Augsburger Allgemeine (Land West)

Der FCA punktet auch außerhalb des Stadions

Das Leben in der Stadt hat sich durch den Erfolg des Fußballver­eins verändert. Der Oberbürger­meister spricht von einem besonderen Gefühl. Das Heimspiel gegen Schalke hat Polizei und Stadtwerke nochmals gefordert

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es war zu der Zeit, als in der Bundeshaup­tstadt Berlin über die Bildung einer neuen Regierung verhandelt wurde. Mit dabei war Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl. Und irgendwie war an seiner Seite auch stets der FCA. Der Rathausche­f erinnert sich: „Selbst am Rande der Koalitions­verhandlun­gen war der FCA oft Thema.“Die Fußballer aus Augsburg sind einfach bundesweit bekannt. Den Klassenerh­alt hatte sich die Mannschaft von Trainer Manuel Baum in dieser Saison frühzeitig gesichert. Am Samstag gab es im ausverkauf­ten Stadion im letzten Heimspiel eine 1:2-Niederlage gegen Schalke 04. Es war dennoch vor heimischer Kulisse ein würdiger Abschluss einer sportlich zufriedens­tellenden Saison. Der FCA geht ins achte Bundesliga­jahr.

Für Gribl ist der Stellenwer­t des Bundesligi­sten sehr hoch einzuschät­zen: „Der FCA hat nicht nur eine unbestritt­en starke Außen-, sondern auch eine ganz besonders wichtige Innenwirku­ng.“Man dürfe nicht vergessen, „dass der FCA den Menschen in unserer Stadt sehr viel bedeutet“. Damit sei er keine inhaltslee­re Marke, sondern ein Stück echte und gelebte Identität für die Stadt Augsburg. Gribl: „Wir sind gemeinsam stolz auf den FCA, und dieses gemeinsame Gefühl macht Augsburg stark. Das ist, bei allem Respekt für den Marketingw­ert des FCA, für mich das fast wichtigere Kriterium.“

Wirtschaft­lich betrachtet, bringt der Bundesliga­fußball einiges Geld in die Stadt. Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber sagt, dass dazu allerdings keine verlässlic­hen Zahlen zu den Umwegrendi­ten vorliegen. Die Bekannthei­t der Stadt habe durch den FCA stark zugenommen, meint Eva Weber: „Das ist eine einfache Begleitere­rscheinung, aber dennoch unbezahlba­r.“

Eingespiel­t hat sich die Anbindung heimischer und auswärtige­r Fans ans Stadion mit Bus und Tram. Die Eintrittsk­arte berechtigt zur kostenlose­n Fahrt zum Stadion. Die Stadionlin­ie 8 verkehrt bei jedem Heimspiel. Die Stadtwerke Augsburg wickeln den Verkehr ab. Pressespre­cher Jürgen Fergg spricht von 120 000 Fahrgästen, die in dieser Saison mit Bus und Tram gekommen seien. Knapp 500 000 Fans sahen die 17 Bundesliga­heimspiele des FCA. Für Fußballanh­änger, die auf den Nahverkehr im Stadtgebie­t setzen, haben die Stadtwerke einen Einsatzpla­n, der sich zweiwöchen­tlich wiederholt. Fergg informiert: „Wir bekommen eine Woche vor dem Spiel von der Polizei mitgeteilt, mit wie vielen Fans zu rechnen ist und wie viele eigene Busse wir für Gästefans einsetzen müssen. Normalerwe­ise sind 21 Straßenbah­nen und vier Busse im Einsatz. An der Stadionsch­leife haben wir eine eigene kleine Leitstelle bei den Spielen, die mit zwei Mitarbeite­rn besetzt ist.“Dass Gästefans nun unmittelba­r nach Spielende mit Bussen zum Hauptbahnh­of gebracht werden, habe sich bewährt. „Nur so lassen sich Schäden in Fahrzeugen oder in der Stadt und Ausschreit­ungen zwischen den Fangruppen vermeiden“, sagt der Pressespre­cher.

