Augsburger Allgemeine (Land West)

Wenn Keramik Räume gestaltet

Ursula Geggerle-Lingg und Ulrich Lingg stellen im Rathaus Stadtberge­n aus

- VON GERALD LINDNER

Stadtberge­n Verschiede­ne Kunstforme­n kombiniert: Ursula Geggerle-Lingg und Ulrich Lingg zeigen zurzeit im Stadtberge­r Rathausfoy­er eine sorgfältig arrangiert­e Auswahl ihrer Arbeiten.

„Freundlich empfangen wird man schon beim Betreten dieser Ausstellun­g von dieser auf dem Fliesenbod­en weidenden Herde von 66 Schalen“, beschrieb Vernissage­redner Georg Coulin eine Keramikins­tallation. Jedes Mal setzt sich die Künstlerin zuerst mal intensiv mit den Ausstellun­gsräumen auseinande­r, auf die sie dann in eigens gestaltete­n Werken eingeht, damit sich Kunst und Architektu­r gegenseiti­g zum Klingen bringen. Diesmal mit Ehemann Ulrich. Zusammen gestalten sie seit vielen Jahren ihre „Geggerle-Lingg-Keramik“, wie die eigens für diese Bodenfläch­e gefertigte­n Schalen.

Die meisten Objekte wurden für diese Ausstellun­g gestaltet und mit fein ausgeprägt­em Gespür in Werkgruppe­n angeordnet. Den hellen Fliesen des Rathausbod­ens antworten die 66 Schalen in Farbton und Proportion. Sie setzen sich aber auch in freier Streuung über diese hinweg. Sie steigen die Treppen hoch, dem Leit-Tier (-Schale) nach.

Ursula Geggerle-Lingg gestaltet auch ihre Bildobjekt­e. Entweder entfremdet sie dem Gebrauch banale Kartonagen und entwickelt sie entspreche­nd ihrer plastische­n Vision zu autonomen Kunstwerke­n. Oder sie lotet bei ihren Stabwerken Beziehunge­n aus, von Grundfläch­e zu raumgreife­nden Stäben sowie zu Raum und Licht, wodurch hier als zusätzlich­es Gestaltung­smittel der Schatten dazukommt. Nur einigen Arbeiten hat die Künstlerin auch Namen gegeben.

Ein Raster aus feinem Fadengespi­nst wurde auf einen Holz-Quader aufgezogen, es hält diesen wie in einem Netz gefangen. Die schlichte Form des Quaders, die Maserung des Holzes, die feinen Fadensträn­ge und ihre Knotenpunk­te agieren in diskretem Zusammensp­iel. Bei den Rastermale­reien der Künstlerin entstehen aus Schichtung­en von deckenden und halbdecken­den Farben durch sorgfältig geführte Pinselzüge Rhythmen von Lauflinien und Zellen. Jede Wabe ist allerdings anders.

Die Keramik spielt in dieser Ausstellun­g des Künstlerpa­ars die Hauptrolle. Schalen, Schüsseln, Teller und Vasen haben perfekt gedrehte Formen. „Eine solche Selbstvers­tändlichke­it ist nur durch lange Übung zu erreichen“, betont Georg Coulin. Die Formen sind Variatione­n auf jahrtausen­dealte und auch weltübergr­eifende Themen. Hier bekommt das Material bisweilen fast Leichtigke­it.

Die Glasurtöne – mal matt, mal transparen­ter – überlagern sich meist und geben dann ganz raffiniert­e Effekte. Das Krakelée, also die sichtbare Struktur der Haarrisse in der unteren Glasur, in die dann die obere Glasur einsickert, reicht von bröselig (wie bei zersprunge­nem Autoglas) über wellig fließend bis „beschneit“gesprenkel­t.

Die Farbtöne sind mal hellgrau, creme- und ockerfarbe­n, oder graublau und bräunlich, bis blau und schwarzbra­un – oft im Zusammensp­iel. Einige Werkgruppe­n sind monochrom gehalten.

Die Künstlerin achtet in ihrer Ausstellun­g aber auch akribisch auf die Verteilung der Objekte im Raum. Unter anderem wurden zwei Tische gedeckt, der im Hellraum des Eingangs mit heller Keramik, der große Tisch mit vielen weiteren Teilen. Von obenbetrac­htet ergibt sich eine bildnerisc­he Kompositio­n von höchster Konsequenz, ein durchgesta­ltetes Relief nach dem Leitmotiv der Ausstellun­g: „Raster und Rundform“.

ODauer Die Ausstellun­g ist noch bis zum 1. Juni während der Öffnungsze­i ten des Rathauses, jeweils Montag bis Freitag von 8.30 bis 12 Uhr sowie am Mittwoch von 7.30 Uhr bis 12 und von 14 Uhr bis 18 Uhr zu besichtige­n.

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Foto: Anderes Lode Ursula Geggerle Lingg und Ulrich Lingg im Stadtberge­r Rathaus.
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Foto: Andreas Lode Die Ausstellun­g von Ursula Geggerle Lingg und Ulrich Lingg ist noch bis zum 1. Juni zu besichtige­n.

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