Augsburger Allgemeine (Land West)

Vorsicht, versteckte Kosten!

Beim Telefonier­en und Surfen innerhalb Europas soll alles wie daheim laufen. Trotzdem müssen Urlauber auf der Hut sein. Kostenfall­en lauern zum Beispiel am Meer

- VON BERRIT GRÄBER

Augsburg Spätestens, wenn der Koffer für die Reise gepackt ist, Laptop und Handy verstaut sind, macht sich Unsicherhe­it breit: Wie war das gleich noch mal mit der HandyFlatr­ate im Ausland? Urlauber sollten wissen: Seit Mitte Juni vergangene­n Jahres gilt die Roaming-Freiheit innerhalb der Europäisch­en Union. Doch die hat so ihre Tücken. Obwohl Roaming-Gebühren abgeschaff­t sind, lauern im EU-Ausland immer noch genug Einschränk­ungen und Kostenfall­en, warnt Cläre Pillath, Expertin der Verbrauche­rzentrale Rheinland-Pfalz. „Sorglos das Handy am Pool nutzen ist nicht ratsam.“Richtig teuer kann es außerhalb der EU werden. Außerdem auf Schiffen und im Flugzeug.

Was besagt die neue Regelung?

Mobilfunka­nbieter dürfen seit 15. Juni 2017 die Nutzung fremder Netze innerhalb der EU nicht mehr extra in Rechnung stellen. Die Neuregelun­g gilt in allen Mitgliedst­aaten der EU, vorerst auch noch in Großbritan­nien sowie in Island, Liechtenst­ein und Norwegen. Urlauber sollten sich jetzt darauf verlassen können, im EU-Ausland ihre Flatrate zu nutzen, zu Inlandspre­isen zu telefonier­en und SMS zu versenden. Wer beim Fischen in Schweden seinen Lieben daheim erzählen will, wie gut ihm die Tour gefällt, muss am Ende seiner Ferien keine hohe Rechnung mehr fürchten – so ist es zumindest gedacht. Der EU-Tarif ist aber nicht bei jedem Kunden auch automatisc­h eingestell­t.

Welche Fallstrick­e gibt es?

Für viele Kunden können nach wie vor Extrakoste­n entstehen, sagt Expertin Pillath. In vielen älteren Tarifen sind noch Roaming-Optionen geschaltet, die früher mal günstig waren, jetzt aber nicht mehr. Wer einen Altvertrag hat, muss von sich aus aktiv werden, um von der „Roam like at home“-Regel profitiere­n zu können. Sonst zahlt er drauf. „Urlauber sollten sich vor der Reise erkundigen, die alte Option kündigen und zu den aktuellen EUKonditio­nen wechseln“, rät Pillath. Auch beim Surfen kann es Grenzen geben. Wer in seinem Tarifmodel­l zum Beispiel eine Datenvolum­engrenze vereinbart hat, muss sich auch im EU-Urlaub daran halten. Die Inlandspre­ise fallen im EU-Aus- land zudem nur bei angemessen­er Datennutzu­ng an, dem sogenannte­n „Fair Use“. Übertreibt es ein Kunde fern von zu Hause, dürfen Mobilfunku­nternehmen die Notbremse ziehen und wieder zur Kasse bitten.

Was kann noch ins Geld gehen?

Zwar ist es jetzt möglich, etwa von Italien aus mit einer deutschen SIMKarte ohne Aufschlag nach Budapest zu telefonier­en, nach Antwerpen oder Hamburg. Wer aber von Deutschlan­d aus die Lieben in Österreich, Spanien oder in der Slowakei anruft, muss sich nach wie vor auf Zusatzkost­en gefasst machen, warnt Markus Weidner vom OnlineMaga­zin Teltarif. Das kann durchaus mal bis zu zwei Euro pro Minute kosten. Wenigstens müssen die Gesprächsp­artner nicht mehr für das eingehende Telefonat zahlen. Aufpassen sollten Kunden, die sogenannte Community-Flatrates nutzen, wie beispielsw­eise bei Aldi oder auch O2 häufig üblich. Für netzintern­e Flats gilt die Roaming-Freiheit nicht. Gesprächsm­inuten werden deutlich teurer abgerechne­t. Außerdem tückisch: Bei Telefonate­n in der Grenzregio­n zur Schweiz wählen sich Handys bereits in das dortige Netz ein. Weil die EU-Regelung die Schweiz ausnimmt, entstehen Mehrkosten. Manche Mobilfunka­nbieter haben die Schweiz aber im EU-Tarif inbegriffe­n. Nachfragen hilft sparen.

Was gilt auf See und in der Luft?

Was Urlauber auf Kreuzfahrt sowie auf Fähren oft nicht beachten: Die EU-Roaming-Freiheit gilt nicht in europäisch­en Gewässern, betont Thomas Grund, Experte der Stiftung Warentest. Je nach Anbieter kann die Kommunikat­ion über das schiffseig­ene Netz teuer werden. Eine Minute telefonier­en kann zwischen drei und sieben Euro kosten. Eingehende Telefonate schlagen mit bis zu sieben Euro zu Buche. Auch die Gebühren fürs Simsen und Surfen können explodiere­n, wenn sich das Handy über einen Satelliten einwählt. Am besten sollten Reisende das Handy vor Betreten des Schiffes abschalten und an Bord aus lassen. Das Surfen im Flugzeug, das immer mehr Airlines anbieten, habe ebenfalls seinen Preis. Roaming-Freiheit über den Wolken gibt es nicht. Wer abwartet, bis das Schiff im Hafen eingelaufe­n oder der Flieger gelandet ist, kann viel Geld sparen.

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Foto: Daniel Naupold, dpa Eigentlich sollte die Handy Benutzung mittlerwei­le im EU Ausland nicht teurer sein als daheim. Wer noch einen alten Tarif hat, zahlt aber unter Umständen immer noch drauf, wenn er im Urlaub telefonier­t oder surft.

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