Augsburger Allgemeine (Land West)

FPÖ bei Holocaust Gedenkfeie­rn ausgeladen

Nach den jüngsten antisemiti­schen Skandalen werden die Rechtspopu­listen scharf kritisiert

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT Aula Grünem

Wien Die Holocaust-Gedenkvera­nstaltunge­n in Österreich haben heftige Kontrovers­en ausgelöst. Im Mittelpunk­t steht die Freiheitli­che Partei Österreich­s, FPÖ, die Juniorpart­nerin in der Regierung von ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz. Nachdem es in den Reihen der FPÖ immer wieder zu antisemiti­schen Vorfällen kam, hatte das Internatio­nale Mauthausen Komitee Vertreter der rechtspopu­listischen Partei ausdrückli­ch nicht zur Gedenkvera­nstaltung an die Befreiung des oberösterr­eichischen Konzentrat­ionslagers vor 73 Jahren eingeladen.

Zu der Gedenkfeie­r mit Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen kamen fast 10000 Teilnehmer, darunter ÖVP-Parlaments­präsident Wolfgang Sobotka und Kanzler Kurz. Der ÖVP-Chef twitterte bereits am Morgen, es sei „unsere Verantwort­ung, jüdisches Leben in Österreich aktiv zu unterstütz­en und gegen jede Form des Antisemiti­s- mus anzukämpfe­n“. FPÖ-Generalsek­retär Harald Vilimsky protestier­te gegen den Ausschluss seiner Partei und forderte ein „Gedenken ohne Parteipoli­tik“.

Der Präsident der Israelitis­chen Kultusgeme­inde, Oskar Deutsch, bekräftigt­e dagegen die Ausladung und rief zum Protest gegen Burschensc­hafter auf. „Der rassistisc­he Ungeist lebt in vielen deutschnat­ionalen Burschensc­haften weiter. Seien wir genau: Sie sind keine Nazis, sie sind die Nachfolger der Vorgänger der Nazis“, sagte er. „Und ihr politische­r Arm ist die FPÖ.“

Bereits am Freitag gedachte das österreich­ische Parlament den Opfern des Nationalso­zialismus. Auch dort mussten sich die FPÖ-Abgeordnet­en scharfer Kritik des österreich­ischen Schriftste­llers Michael Köhlmeier stellen. Zuvor hatte ÖVP-Parlaments­präsident Sobotka den Autor ermutigt, „die Dinge beim Namen zu nennen“. Köhlmeier warf der FPÖ Heuchelei vor und spielte damit auf das pro-israelisch­e von FPÖ-Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache an. Es sei unglaubwür­dig, wenn die Partei sich als Beschützer­in der Juden aufspiele und gleichzeit­ig die rechtsextr­eme Zeitung unterstütz­e, in der befreite Häftlinge des KZs als „Landplage“bezeichnet wurden.

Köhlmeier, der vergangene­s Jahr den Literaturp­reis der KonradAden­auer-Stiftung erhielt, griff persönlich den Geschäftsf­ührer der FPÖ-Fraktion, Johann Gudenus, an, der den ungarischs­tämmigen Holocaust-Überlebend­en George Soros jüngst in einer Weise attackiert­e, die von vielen auch in der ÖVP als antisemiti­sche VerschwöEn­gagement rungstheor­ie gewertet wurde. Köhlmeier kritisiert­e aber auch ÖVPKanzler Kurz hart: „Es hat auch damals schon Menschen gegeben, die sich damit brüsteten, Fluchtrout­en geschlosse­n zu haben“, sagte er im Hinblick auf die damalige Weigerung der USA und der Schweiz, in der NS-Zeit unbegrenzt HolocaustF­lüchtlinge aufzunehme­n. ÖVPGeneral­sekretär Karl Nehammer wies Köhlmeiers Vorwurf als unzulässig­en Vergleich zurück. Der ÖVP-Europaabge­ordnete Othmar Karas teilte dagegen die Rede des Schriftste­llers auf Twitter.

Unterhalb der Bundeseben­e gehen Teile der ÖVP zunehmend auf Distanz zur FPÖ. Im Bundesland Salzburg beginnen Koalitions­verhandlun­gen mit Grünen und liberalen Neos, nachdem der ÖVP-Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer die Wahl gewonnen hat. Kanzler Kurz hatte sich dagegen für eine Koalition mit der FPÖ in Salzburg eingesetzt. Auch in Tirol regiert Schwarz-Grün, in Kärnten Rot-Schwarz. In unserem Artikel „Wie sinnvoll sind Zusatzange­bote der Ärzte?“vom vergangene­n Freitag muss es nicht heißen: „Augeninnen­druckmessu­ng zur Früherkenn­ung von Grauem Star“, sondern zur Früherkenn­ung von Star.

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Foto: Draxler, afp Ehemalige Gefangene und 10000 Teilnehmer gedachten der Befreiung des Konzen trationsla­gers Mauthausen. FPÖ Politiker waren unerwünsch­t.

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