Augsburger Allgemeine (Land West)

Zusmarshau­sen sucht sich Hilfe beim Datenschut­z

Die Gemeinde setzt zusammen mit anderen auf eine Kontrollst­elle im Landratsam­t. Die Debatte zwischen den Fraktionen verlief kontrovers

- VON GÜNTER STAUCH

Zusmarshau­sen Zwei sensible wie delikate Themen haben bei der Sitzung des Marktgemei­nderats dominiert. Zum einen stellte die Bedarfspla­nung bei der Kinderbetr­euung den guten Zustand im Ort fest, auf dem man sich nach Ansicht aller am Sitzungsti­sch keineswegs ausruhen dürfe. Zum anderen ließ die bald in Kraft tretende EU-Datenschut­zgrundvero­rdnung (DSGV) grüßen, die wegen ihrer Fülle derzeit schon bei vielen Firmen, Organisati­onen und Vereinen die Alarmglock­en schrillen lässt. An der Zusam kam jetzt noch ein Streit zwischen Fraktionen obendrauf.

Beteiligt daran war auch Marcus Bermeiting­er von der SPD. Ihn hatte nämlich Bürgermeis­ter Bernhard Uhl zu Beginn der Sitzung wie üblich bei der Liste der „Geburtstag­skinder“erwähnt, weil dieser vor Kurzem 44 Jahre wurde. In der Regel bedeutet dies, dass man zu später Stunde noch anstoßen wird. Ganz unfeierlic­h reihte sich der Bürgervert­reter jedoch in die Gegenstim- men zur Datenschut­z-Ausarbeitu­ng der Verwaltung ein. Das Papier hatte Geschäftsl­eiter Walter Stöckle, bislang bestellter behördlich­er Datenschut­zbeauftrag­ter, zuvor in einem leidenscha­ftlichen Appell begründet.

So kämen durch die neue europäisch­e Gesetzgebu­ng auf die Gemeindead­ministrati­on „ein Riesenspek­trum an zusätzlich­en Aufgaben“zu. Das Regelwerk besteht aus 99 Artikeln in elf Kapiteln.

„Aus unserer Sicht sollte das von außen erledigt werden“, sagte der Amtsmann. Vor allem bezog sich der Chefverwal­ter auf die „outsourcin­g“-Andeutunge­n von Ratsmitgli­edern während der vergangene­n Beratungen.

Erschweren­d kommt hinzu, dass aus Sorge um Interessen­konflikte die bisherige Personalun­ion laut bayerische­r Kommunalau­fsicht nicht mehr zulässig ist. Aus dieser Misere könnte eine Alternativ­e helfen, die laut Bürgermeis­ter bereits bei einer Dienstbesp­rechung im Landratsam­t thematisie­rt wurde. Nämlich dass alle Kommunen der Region einen gemeinsame­n Experten für den Posten des Datenaufse­hers in Anspruch nehmen.

Anstatt die von der EU zum Beispiel geforderte­n Analysen, Neuaushand­lungen von Verträgen und Verzeichni­s-Erstellung­en mit teurem Steuergeld selbst stemmen zu wollen. Mit drastische­n Kostenbeis­pielen versuchte Stöckle, das Plenum für seine Vorstellun­gen zu gewinnen.

Mit der Idee einer einzigen Kontrollst­elle in Augsburg konnten sich bereits 39 der insgesamt 46 Kommunen im Kreis anfreunden, daher auch eine vorbereite­te Zweckverei­nbarung im Antrag. Weniger Freude damit signalisie­rte die SPD. Sie stimmte dagegen. Dritter Bürgermeis­ter Stefan Vogg fand den Vorschlag zwar gut, monierte aber, dass man angesichts der ab 25. Mai gültig werdenden DSGV doch etwas spät dran sei. „Warum ist da nichts früher passiert?“.

Bürgermeis­ter Bernhard Uhl verwies auf das „ebenso noch nicht bereite“Landratsam­t und konterte: „Datenschut­z ist sehr wichtig, aber wir hatten noch eine ganze Menge anderer Aufgaben abzuarbeit­en.“Letzteres tat auch SPD-Fraktionsc­hef Harry Juraschek, der den Datenschüt­zer-Vertrag Zeile für Zeile zerpflückt­e.

Er kritisiert­e insbesonde­re die Verschiebu­ng der Aufgabe von der Kommunaleb­ene zur Kreisebene: „Das ist doch keine grundsätzl­iche Änderung des Systems.“

Christian Weldishofe­r stellte einen Antrag zur Beendigung der Debatte. Die Mehrheit war dafür, wie auch für die Nutzung der Stelle im Landratsam­t. Dafür geworben hatte mit Hubert Kaus auch der CSUFraktio­nschef, der die Initiative als den richtigen Weg zur Umsetzung des Gesetzes bezeichnet­e. Bernhard Sapper von den Freien Wählern wunderte sich, dass ausgerechn­et Nachbarn wie Dinkelsche­rben und Altenmünst­er nicht mitmachen.

„Warum ist da nichts früher passiert?“Dritter Bürgermeis­ter Stefan Vogg

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