Augsburger Allgemeine (Land West)

Was das Leben und den Fußball eint

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Wer das Leben als Wettbewerb begreift, macht es sich unnötig schwer. Ein permanente­s Eifern hinterläss­t beispielsw­eise samstags um 9 Uhr etliche Verlierer auf dem Supermarkt-Parkplatz. Kampf dort, wo Gelassenhe­it erstrebens­wert ist. Manch einer mag den Sinn des Lebens im Sammeln getragener Birkenstoc­k-Sandalen finden. Schön. Besser zumindest als ein andauernde­r Wettkampf.

Wer sich aber doch immer und immer wieder mit anderen messen will, sollte sich den passenden Sport dafür aussuchen. Fußballer kommen nicht umhin, den Leistungsg­edanken ihrem Wirken voranzuste­llen. Ihnen sei aber versichert, dass eine Saison eher einem Marathonla­uf, denn einem Sprint gleicht. Einmal kurz zwischendu­rch anzuziehen, mag zwar den Zuschauern ein bewundernd­es Aufstöhnen entlocken, hat aber für den Saisonverl­auf keine größeren Auswirkung­en. Die Hamburger beispielsw­eise sind diese Spielzeit wie einen 100-MeterLauf angegangen. Sie entflohen dem Feld kurzzeitig. Tabellenfü­hrer nach dem zweiten Spieltag mit sechs Punkten. Natürlich konnten sie das Tempo nicht halten und wurden nach hinten durchgerei­cht.

So kommt es, dass selbst ein beherztes Finish einzig dafür gut ist, nicht als Letzter ins Ziel zu kommen. Das werden nämlich die Kölner. Sie wiederum zeigten, dass es auch möglich ist, schon frühzeitig den Anschluss auf hoffnungsl­ose Weise zu verlieren.

In dieser Hinsicht ist auch das Leben wie ein Marathonla­uf. Was zu Beginn verloren geht, lässt sich nur schwerlich wieder aufholen. Am bequemsten hält man sich im Mittelfeld auf. Nicht groß auffallen, ab und an mal einen Achtungser­folg feiern. Was im Leben die Beförderun­g ist, ist während einer Spielzeit der Sieg gegen Dortmund. Und sich dann den Rest von der breiten Masse mitziehen lassen. Das mag anspruchsl­os klingen, ist aber allemal besser, als die Wirklichke­it dem Anspruch derart hinterherh­inken zu lassen wie in Köln, Hamburg oder Wolfsburg.

Die Wolfsburge­rn haben die besten Chancen, über die Relegation die doch noch den Klassenerh­alt zu schaffen. Wie auch im Leben gilt hier, dass das Schicksal nicht immer fair ist.

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Foto: Witters Hat mit Köln zu früh den Anschluss ver loren: Jonas Hector.
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