt werden musste. Solche Vorfälle können manchmal eben auch Teil des Brauchtums zur Mainacht sein.