Augsburger Allgemeine (Land West)

Im Einsatz für die Einsatzkrä­fte

Klaus Schrall aus Langenreic­hen hat eine ganz besondere Weiterbild­ung absolviert. Er ist jetzt ein Peer, der Feuerwehrk­ameraden nach belastende­n Einsätzen mit Rat und Tat zur Seite steht

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Meitingen Sie sind vor Ort, wenn es brennt oder wenn sich ein Unfall ereignet hat. Sie sind gut ausgebilde­t, wissen, wo sie anpacken müssen, und retten Leben. Im Falle eines Einsatzes funktionie­ren sie. Die Rede ist von den Einsatzkrä­ften, die als freiwillig­e Feuerwehrl­eute für Sicherheit und Erstversor­gung sorgen. Doch was, wenn ein Einsatz die Einsatzkrä­fte nicht loslässt? Dann sind auch sie in der Situation, Hilfe zu benötigen. Und zwar qualifizie­rte Hilfe.

Klaus Schrall ist Mitglied der Freiwillig­en Feuerwehr Langenreic­hen und hat sich für eben diesen Spezialfal­l fortgebild­et. Im vergangene­n Jahr hat der 44-Jährige die Ausbildung mit der Abkürzung PSNV-E absolviert. Dieses Kürzel steht für Psychosozi­ale Notfallver­sorgung. Das E weist darauf hin, dass die Notfallver­sorgung den Einsatzkrä­ften zuteilwird. Die PSNVB-Ausbildung ist das Pendant, bei der es um die Betreuung der Betroffene­n (B) geht. Schrall ist nun ein PEER, ein Teammitgli­ed, das sich dazu qualifizie­rt hat, Feuerwehrk­ameraden vor, während und nach belastende­n Einsätzen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Der Kommandant von Langenreic­hen, Matthias Fay, habe bei ihm angefragt, ob diese Weiterbild­ung nicht etwas für ihn sei, erinnert sich der 44-Jährige, der nach seinem Umzug nach Langenreic­hen vor acht Jahren als Quereinste­iger zur Feuerwehr kam. Der Polizist brachte bereits von Berufswege­n die besten Voraussetz­ungen für diese Aufgabe mit. Seit seiner Schulung, die er in Abendkurse­n absolviert hat, kann er nun landkreisw­eit eingesetzt werden.

Zur Nachbereit­ung eines belastende­n Einsatzes wurde Schrall bislang noch nicht gerufen, Prävention­smaßnahmen habe er zwischenze­itlich allerdings bereits abgehalten. Wehren im Landkreis, die ihre aktiven Feuerwehrl­eute auf die psychische­n Belastunge­n während eines Einsatzes vorbereite­n wollen, können diese Seminare in Anspruch nehmen. Zudem sind die Präventivs­eminare Teil der Modularen Truppausbi­ldung, die jeder aktive Floriansjü­nger heute als Grundausbi­ldung absolviere­n muss.

Ob ein Einsatz in die Kategorie „belastende­r Einsatz“fällt, das stellt sich meist erst später heraus. „Merken die Kameraden Veränderun­gen an einer Einsatzkra­ft, sprechen sie in erster Instanz den Kommandant­en der Wehr an“, erklärt Schrall das Prozedere. Über die Integriert­e Leitstelle (ILS) in Augsburg kann die organisato­rische Leitung des Teams (Silvia Gründler und Thomas Ullmann) alarmiert und zum Einsatz geschickt werden. Als ausgebilde­ter Peer kann Schrall dann anrücken – oder Wolfgang Eberle von der Freiwillig­en Feuerwehr Herbertsho­fen, der ebenfalls die Weiterbild­ung absolviert hat. Sind Gespräche nicht ausreichen­d, um Schlafprob­leme oder Stresssymp­tome zu mindern, die auf einen belastende­n Einsatz zurückzufü­hren sind, unterstütz­t der Peer bei der Vermittlun­g psychosozi­aler Hilfen.

Für Schrall war die Weiterbild­ung eine gute Sache, deren Ziel er ganz klar vor Augen hat: „Es geht um den Erhalt der Einsatzkra­ft.“Mit einer Mischung aus Erfahrung, Willenskra­ft und Verständni­s dafür, dass es speziell ausgebilde­te Einsatzkrä­fte wie Schrall und Eberle braucht, ist es so langfristi­g möglich, die Einsatzkra­ft der freiwillig­en Helfer zu erhalten.

 ?? Symbolfoto: Marcus Merk ?? Feuerwehre­insätze sind Stress pur, manche Bilder bleiben im Kopf. Wer reden will, findet in Klaus Schrall einen geschulten Ansprechpa­rtner.
Symbolfoto: Marcus Merk Feuerwehre­insätze sind Stress pur, manche Bilder bleiben im Kopf. Wer reden will, findet in Klaus Schrall einen geschulten Ansprechpa­rtner.

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