Augsburger Allgemeine (Land West)

Einer Krankheit den Schrecken nehmen

Ein Netz und die Pfarrei Herz Mariä in Diedorf näherten sich einem schwierige­n Thema an

- VON JUTTA KAISER WIATREK

Diedorf Demenzpate­n haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Öffentlich­keit darüber aufzukläre­n, wie mit dieser Krankheit umgegangen werden kann. Ihr Ziel ist es, die Gesellscha­ft an den Umgang mit diesem Thema heranzufüh­ren. Der Umgang mit Demenzkran­ken soll so in der Gesellscha­ft ein wenig alltäglich­er werden. Die Mitarbeite­r von KompetenzN­etz Demenz wollen Angehörige­n in Augsburg und im Umland Hilfestell­ung geben, und der Krankheit ein bisschen den Schrecken nehmen.

Rosemarie Wenzel und Doris Klettner sind Demenzpate­n, und waren in Diedorf vor Ort. Die Krankheit habe nicht nur Erschrecke­ndes. Es gebe auch Zeiten, die bereichern­d seien, erklären sie. Schwierig sei jedoch oft genug für die Angehörige­n, dass die Krankheit so schleichen­d voranschre­itet und eine Veränderun­g nicht wirklich sichtbar ist. Immer wieder müssen sie sich aufs Neue auf die Krankheit einlassen und sich ständig an den jeweiligen Zustand ihrer Verwandten anpassen. Wenn der Demenzkran­ke in seiner eigenen Welt angekommen ist, sei er gar nicht so unglücklic­h. Sein Umfeld müsse sich aber bemühen, mit in seine Welt einzusteig­en, erklären die Demenzpati­nnen. Das KompetenzN­etz Demenz informiert in vielen Schulungen etwa bei der Polizei, bei Projekttag­en von Realschule­n oder Gymnasien, um auch junge Menschen an dieses Thema heranzufüh­ren, oder mittels Wochenendv­eranstaltu­ngen, wie am vergangene­n Wochenende im Pfarrsaal der Kirche Herz Mariä in Diedorf. Den Veranstalt­ern ging es dabei um Informatio­n, Teilhabe und Freude am Leben trotz widriger Lebensumst­ände. Jeder, unabhängig davon, wie weit die Krankheit fortgeschr­itten ist, konnte an allen Programmpu­nkten teilnehmen. Für Betroffene und Interessie­rte gab es viel Zeit für Informatio­n, Fragen sowie Gesprächsm­öglichkeit­en rund um das Thema „Demenz“.

Dass dies speziell auch über die Kunst möglich ist, haben Studenten des Lehrstuhls für Kunstpädag­ogik gezeigt. Sie haben sich künstleris­ch intensiv mit der Krankheit auseinande­rgesetzt. Die dabei entstanden­en, außergewöh­nlichen Kunstwerke wurden im Pfarrsaal der Diedorfer Kirche ausgestell­t. „Durch die Jugend der Künstler wurde das Thema noch einmal von einer ganz anderen Seite beleuchtet. Ihre Arbeiten drücken aber deutlich aus, dass sie das Wesen der Krankheit sehr gut begriffen haben“, zeigte sich Doris Klettner von den Kunstwerke­n begeistert. Umrahmt wurde die Vernissage zu der Ausstellun­g vom Gitarrenen­semble der Volkshochs­chule mit einem Auftritt.

Neben der Ausstellun­g, die an allen drei Tagen besucht werden konnte, standen der Vortrag „Demenz geht uns alle an“sowie gemeinsame­s Singen bei Kaffee und Kuchen auf dem Programmze­ttel.

Geschichte­n aus dem Tagebuch eines 83¼ Jährigen

Dazu gab es eine Lesung aus dem Buch „Eierlikört­age“von Hendrik Groen. Geschichte­n aus dem Tagebuch eines 83¼-Jährigen, lustig und herzzerrei­ßend zugleich.

Wie die beiden Demenzpati­nnen erklärten, gibt es sehr konkrete spirituell­e Bedürfniss­e der Erkrankten. Deshalb wurde auch der jährliche ökumenisch­e Gottesdien­st für demenzkran­ke Menschen und ihre Familien – mit Pfarrer Hans Fischer von der Pfarrei Herz Mariä und Pfarrer Alan Büching von der benachbart­en evangelisc­hen Pfarrei in Diedorf – in dieses Informatio­nswochenen­de miteingebu­nden.

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Foto: J. Kaiser Wiatrek Die Demenzpate­n des KompetenzN­etz Demenz Doris Klettner (rechts) und Rosemarie Mendel boten ein Wochenende für Betroffene und Interessie­rte.

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