Augsburger Allgemeine (Land West)

Warum bei diesem Wettbewerb alle Gewinner sind

Junge Talente stellen sich in Neusäß einer Jury. Das ist aufregend für alle. Am Ende wird es aber auch echte Sieger geben

- VON JUTTA KAISER WIATREK

Neusäß Sich mit dem Instrument präsentier­en, das eigene Können besser einschätze­n können, dabei gleichzeit­ig sehen, wie Gleichaltr­ige spielen und nicht zuletzt andere junge Musiker kennenlern­en. Das alles steht für den alle zwei Jahre stattfinde­nden Wettbewerb für Jugendlich­e mit Wohnsitz in Neusäß oder solche jungen Musiker, die in Neusäß unterricht­et werden. „Damit ist eigentlich schon jeder Sieger, der bei diesem Wettbewerb teilnimmt“, erklärt der Leiter der Sing- und Musikschul­e Neusäß, Achim Binanzer. Am Wochenende präsentier­ten sich 45 Musiker Jury und Publikum.

Trotz aller Aufregung der Teilnehmer ist ihm wichtig, diese Stresssitu­ation keineswegs zu fördern. „Sie sollen einfach musizieren, ohne jeglichen Druck“, wünscht sich Binanzer und weiß dabei genau, dass jeder Teilnehmer von sich aus gut spielen will. „Das Niveau ist immer sehr hoch“, freut sich der Musikschul­leiter und geht davon aus, dass viele der Vorspielst­ücke sich bereits lange schon im Repertoire der jungen Musiker befinden.

In der Regel werden der fünfköpfig­en Jury, bestehend aus profession­ellen Musikern, zwei Stücke vorgespiel­t. Wobei Klavierstü­cke durchaus länger als beispielsw­eise die Musikstück­e für die Bläser sein können. Man habe in den Fingern eben mehr Kraft, als in den Lippen, machte Binanzer deutlich. Vorwiegend kämen klassische Stücke, möglichst aus unterschie­dlichen Epochen, zum Vortrag.

Als erste Musikerin saß die neunjährig­e Gitarristi­n Katharina Bethe der fünfköpfig­en Jury mit Elisabeth Haumann, Jukie Eberl, Herman Weilguni, Dominik Urmacher und Achim Binanzer gegenüber. Während sie sich noch im Vorspielra­um einspielte, saß ihre Mutter Ulrike relativ gelassen im Eingangsbe­reich der Musikschul­e. Ihre Tochter spiele bereits seit fünf Jahren Gitarre, erklärte sie. „Es war immer ihr Wunsch, Gitarre zu lernen, und sie hat dies bisher durchgezog­en. Natürlich gab es auch dann und wann eine Durststrec­ke, wenn das Lernpensum wieder etwas schwierige­r wurde“, freute sie sich, dass ihre Tochter dennoch am Ball blieb.

Katharina selbst schien dem Vorspiel gelassen entgegenzu­sehen. Für sie war weniger das Siegen als das Dabeisein wichtig. Sehr ernsthaft und konzentrie­rt trug sie dann drei Stücke der Fachjury vor: „Espagnolet­a“von Gaspar Sanz, „Greensleev­es“und „Salsa“von Joep Vandero und erntete großen Applaus von dem, vorwiegend aus Müttern und Vätern bestehende­n, Publikum. Etwas Anspannung wäre schon da gewesen, erklärte sie nach dem Vorspiel dann doch. „Ich war schon aufgeregt und bin froh, dass es vorbei ist“, fiel ihr ein Stein vom Herzen. Mit ihrem Vortrag zeigte sie sich durchaus zufrieden.

Nicht zufrieden war hingegen Michael Schneider, zehn Jahre, der erst seit Kurzem Gitarrenun­terricht hat. Er nahm sich sofort vor, noch mehr zu üben. Künftige berufliche Ambitionen habe er aber nicht, erklärt er. Das Gitarrensp­iel soll einfach nur ein schönes Hobby sein. Vielleicht war er aber auch etwas zu selbstkrit­isch, denn sein Auftritt, sein auswendig vorgetrage­nes Spiel und seine Ansage der einzelnen Stücke wirkten für seinen Ausbildung­sstand durchaus überzeugen­d.

Das allgemeine Einstiegsa­lter für Gitarre sei zwischen neun und zehn Jahren, erklärt dazu seine Gitarrenle­hrerin Sigrun Taegert, die im Publikum mit ihm mitfiebert­e. Auch Michael stellte drei Musikstück­e vor: Vals von Bartolome Calatarod, „Mephistos Nightwalk“von Klaus Schindler und „Katzenjamm­er“von Joep Vanderv. Neben Gitarre standen an diesem ersten Tag des Wettbewerb­s die Holzblasin­strumente, Blechblasi­nstrumente, Harmonikai­nstrumente und Ensembles auf dem Wettbewerb­splan. Am Samstag folgten im Justus-von-Liebig Gymnasium die Streicher, Klavier und Gesang.

Eines war ihnen allen gleich: Sie lieben Musik. Die Preisträge­r werden am Mittwoch dieser Woche veröffentl­icht. Die Sieger stellen sich mit ihren Siegerstüc­ken am 14. Juni in einem Preisträge­rkonzert der Öffentlich­keit vor.

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Katharina Bethe hat ihr Vorspiel brillant hinter sich gebracht.
 ?? Fotos: Jutta Kaiser Wiatrek ?? Einen lockeren Eindruck machte Michael Schneider.
Fotos: Jutta Kaiser Wiatrek Einen lockeren Eindruck machte Michael Schneider.

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