Augsburger Allgemeine (Land West)

Achtung, explosiv!

Das Wasser des Kiwu-Sees in Afrika ist meist ganz still. Wer hier zufällig vorbeikomm­t, ahnt nicht, welches Geheimnis sich in der Tiefe des Sees versteckt

- VON LILITH SCHARDT

Gemütlich fährt der kleine Minibus durch die kurvigen Straßen. Autos dürfen hier nicht schneller als 60 Kilometer pro Stunde fahren. Prima, so bleibt genug Zeit, die herrliche Aussicht zu genießen. Wir sind in Ruanda, auf dem Weg in den Westen des kleinen afrikanisc­hen Staates.

Das Gas kann nicht einfach an die Oberfläche steigen

Zwischen dem Grün der vielen Hügel blitzt unser Ziel hervor: der Kiwu-See. Er liegt zu Füßen der Vulkanberg­e Ruandas. Der Kiwu-See ist etwa viermal so groß wie der Bodensee und fast doppelt so tief. Er breitet sich zwischen Ruanda und dem Nachbarlan­d Kongo aus. Vom Geheimnis, das sich in den Tiefen des Sees verbirgt, lässt sich hier oben allerdings nichts erahnen. Das Geheimnis ist unsichtbar. Doch wenn es einmal an die Oberfläche kommen sollte, dann wohl mit einem ordentlich­en Wumms. Was kann das nur sein?

Es ist ein Gas – genauer gesagt ein Gasgemisch aus Kohlenstof­fdioxid, abgekürzt mit CO2, und Methan. CO2 entsteht im Kiwu-See durch Bakterien, die an den Seegrund gesunkene Reste von Tieren und Pflanzen fressen. Das Methan hingegen kommt aus dem Erdinneren und wird über unterirdis­che Tunnel in den See geleitet. Im Gegensatz zu einem Pups in der Badewanne – der unmittelba­r nach seiner Entstehung nach oben steigt – kann das Gas im Kiwu-See nicht an die Oberfläche steigen. Das liegt daran, dass der See so besonders tief ist. In den Tiefen des Sees herrscht ein sehr hoher Druck und das Gas ist in den Wassermass­en gelöst und somit eingesperr­t.

Gefährlich kann es werden, wenn dieses Gleichgewi­cht gestört wird. Etwa durch einen Vulkanausb­ruch oder ein Erdbeben. Dann können die mit dem Gas gefüllten Wasserschi­chten nach oben geschoben werden. Plötzlich wäre viel weniger Druck auf den Gasen und sie würden mit einer enormen Geschwindi­gkeit an die Oberfläche strömen. Du kannst dir das wie bei einer Flasche Mineralwas­ser vorstellen, die du schüttelst und von der du dann den Deckel abschraubs­t.

Es könnte eine riesige Flutwelle entstehen

Im Kiwu-See könnte durch die Explosion eine riesige Flutwelle entstehen. Außerdem wäre für eine Weile nur Gas aus dem See zum Atmen da und den Menschen würde der Sauerstoff fehlen. Beides wäre gefährlich.

Deshalb haben Experten begonnen, die Gase aus dem See vorsichtig abzuleiten. Das ist schwierig, aber es soll das Leben der Menschen am See sicherer machen. Außerdem gibt es noch einen weiteren Vorteil: Aus Methan lässt sich Strom erzeugen! Den kann Ruanda gut gebrauchen. Denn nicht alle Menschen in dem Land haben immer Strom. Das Gas abzuleiten ist also doppelt gut!

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Foto: dpa Der Kiwu See sieht eigentlich ganz ruhig aus. Doch auf seinem Grund gibt es ein gefährlich­es Geheimnis, das für viele Menschen eine Gefahr ist.
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