Augsburger Allgemeine (Land West)
Kunst im Grünen
Mit dem Skulpturenpark in Günzburg wird Kultur für jedermann zugänglich. 30 Künstler beteiligen sich mit ihren Werken an dem Pfad durch die Stadt – drei von ihnen wurden jetzt ausgezeichnet
Günzburg Der Skulpturenpark ist eröffnet. Unter großer Publikumsbeteiligung gaben Oberbürgermeister Gerhard Jauernig und der scheidende Off-Art-Präsident Ralf Strassner den offiziellen Startschuss für ein erneutes Jahr der Kunst im öffentlichen Raum. An dem dritten Skulpturenpark in der Stadt haben sich 20 auswärtige Künstler und zehn Off-Art-Mitglieder beteiligt. Die Jury hat sich für drei Kunstwerke entschieden, die markante Zeichen auf dem Kunstparcours durch Günzburgs Innenstadt setzen.
Mit dem Skulpturenpark wird Kunst in den öffentlichen Raum getragen, sie wird für jedermann zugänglich, ohne die Schwelle einer Museumstüre zu überwinden. Gerhard Jauernig betonte, wie sehr diese Kunstwerke das Gefühl für die Stadt verändern kann: Einheimischen werde ein neuer Blick auf ihre Heimat ermöglicht, Auswärtige werden positiv überrascht. Die Stadt werde auch im Rahmen des Skulpturenparks wieder Ankäufe tätigen, versicherte der Oberbürgermeister. Dem Festakt schloss sich ein mehrstündiger Rundgang an, bei dem Ralf Strassner und die Künstler die Exponate erklärten. Die Schar der gut hundert Kunstinteressierten wuchs weiter an, denn ein Passant schloss sich kurzerhand der Gruppe an.
Der ausgeschilderte Skulpturenpark, in einem hilfreichen kleinen Katalog beschrieben, führt von der Sparkassenzentrale vorbei am Lannionplatz zum Dossenbergerhof. Vom Hofgarten geht es die neue Anlage auf dem ehemaligen Radbrauereigelände hinunter zum Amtsgericht und der dahinter liegenden Grünanlage mit Gewässer. Im Hofgarten, vor dem Hotel, ist der „Tisch“von Franz-Ferdinand Wörle platziert. Juror Theo Krötzinger erläuterte die Preiswürdigkeit des Kunstwerkes. Der Bayer habe ein alltägliches Stück zum Kunstobjekt gemacht. Außergewöhnlich an diesem Tisch ist der Kontrast zwischen der konstruktivistischen Wirkung der deutlich herausgearbeiteten Tektonik mit den über die Tischplatte hinausragenden Füßen und dem spielerischen Umgang mit der geometrischen Form, die sich in der geschwungenen Platte zeigt. Herausragend auch die permanch fekte handwerkliche Verarbeitung des Werkes.
Auf dem weiteren Weg traf die Gruppe auf das erstplatzierte Kunstwerk, das „Tor“, auf halber Höhe zwischen Ober- und Unterstadt positioniert. Barbara Quintus informierte über die Vita des Heidelberger Künstlers Günter Braun, der bereits mehrfach ausgezeichnet wurde und sich auf figürliche Objekte in Holz und Stein im öffentlichen Raum konzentriert. Sein Tor aus schwarzem Granit stehe im Spannungsfeld von Vollkommenheit und Brüchen.
Vorbei an zahlreichen bemerkenswerten Kunstobjekten ging es weiter Richtung Amtsgericht. In der Grünanlage, in dem kleinen Bach mit Insel, findet der Skulpturenparkbesucher das drittplatzierte Kunstwerk des Düsseldorfer Künstlers Dirk Balke. Es zeichnet sich durch seine besondere Lage aus. Wie Ralf Strassner erklärte, war es nicht einfach, den „Actaeon“auf die Insel zu verfrachten und dort stabil zu verankern. Die schneeweiße Figur mit dem Hirschgeweih sitzt am Ufer, die Füße im Wasser, in dem sie sich spiegelt. Die Figur verkörpert einen Spanner, der Diana, die griechische Göttin der Jagd beobachtete und dafür in einen Hirschen verwandelt wurde, der von seinen eigenen Hunden gerissen wurde.
Mit dieser tragischen Geschichte wollte Ralf Strassner den Rundgang nicht beenden. Das Finale bildeten die Säulen der Off-Art-Künstler, auf denen, entlang der Schöblstraße unterhalb des Amtsgerichtes, die Geschichte der Stadt von der Prähistorie bis zur Gegenwart dargestellt ist. Dabei konnte jeder der Künstler seine eigene Vorstellung und stilistische Besonderheit einbringen. Entstanden ist ein historisches Bilderbuch, das ebenso individuell wie allgemein gültig ist.