Augsburger Allgemeine (Land West)
Professionell, emotional und unterhaltsam
Der Bläserphilharmonie Ehgatten gelingt ein toller Auftakt zum Kultoursommer
Emersacker Leidenschaft, Freude und Begeisterung waren dabei, als die Bläserphilharmonie Ehgatten den Startschuss für den Kultoursommer im Holzwinkel gegeben hat. Noch bis zum Oktober gibt es in der Veranstaltungsreihe etwa 40 Aktionen. Schon der Auftakt war ein Höhepunkt. Unter der Leitung von Markus Peter (traditionell im blauen Dirigenten-Anzug) hatte das sinfonische Blasorchester schon nach den ersten Takten des Werkes „La Clemenza de Tito“von Wolfgang Amadeus Mozart die Besucher in Emersacker aufhorchen lassen und ein musikalisches Feuerwerk gezündet, das es in sich hatte.
Überraschend war das Programm sowieso, denn die Musiker begeisterten sie mit unterschiedlichen Stilarten. Wer an diesem Abend Dirigent und Leiter Robert (Bob) Sibich erwartet hatte, wurde dennoch nicht enttäuscht. Markus Peter hat es drauf: Er ist nicht nur der geborene Entertainer, er dirigierte, er tanzte und genoss das Konzert aus vollen Zügen. Und das kam bei den Musikern und beim Publikum an. Immerhin gab es doch nur eine Probe vor dem Konzert. Und die fand noch am Vormittag statt.
Das Orchester steht auf Herausforderungen, erklärte Julia Nieberle, die mit ihrer kurzweiligen Moderation durchs Programm führte. Dass das Vereinsheim des FC Emersacker als Ausweichquartier für den derzeit wegen Renovierungsarbeiten geschlossenen Holzwinkelsaal einspringen musste, tat akustisch gesehen keinen Abbruch. Vielleicht war es auch gut so, denn der Holzwinkelsaal wäre – für die wohl aufgrund der Straßensperrung zwischen Welden und Adelsried nicht so zahlreich erschienenen Zuhörer – doch zu groß gewesen. Temperamentvoll bis frech und ungemein emotional konzipiert war das nächste Stück von Thiemo Kraas mit dem fantasievollen Namen „Imagasy“. Was sich dahinter verbirgt, erklärte Nieberle: „Es ist ein Neuwort, das sich aus den englischen Begriffen „imagination“und „fantasy“zusammensetzt.“Die zu Beginn getragene Melodie „Hymne à la musique“von dem französischen Komponisten Serge Lancen wurde nacheinander von verschiedenen Instrumentengruppen interpretiert. Am Ende kamen Schlagzeug, Trompeten und Paukenschläge zum Einsatz, die zu einem klanggewaltigen Schluss führten.
Nach der Pause ging es mit dem bekannten Stück „Englisch Folk Song Suite“von Ralph Vaughan Williams weiter, das zu den großen Meilensteinen in der Geschichte der Blasorchestermusik gehört. Ja, es gibt sie doch, die unvergessenen musikalischen Momente wie die Highlights aus dem Musical Elisabeth. Dafür gab es am Ende viel Applaus für die Interpretation dieses Stücks, das wie ein romantisches Märchen begann und sich doch schnell zu einem Drama voller Entbehrungen und Machtkämpfen entwickelte. Und dann gab es viel Beifall von der Bläserphilharmonie an das Publikum, bevor das letzte Stück „Hine e Hine“erklang – ein Maori-Volkslied, das als inoffizielle Nationalhymne Neuseelands gilt. Und mit Nummern aus Quincy Jones „Songs of the Wizz“gab es dann auch noch einen richtigen Volltreffer als Zugabe. Die lockere Atmosphäre und das hohe Maß an Professionalität und Können schenkten dem Publikum einen unvergesslichen Abend. Besser hätte der Auftakt zum Kultoursommer nicht verlaufen können.