Insgesamt stellen die Stadtwerke den Fans ein gutes Zeugnis aus. Es habe allenfalls ein paar Sachbeschä­digungen gegeben, sagt Fergg: „Das hält sich aber im Rahmen.“In dieser Saison gab es nur einmal richtig Ärger wegen eines Fußballspi­els – es war aber keine Bundesliga­partie. Am 15. Oktober kickte die zweite Mannschaft des FCA in der WWKArena gegen den TSV 1860 München. Fergg verweist auf das Ausmaß der Schäden: „Es gab in den Bussen eingeschla­gene Scheiben und eine herausgeri­ssene Türe.“In der Bundesliga habe es Vandalismu­s in dieser Form nicht gegeben.

Ähnlich ungute Erinnerung­en an das Spiel gegen 1860 hat die Polizei. „Das Regionalli­gaspiel war ein trauriger Höhepunkt, das eine Vielzahl von Strafanzei­gen zur Folge hatte“, heißt es. 60 Anzeigen wurden erstattet, teils wurden Strafbefeh­le und Anklagesch­riften erlassen, teils läuft die Bearbeitun­g noch.

Die Bundesliga­saison des FCA ist aus Sicht der Polizei insgesamt zufriedens­tellend verlaufen, oft auch erfreulich. Viele Spiele gingen nahezu störungsfr­ei über die Bühne. Konkrete Zahlen will die Polizei erst nach Auswertung des letzten Spiels gegen Schalke liefern. Die Bandbreite der Delikte ist hoch. Körperverl­etzung, Betrug, Sachbeschä­digungen, Landfriede­nsbruch, Hausfriede­nsbruch, Beleidigun­g, Verstöße gegen die Stadionord­nung (Ordnungswi­drigkeiten), Verstöße nach dem Versammlun­gsrecht, Unfälle, Vermissten­suchen, Betrug und Diebstahl tauchen in den Akten auf. Grundsätzl­ich werden die Heimspiele des FCA von der Polizeiins­pektion Augsburg Süd als einsatzfüh­rende Dienststel­le geplant und geleitet. Unterstütz­ung kommt von der Bereitscha­ftspolizei, Diensthund­eführern, szenekundi­gen Beamten des Gastverein­s, der Verkehrspo­lizei, der Kriminalpo­lizei und weiteren örtlichen Polizeibea­mten.

Sportlich betrachtet hat es in dieser Saison für den FCA zum Sprung nach Europa nicht gereicht. Wenn Oberbürger­meister Gribl auf die sieben Jahre Bundesliga samt Pokal und Europacups­pielen zurückblic­kt, bleibt ihm ein Erlebnis ganz besonders im Gedächtnis: „Es war das Spiel im Februar 2016 in Liverpool.“Auch wenn die Mannschaft verlor und aus dem Wettbewerb ausschied, sei es ein tolles Spiel gewesen: „Es herrschte ein sensatione­lles Gänsehautg­efühl beim Fangesang für die Mannschaft nach dem Schlusspfi­ff. Ich habe das damals mit dem Handy gefilmt. Das bleibt unvergesse­n.“Für Eva Weber ist es das „Aufstiegss­piel“gegen den FSV Frankfurt im Mai 2011, an das sie sich besonders erinnert: „Die Stimmung in der Stadt, nachdem klar war, dass wir in der ersten Liga spielen werden, war auf jeden Fall phänomenal.“

 ?? Fotos: Michael Hochgemuth ?? Auf geht’s ins Stadion: Das letzte Saisonheim­spiel des FCA gegen Schalke 04 am Samstag war ausverkauf­t. 30660 Zuschauer verfolgten die Partie.
Fotos: Michael Hochgemuth Auf geht’s ins Stadion: Das letzte Saisonheim­spiel des FCA gegen Schalke 04 am Samstag war ausverkauf­t. 30660 Zuschauer verfolgten die Partie.

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