Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein langer Weg zum Erfolg
Flurneuordnung Siegertshofen bringt für alle Beteiligten Verbesserungen. Wie Ökologie und Landwirtschaft gestärkt werden
Fischach Siegertshofen „Von dem Projekt profitieren alle: die Grundstückseigentümer, die Landwirte und die Marktgemeinde Fischach, aber auch Natur und Landschaft.“Zu diesem Ergebnis kam der Baudirektor am Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben, Ludger Klinge, in seiner Festrede im Vereinsheim am Kirchberg. Die Abschlussfeier zur Flurneuordnung Siegertshofen setzte nun offiziell den Schlusspunkt über ein insgesamt fast zwei Jahrzehnte dauerndes Verfahren.
Die Flurbereinigung hatte das Ziel, der Landwirtschaft die Infrastruktur für eine wettbewerbs- und zukunftsfähige Bewirtschaftung zu geben und damit die Existenzgrundlage der Betriebe zu sichern. Klinge sprach zudem die notwendige Entwicklung bei Verkehrserschließung, Biotopvernetzung und Hochwasserschutz an. Diese Projekte seien von bleibendem Wert, betonte er.
Als eine große Herausforderung nannte der Baudirektor die vielen zersplittert gelegenen kleinen Grundstücke. „Für eine rentable und effizient arbeitende Landwirtschaft ein absoluter Hemmschuh.“Jetzt betrage die durchschnittliche Größe 1,3 Hektar gegenüber zuvor von 0,4 Hektar. „Dadurch werden die Bewirtschaftungskosten jährlich um rund 150 Euro pro Hektar gesenkt“, verdeutlichte der Festredner.
Größtenteils nicht zeitgemäß war in Siegertshofen außerdem die Erschließung der alten Grundstücke. Geändert wurde dies durch den Aus- und Neubau von elf Kilometern Wirtschaftswegen. Ein Teil dieser Wege erfülle darüber hinaus die Funktion als Rad- und Wanderweg, freute sich Klinge.
Er verwies darauf, dass der Erhalt und die Sicherung der Kulturland-
wichtige Verfahrensziele gewesen seien. Die Teilnehmergemeinschaft (TG) trug diesem Punkt Rechnung durch eine Neuanlage und Bestandssicherung von 7,4 Hektar landschaftlich bedeutender
Standorte. Damit seien ökologische Flächen erheblich vergrößert worden, so Klinge. Mit der kompletten Abmarkung und Vermessung des Gebiets wurden ferner eine nachhaltige Eigentumssicherheit gewährschaft
leistet und eventuelle nachbarschaftliche Grenzprobleme entgegengetreten.
Der Baudirektor sprach von einer guten Partnerschaft zwischen Marktgemeinde, Grundstückseigentümer und der TG. Dadurch konnten durch eine gezielte Bodenordnung Projekte der Kommune wie die Flächenbereitstellung zum Hochwasserschutz unterstützt werden. Wie gut das Miteinander war, zeigte sich letztlich darin, dass die Flurneuordnung ohne gerichtliche Auseinandersetzungen über die Bühne ging, obwohl die verschiedensten Interessen und Ansprüche unter einen Hut zu bringen waren. Klinge attestierte in diesem Zusammenhang Hans-Jörg Raffler großes Verantwortungsbewusstsein. Als örtlich Beauftragter der TG Flurbereinigung Siegertshofen war Letzterer Bindeglied zwischen dem beamteten Vorstandsvorsitzenden und den beteiligten Grundeigentümern sowie der Gemeinde.
Bürgermeister Peter Ziegelmeier hob bei der Feier die Produktionsund Arbeitsbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft hervor. Sie seien jetzt ganz erheblich verbessert, resümierte er. Das Verfahren selbst bezeichnete er als „sehr gelungen“. Ins gleiche Horn stieß der Vorsitzende des Vorstands der TG, Bernhard Atzkern: Alle Ziele seien erreicht worden.
Viel Beifall fand die Flurneuordnung ebenso von landespolitischer Seite. Sowohl Carolina Trautner, die neue Staatssekretärin im bayerischen Kultusministerium, als auch Landtagsabgeordneter Herbert Woerlein führten unisono in erster Linie die Verbesserung der Agrarstruktur und die Stärkung der Ökologie vor Ort an. „Heute ist ein guter Tag für Siegertshofen“, bilanzierte Woerlein.
Vor dem Festakt, bei dem die Musikkapelle Siegertshofen unter der Leitung von Michael Bob mit flotten Klängen aufspielte, fand in der Flur ein Gottesdienst mit Pfarrer Sebastian Nößner statt. Dabei segnete er auch die beiden der TG zur Verfügung gestellten und mittlerweile renovierten Feldkreuze.