Augsburger Allgemeine (Land West)

Spritziges Spiel mit Wasser

Junges Theater mit Aufführung­en mitten in der Stadt

- VON GERLINDE KNOLLER

Was braucht es mehr für ein gelungenes Straßenthe­ater als eine Sonne, die vom Himmel strahlt, ein pfiffiges Stück und Menschen, die sich gerne zum Zuschauen niederlass­en. All das war geboten beim Straßenthe­ater „Der widerspens­tige Brunnen“, den das Junge Theater Augsburg zusammen mit dem Theater PasParTouT am Wochenende auf die Beine gestellt hatte. Gespielt wurde auf dem Holbeinpla­tz in der Altstadt. Nicht nur Kinder, auch Erwachsene ließen sich bei der Premiere von diesem Stück in den Bann ziehen, das auch gut zum RegioWasse­rtag am Sonntag passte.

Das halbstündi­ge Spiel war Komödie und Lehrstück zugleich. Wie auf den Holbeinpla­tz zugeschnit­ten, wo ein Trinkwasse­rbrunnen sprudelt, ging es um einen Prachtbrun­nen, der mit großem Brimborium eingeweiht werden soll. Drei Handwerker, gespielt von Eva Glasmacher, Karl Glasmacher und Susanne Reng, müssen noch die letzten Handgriffe tun, bevor die feierliche Eröffnung beginnt: den Platz fegen, dafür sorgen, dass jeder im Publikum einen Sitzplatz hat und schnell noch in ihre Goldjacken schlüpfen, um als Musikkapel­le Fanfaren auf den Bürgermeis­ter, der zur Eröffnung kommen soll, spielen. Klassisch die Slapsticks: Wie die Akteure aneinander vorbeilauf­en, sich mit Leiter und Besen in die Quere kommen, wie der eine den anderen sucht, obwohl der schon längst da ist.

Es erscheint endlich der Bürgermeis­ter, der zu einer Lobeshymne auf das saubere Wasser in Augsburg anhebt, auf den großen Lech und die Quellen im Siebentisc­hwald. Dreimal muss er das sagen, weil die Handwerker einfach nicht die Drehmechan­ik des Brunnens in Gang bringen. Der Bürgermeis­ter verdreht immer wieder die Worte, aber endlich verwandelt sich der innere Kern des Brunnens, und eine bronzene Brunnenfig­ur mit Krug kommt hervor. Dumm nur, dass aus ihrem Krug nur dann Wasser tröpfelt, wenn man in eine Kasse reichlich Münzen wirft. Die „Ehrengäste“, das Ehepaar Nestchen – zwei lebensgroß­e Puppen, die aus einem Fenster heraus das Geschehen beobachten – haben sich den Brunnen gekauft, um daraus mächtig Profit zu schlagen. Der erwachsene Zuschauer konnte sich erinnert fühlen an die aktuellen Debatten um die Privatisie­rung des Trinkwasse­rs.

Vergnüglic­hes Lehrstück wird „Der widerspens­tige Brunnen“, als sich in all dem Durcheinan­der die Drehmechan­ik des Brunnens verselbsts­tändigt. Die Brunnenfig­ur, jetzt von einem lebendigen Menschen gespielt, steigt herab von ihrem Podest, hin zu den Zuschauern und zeigt, was sie kann: Wasser spenden. Freigebig und aus voller Kanne. Es sprudelt und spritzt, das Publikum bleibt nicht ganz trocken – aber es macht allen sichtlich Freude.

O

Aufführung­en für Schulklass­en unter www.jt augsburg.de

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Foto: Michael Hochgemuth Eine Brunnenfig­ur wird lebendig.

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