Augsburger Allgemeine (Land West)
Uf Wiederluege
Marwin Hitz war bisher der erfolgreichste Torhüter der Vereinsgeschichte. Jetzt geht er wohl zu Borussia Dortmund. Was bedeutet das für Augsburg und ihn?
Marwin Hitz ist mehr als nur ein hervorragender Torhüter. Der Schweizer war in seiner Augsburger Zeit auch nicht nur für gelungene Paraden bekannt. Bei den Medien gilt Hitz als heller Kopf. Einer, der nicht nur weiß, dass es so etwas wie Manieren und Höflichkeit gibt, sondern der sie auch so lebt. Dazu ein selbstkritischer Geist. Wenn man ihn und den FCA mal verbal für ein gutes Spiel lobte, passierte es schon öfter, dass Hitz sagte: „Das sehe ich jetzt nicht so. So gut waren wir jetzt auch nicht.“Dann noch zwei Dinge, die die Augsburger Fußball-Fans nie vergessen werden.
● Erstens sein Feldtor im Februar
2015 zum 2:2 in der Nachspielzeit gegen Leverkusen. Damit war er nach Jens Lehmann und Frank Rost der dritte Bundesliga-Keeper, dem dieses Kunststück gelang und …
● Zweitens seine Aktion in Köln im November 2016, die manche als unfair, andere als schlitzohrig bewerteten. Als der Schiedsrichter einen umstrittenen Elfmeter gegen den FCA gab, malträtierte Hitz mit seinen Stollen den Elfmeterpunkt. Die Folge: Kölns Schütze Modeste rutschte aus und vergab schließlich den Elfmeter. Seither ist Hitz in der Karnevalsstadt ein Feindbild.
Jetzt ist Zeit, in seiner Landessprache „Uf Wiederluege“zu sagen. Doch was bedeutet die BundesligaSaison 1 nach Marwin Hitz für den FCA. Zunächst stehen derzeit mit Andreas Luthe, Fabian Giefer und Ioannis Gelios noch drei Torhüter unter Vertrag.
Der Vertrag mit Gelios läuft zum Saisonende aus. Für einen Bundesliga-Einsatz stand Gelios bisher noch nie zur Debatte. Wahrscheinlich wird sich der FCA nach dieser Saison von ihm verabschieden. Dann braucht der Verein allerdings einen, der, wie bisher Gelios, als dritter Mann die Füße still hält, und den man auch in die U23 einbauen kann. Wer beim FC Augsburg künftig in der Hierarchie den ersten Platz belegt, ist Stand heute leicht erklärt. Andreas Luthe, 31 Jahre, hat Vorteile gegenüber Fabian Giefer, 27, und man hatte zuletzt auch beim 2:2 in Berlin den Eindruck, dass der ehemalige Bochumer jetzt richtig angreifen will.
Für Luthe spricht vor allem, dass sein Trainer Manuel Baum ihn für absolut verlässlich hält. Luthe hat das in der vergangenen Saison bewiesen, als er Hitz in den letzten zwei Spielen im Abstiegskampf vertrat, und Luthe war auch kürzlich in Berlin ein sicherer Rückhalt.
Allerdings haben sich die Verantwortlichen des FCA auch etwas dabei gedacht, als sie im vergangenen Jahr Fabian Giefer von Schalke 04 verpflichtet haben. Die Verpflichtung kam wohl auch deshalb zustande, weil man der Meinung war, dass Hitz den Verein frühzeitig verlässt. Doch Hitz ist geblieben und Giefer war im Grunde genommen der „ärmste Hund“. Er hatte sich beim FCA Spielzeit ausgerechnet, durfte dann aber nie ins Bundesligator. Auch er wird jetzt seine Ansprüche stellen.
Und Hitz? Wer glaubt, dass Hitz, sofern er nach Dortmund wechselt, hinter Bürki nur zweiter Mann sein wird, der wird sich täuschen. Als Hitz im Jahr 2013 von Wolfsburg nach Augsburg wechselte, hatte er innerhalb kürzester Zeit die beiden Keeper Alexander Manninger und Mo Amsif auf die Bank verdrängt. In Dortmund ist Bürki auch nicht ganz unumstritten. Der Landsmann von Hitz „patzte“sowohl in der Champions League wie auch schon in der Liga. Zudem bekommt der BVB wohl einen neuen Trainer (Lucien Favre?), und dann werden die Karten auf dieser Position ohnehin neu gemischt. Hitz wird seinen Weg auch in Dortmund machen. Darauf kann man eigentlich wetten.