Augsburger Allgemeine (Land West)
Der FCA punktet auch außerhalb des Stadions
Das Leben in der Stadt hat sich durch den Erfolg des Fußballvereins verändert. Der Oberbürgermeister spricht von einem besonderen Gefühl. Das Heimspiel gegen Schalke hat Polizei und Stadtwerke nochmals gefordert
Es war zu der Zeit, als in der Bundeshauptstadt Berlin über die Bildung einer neuen Regierung verhandelt wurde. Mit dabei war Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl. Und irgendwie war an seiner Seite auch stets der FCA. Der Rathauschef erinnert sich: „Selbst am Rande der Koalitionsverhandlungen war der FCA oft Thema.“Die Fußballer aus Augsburg sind einfach bundesweit bekannt. Den Klassenerhalt hatte sich die Mannschaft von Trainer Manuel Baum in dieser Saison frühzeitig gesichert. Am Samstag gab es im ausverkauften Stadion im letzten Heimspiel eine 1:2-Niederlage gegen Schalke 04. Es war dennoch vor heimischer Kulisse ein würdiger Abschluss einer sportlich zufriedenstellenden Saison. Der FCA geht ins achte Bundesligajahr.
Für Gribl ist der Stellenwert des Bundesligisten sehr hoch einzuschätzen: „Der FCA hat nicht nur eine unbestritten starke Außen-, sondern auch eine ganz besonders wichtige Innenwirkung.“Man dürfe nicht vergessen, „dass der FCA den Menschen in unserer Stadt sehr viel bedeutet“. Damit sei er keine inhaltsleere Marke, sondern ein Stück echte und gelebte Identität für die Stadt Augsburg. Gribl: „Wir sind gemeinsam stolz auf den FCA, und dieses gemeinsame Gefühl macht Augsburg stark. Das ist, bei allem Respekt für den Marketingwert des FCA, für mich das fast wichtigere Kriterium.“
Wirtschaftlich betrachtet, bringt der Bundesligafußball einiges Geld in die Stadt. Wirtschaftsreferentin Eva Weber sagt, dass dazu allerdings keine verlässlichen Zahlen zu den Umwegrenditen vorliegen. Die Bekanntheit der Stadt habe durch den FCA stark zugenommen, meint Eva Weber: „Das ist eine einfache Begleitererscheinung, aber dennoch unbezahlbar.“
Eingespielt hat sich die Anbindung heimischer und auswärtiger Fans ans Stadion mit Bus und Tram. Die Eintrittskarte berechtigt zur kostenlosen Fahrt zum Stadion. Die Stadionlinie 8 verkehrt bei jedem Heimspiel. Die Stadtwerke Augsburg wickeln den Verkehr ab. Pressesprecher Jürgen Fergg spricht von 120 000 Fahrgästen, die in dieser Saison mit Bus und Tram gekommen seien. Knapp 500 000 Fans sahen die 17 Bundesligaheimspiele des FCA. Für Fußballanhänger, die auf den Nahverkehr im Stadtgebiet setzen, haben die Stadtwerke einen Einsatzplan, der sich zweiwöchentlich wiederholt. Fergg informiert: „Wir bekommen eine Woche vor dem Spiel von der Polizei mitgeteilt, mit wie vielen Fans zu rechnen ist und wie viele eigene Busse wir für Gästefans einsetzen müssen. Normalerweise sind 21 Straßenbahnen und vier Busse im Einsatz. An der Stadionschleife haben wir eine eigene kleine Leitstelle bei den Spielen, die mit zwei Mitarbeitern besetzt ist.“Dass Gästefans nun unmittelbar nach Spielende mit Bussen zum Hauptbahnhof gebracht werden, habe sich bewährt. „Nur so lassen sich Schäden in Fahrzeugen oder in der Stadt und Ausschreitungen zwischen den Fangruppen vermeiden“, sagt der Pressesprecher.
Insgesamt stellen die Stadtwerke den Fans ein gutes Zeugnis aus. Es habe allenfalls ein paar Sachbeschädigungen gegeben, sagt Fergg: „Das hält sich aber im Rahmen.“In dieser Saison gab es nur einmal richtig Ärger wegen eines Fußballspiels – es war aber keine Bundesligapartie. Am 15. Oktober kickte die zweite Mannschaft des FCA in der WWKArena gegen den TSV 1860 München. Fergg verweist auf das Ausmaß der Schäden: „Es gab in den Bussen eingeschlagene Scheiben und eine herausgerissene Türe.“In der Bundesliga habe es Vandalismus in dieser Form nicht gegeben.
Ähnlich ungute Erinnerungen an das Spiel gegen 1860 hat die Polizei. „Das Regionalligaspiel war ein trauriger Höhepunkt, das eine Vielzahl von Strafanzeigen zur Folge hatte“, heißt es. 60 Anzeigen wurden erstattet, teils wurden Strafbefehle und Anklageschriften erlassen, teils läuft die Bearbeitung noch.
Die Bundesligasaison des FCA ist aus Sicht der Polizei insgesamt zufriedenstellend verlaufen, oft auch erfreulich. Viele Spiele gingen nahezu störungsfrei über die Bühne. Konkrete Zahlen will die Polizei erst nach Auswertung des letzten Spiels gegen Schalke liefern. Die Bandbreite der Delikte ist hoch. Körperverletzung, Betrug, Sachbeschädigungen, Landfriedensbruch, Hausfriedensbruch, Beleidigung, Verstöße gegen die Stadionordnung (Ordnungswidrigkeiten), Verstöße nach dem Versammlungsrecht, Unfälle, Vermisstensuchen, Betrug und Diebstahl tauchen in den Akten auf. Grundsätzlich werden die Heimspiele des FCA von der Polizeiinspektion Augsburg Süd als einsatzführende Dienststelle geplant und geleitet. Unterstützung kommt von der Bereitschaftspolizei, Diensthundeführern, szenekundigen Beamten des Gastvereins, der Verkehrspolizei, der Kriminalpolizei und weiteren örtlichen Polizeibeamten.
Sportlich betrachtet hat es in dieser Saison für den FCA zum Sprung nach Europa nicht gereicht. Wenn Oberbürgermeister Gribl auf die sieben Jahre Bundesliga samt Pokal und Europacupspielen zurückblickt, bleibt ihm ein Erlebnis ganz besonders im Gedächtnis: „Es war das Spiel im Februar 2016 in Liverpool.“Auch wenn die Mannschaft verlor und aus dem Wettbewerb ausschied, sei es ein tolles Spiel gewesen: „Es herrschte ein sensationelles Gänsehautgefühl beim Fangesang für die Mannschaft nach dem Schlusspfiff. Ich habe das damals mit dem Handy gefilmt. Das bleibt unvergessen.“Für Eva Weber ist es das „Aufstiegsspiel“gegen den FSV Frankfurt im Mai 2011, an das sie sich besonders erinnert: „Die Stimmung in der Stadt, nachdem klar war, dass wir in der ersten Liga spielen werden, war auf jeden Fall phänomenal.“