Augsburger Allgemeine (Land West)
Reuter kritisiert Schiedsrichter
FCA-Manager zweifelt an Qualität der Unparteiischen
Nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit regte sich Stefan Reuter im Nachgang einer Begegnung mächtig auf. Einmal mehr ärgerte sich der Sportgeschäftsführer des FC Augsburg über Entscheidungen eines Schiedsrichters, einmal mehr sah er sich und seine Bundesligafußballer benachteiligt. Nach der 1:2 (1:2)-Niederlage gegen Schalke 04 fällte er ein hartes Urteil über Schiedsrichter Robert Kampka. „Es ist schade, dass die Qualität nicht bundesligareif ist“, schimpfte Reuter.
Den 51-Jährigen ärgerte gewaltig, dass allgemein über den Videobeweis diskutiert werde, nicht aber über jene, die auf dem Platz und vor dem Bildschirm entscheiden: die Schiedsrichter. In diesen sieht Reuter eine Ursache dafür, warum der Videobeweis wiederholt in der Kritik stünde. „Das hat teilweise mit der Qualität der Leute zu tun, die das beurteilen. Ich verstehe nicht, dass jeder Schiedsrichter macht, was er will, und beurteilt, wie er will“, polterte Reuter.
Mehrere Situationen hatten den FCA-Verantwortlichen an diesem Nachmittag zu seiner Generalkritik veranlasst. Zunächst arbeitete er sich am 1:0 der Schalker ab. Torschütze Thilo Kehrer hatte beim Freistoß im Abseits gestanden, bewegte sich zunächst Richtung Ball, ging aber nicht ins Kopfballduell mit Martin Hinteregger. Der Augsburger klärte ungenügend, über Schalkes Guido Burgstaller kam der Ball zu Kehrer, der per Hacke traf. Reuter führte aus, Kehrer hätte Hinteregger unter Druck gesetzt. „Ansonsten kann er ganz anders klären“, ergänzte Reuter. Kampka sah das anders – und handelte wohl korrekt. Die Abseitsregel greift nur dann, wenn ein Spieler aktiv am Kampf um den Ball beteiligt ist.
Noch heftiger regte sich Reuter über eine zweite, spielentscheidende Szene auf. Diesmal wohl auch zu Recht. Eine Viertelstunde vor Schluss hatte FCA-Innenverteidiger Jeffrey Gouweleeuw geflankt, Schalkes Yevhen Konoplyanka wehrte den Ball mit seiner ausgestreckten Hand ab. Schiedsrichter Kampka pfiff keinen Strafstoß, ebenso griff der Videoassistent Jochen Drees nicht ein. Die große Chance zum 2:2-Ausgleich blieb dem FCA verwehrt.
Für Reuter war dies unverständlich. Er verwies auf ein Trainingslager der Schiedsrichter auf Mallorca und etliche Sitzungen und Treffen mit Schiedsrichtern. „Wir kriegen gesagt, wenn die Hand weit weg vom Körper ist, dann ist das Elfmeter. Leider wurde es wieder anders entschieden.“Ihm sei das ein Rätsel. Sein Eindruck sei, dass es jeder Schiedsrichter unterschiedlich auslege.
Reuter forderte für die Zukunft, eine einheitliche Linie zu fahren. „Wenn es klare Regeln gibt, hätte ich gerne, dass in Augsburg so entschieden wird wie in München, Dortmund, Hamburg, wo auch immer. Es muss verlässlich sein“, sagte er. Sonst, schloss er, könne er sich künftig den Weg zu Sitzungen sparen. Freiburg wird er den Verein verlassen. Angeblich zieht es ihn zu Borussia Dortmund. Bestätigen wollte der 30-Jährige das nicht: „Auch wenn ihr mich noch fünf Mal fragt, ich kann dazu noch nichts sagen.“
Dafür gab er Auskunft über sein Gefühlsleben: „Gestern Mittag habe ich gedacht, dass mit meinem Magen etwas nicht stimmt. Ich hatte so ein Kribbeln im Bauch. Das hatte ich bisher noch nie. Ich dachte, dass mit dem Essen etwas nicht gestimmt hat, aber meine Frau hat gesagt, das ist die Aufregung.“
Hitz, der immer cool wirkte, zeigte Emotionen. Augsburg zu verlassen, war für ihn eine „schwierige Entscheidung“. „Uns hat es hier an nichts gefehlt. Wir haben in dieser Zeit zwei gesunde Kinder bekommen. Als wir hierhergekommen sind, haben wir uns eigentlich vorgenommen, dass wir jede zweite Woche in unsere Heimat, die Schweiz, fahren. Aber dazu ist es selten gekommen. Uns hat es hier so gut bekommen. Wir haben lieber Freunde oder Familie nach Augsburg eingeladen.“
Der 30-Jährige sprach auch über schwierige Zeit im vergangenen Jahr. Als immer wieder Gerüchte aufkamen, dass er den Verein verlassen würde: „Das war nicht leicht für meine Familie und mich. Wir haben uns da nicht zu hundert Prozent wohlgefühlt.“Es waren „null Prozent“Wahrheitsgehalt an diesen Spekulationen. Hitz begründet seinen Abgang auch mit weiteren „sportlichen Zielen“und damit, dass er sich „weiterentwickeln“will. Da könnte Dortmund eine logische Lösung sein. Der erneute Klassenerhalt mit dem FCA war für ihn noch die richtige Belohnung: „Ich bin stolz auf das letzte Jahr.“ Kapitän Daniel Baier sieht den Abgang von Hitz mit sehr viel Wehmut: „Wieder ein alter Hase weniger. Das ist schon ein Abgang, der schmerzt. Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis und in diesen fünf Jahren viel durchlebt, aber es ist natürlich legitim, dass er sich Gedanken über seine Zukunft macht.“
Auch Michael Gregoritsch verliert mehr als nur einen Kollegen, wie er betonte: „Marwin ist ein guter Freund geworden. Wir hatten viel Spaß und haben gute Gespräche geführt. Schade, dass er geht. Wir wollten mit ihm noch einmal zu Null spielen, leider hat das nicht geeine klappt.“Trainer Manuel Baum sprach davon, dass Hitz in Augsburg Großes geleistet habe. „Er war immer extrem kritisch, und man konnte sich gut mit ihm über Fußball unterhalten. Dass er noch so von den Fans bejubelt wurde, freut mich. Das macht auch den FCA aus.“
Neben Hitz verabschiedete der Bundesligist noch Co-Trainer Florian Ernst und Gojko Kacar vor dem Spiel. Sie erhielten Blumensträuße und eine Räuber-Hotzenplotz-Marionette der Puppenkiste. Ernst kehrt aus privaten Gründen in seinen Lehrerberuf zurück, Kacars Vertrag wurde nicht verlängert.